Verfasser
Hugo R. Vogel
72793 Pfullingen
Scheffelweg 51
Alle
Photos
stammen
vom Verfasser.
Das
Recht der
Vervielfältigung jeglicher Art
behalte ich mir
vor.
Datum
der
ersten
Fassung: 25. Febr. 1975
Letztes
Update : 14.02.2022
Der
Verfasser
__________________________________________________________________
Inhaltsangabe
Vorwort
1. Die Chance des
Diabetikers zu überleben
1.1 Die
Zuckerkrankheit vor der Entdeckung des Insulins.
1.2. Das
diabetische Coma als Todesursache einst und
jetzt.
2. Die Chance,
die Manifestation eines Diabetes durch die
Kenntnis seiner Ursachen zu verhindern bzw.
hinauszuzögern
2.1. Genetische
Anlage
2.2.
Überernährung
2.3.
Insulinantikörper als Ursache
2.4.
Virusinfektion als Ursache
3. Die Chance für
ein Leben in " bedingter Gesundheit",
auch bei absolutem Insulinmangel
3.1
Eigenschaften des Insulins
3.2
Insulinspritzen und Zubehör
3.3
Insulininjektion
3.4
Nebenwirkungen des Insulins
3.5 Der
hypoglykämische Schock als akute
Komplikation der Insulinbehandlung
4. Die Chance,
durch eine geeignete Ernährung (Diät)
auch mit
Diabetes gesund zu bleiben
4.1 Allgemeine
Richtlinien der Diabetesdiät
4.2 Beispiel
einer Einstellung
4.3 Spezielle
Diabetikernahrungsmittel und Süßstoffe.
4.4 Diabetes im
Urlaub
4.5 Legale
Drogen bei Diabetes mellitus
4.5.1 Alkohol
4.5.2 Nikotin
4.5.3 Koffein
5. Die Chance,
durch Selbstkontrolle des
Stoffwechsels
die Gesundheit zu erhalten.
5.1 Die
älteste Glucosebestimmungsmethode
5.2 Die klassische,
chemische Methode
5.3 Die
Polarisationsmethode
5.4 Die
chromatographische Methode
5.5 Die
enzymatische Methode
5.6 Die
photometrische Methode
6. Die Chance,
durch Früherkennung eines
Diabetes die
Gesundheit zu erhalten.
6.1 Diabetes -
Vorsorgeuntersuchungen
6.2 Die
Verbreitung
der Zuckerkrankheit
7. Die
Chancen des
diabetischen Kindes
7.1 Die
körperliche Entwicklung
(Stoffwechsel physiologischer Aspekt)
7.2. Die
geistig-seelische Entwicklung
8. Die
gesellschaftlichen Chancen des
Diabetikers
8.1 Der
Diabetiker
im Beruf
8.2 Diabetes
und
Wehrdienst
8.3 Der
Diabetiker
im Verkehr
8.4 Die
Versicherung und Steuer
8.5
Diabetikerausweis
8.6 Der Kinderwunsch
9. Chance
einer
Heilung / Alternative Behandlungs-Methoden
9.1 Die
Zellulartherapie
9.2 Heilung
durch
Transplantation von
Langerhans-Inseln
9.3. Heilung durch Zellfusion
9.4. Die künstliche
Bauchspeicheldrüse
9.5. Heilung durch Gen - Reparatur
Literaturangabe
__________________________________________________________________
Vorwort:
Zum
Weltgesundheitstag 1971 äußerte sich Frau Käthe
Strobel, Bundesminister für
Jugend, Familie und Gesundheit folgendermaßen: " Das Motto des
diesjährigen Weltgesundheitstages 'lebenstüchtig auch mit
Diabetes '
kennzeichnet einen deutlichen Wandel in der Auffassung über die
Zuckerkrankheit. Moderne Früherkennung und Frühbehandlung
ermöglichen es heute
dem Diabetiker, seine Rolle in der Familie, im Erwerbsleben und in der
Gesellschaft zu übernehmen, ohne dabei als Kranker und Behinderter
in allem
zurückstehen zu müssen.
Der
Mensch
kann
auch mit Diabetes
lebenstüchtig sein!" (1)
Da ich seit meinem
2-ten Lebensjahr mit dem Diabetes lebe, stellte sich mir die Frage:
Kann der
Mensch auch mit Diabetes lebenstüchtig sein, hat er die Chance,
ein erfülltes
Leben trotz seiner Krankheit zu leben? Dies bringt mit sich, dass
ich
mich mit diesem Thema schon seit Jahrzehnten beschäftige. Ich
werde im
Folgenden, die Chancen des Diabetikers, die auch meine eigenen
sind,
zusammenzustellen. Ich hoffe, jede nur mögliche Chance
wahrzunehmen, die sich
bietet.
Indem
wir uns
auf
unsere gesundheitlichen
Probleme konzentrieren, wachsen diese.
Indem
wir uns
auf
unsere Chancen
konzentrieren wachsen diese.
Das ist
unsere
Chance.
Literatur:
(1)
_________________________________________________________________
1.
Die Chance des
Diabetikers zu überleben
Betrachtet man die
Chancen
des Diabetikers von heute, so kann man zunächst eine
grundsätzlich positive
Feststellung treffen.
Der Diabetiker von heute hat die Chance trotz seiner Krankheit zu
überleben.
Diabetes mellitus ist keine tödlich verlaufende Krankheit mehr,
denn es ist
unter Zuhilfenahme moderner
Behandlungsmethoden möglich geworden, dem Diabetiker zunächst
einmal das Leben
zu retten. Jeder Diabetiker, den man aus dem Coma gewissermaßen 5
vor 12 ins
Leben zurückgeholt hat, wird
bestätigen, dass ihm dadurch ein zweites Leben geschenkt wurde.
Es gilt, sich dieser Tatsache bewusst zu werden, und sie entsprechend
zu
würdigen.
Oder wie es Herr Leder der ehemalige erste Vorsitzende des Deutschen
Diabetiker
Bundes Landesverband Baden Württemberg e.V. ausdrückte: " Jeder gewonnene Tag ist ein Sieg
für uns " .
__________________________________________________________________
1.1
Die
Zuckerkrankheit vor der Entdeckung des Insulins
Wenn vor der
Entdeckung des Insulins ein Arzt seinem Patienten mitteilen musste,
daß er an
Diabetes leide, so bedeutete das ein Eingeständnis seiner
Machtlosigkeit
gegenüber einer furchtbaren Erkrankung, die in kurzer Zeit zum
Tode führen
mußte.
Im Jahr 1896
verglichen die Forscher Klebs und Munk zum ersten mal die
Stoffwechselvorgänge,
die nach einer Entfernung der Bauchspeicheldrüse auftreten mit der
damals schon
gut bekannten Zuckerkrankheit. Aber sie konnten den Zusammenhang
zwischen der
Entfernung der Bauchspeicheldrüse und der Zuckerkrankheit nicht
beweisen. Sie
hatten in Ihren Versuchen die Bauchspeicheldrüse nicht
vollständig entfernt.
Dieser Fehlschlag zeigt, welch großer Sicherheitsfaktor im
Regulationssystem
Bauchspeicheldrüse steckt und wie groß das
Regenerationsvermögen dieser
Hormondrüse ist. Im selben Jahr (1869) beschrieb Langerhans das in
der
Bauchspeicheldrüse verbreitete Epithelgewebe, das sich von dem
Gewebe
unterscheidet, von welchem der Verdauungssaft in den Verdauungstrakt
abgesondert wird. Ihm zu Ehren werden diese Inseln bis heute
Langerhanssche
Inseln genannt. Ihre Funktion und ihre Bedeutung für den
Stoffwechsel hat er
allerdings nicht erkannt. Erst die kanadischen Forscher Banting und
Best
bereiteten 1921 den ersten hormonal wirksamen Extrakt aus der
Bauchspeicheldrüse. Das kristallisierte Hormon wurde erstmals von
Abel im Jahre
1927 gewonnen.
Heute gibt es
nicht nur gentechnisch hergestellte Humaninsulin, sondern sogar
Insulin-Analoga
mit denen der Diabetes behandelt werden kann.
Ich gehe
allerdings davon aus. dass das über Millionen Jahre
evolutionär getestete
Human-Insulin den Insulinanaloga überlegen ist.
Literatur:
(1) und
(2)
__________________________________________________________
1.2
Das diabetische Coma als
Todesursache, einst und jetzt
Das griechische
Wort "coma" bedeutet fester, tiefer Schlaf. Die Bewusstlosigkeit ist
ein entscheidendes Zeichen des diabetischen Comas. Man nimmt heute an,
dass die
Bewusstlosigkeit im Coma diabeticum durch einen erhöhten
Natriumgehalt des
Liquor cerebrospinalis oder durch einen Wasserentzug aus den
Gehirnzellen
hervorgerufen wird.
Man unterscheidet
in der Medizin heute drei Formen des diabetischen Coma. Das eigentliche
ketoazidotische Coma diabeticum, welches das Endstadium des nicht
behandelten
Diabetes mellitus darstellt und zwei weitere relativ seltene Formen,
das bei
unbehandelten Altersdiabetikern vorkommende, nicht azidotische Coma und
das bei
Biguanidtherapie auftretende laktazidotische Coma. Die klassiche und
häufigste
Form, das ketoazidotische Coma ist, wie die beiden anderen Formen,
letztlich
auf einen absoluten oder relativen Mangel an Insulin
zurückzuführen.
Normalerweise
besteht im Körper ein dynamisches Gleichgewicht zwischen
Fettaufbau und
Fettabbau. Der Fettaufbau ist dabei abhängig vom Vorhandensein des
Insulins,
der Fettabbau jedoch nicht. Fehlt nun das Insulin oder ist es in zu
geringer
Menge vorhanden, so wird der Eintritt der Glucose in die Fettzelle und
damit
die Bildung von Alpha-Gyzerinphosphat verhindert, dadurch kann die
Fettzelle
die Triglyzerid - Synthese nicht in ausreichendem Maße
durchführen, denn
Alphaglyzerinphosphat kann die Fettzelle nicht selbst aufbauen. Da
jetzt der
Fettaufbau eingeschränkt ist, während jedoch der Fettabbau
unvermindert weiter
stattfindet, wird das Fließgleichgewicht zu Gunsten des
Fettabbaues gestört.
Aus den Fettzellen gelangen jetzt freie Fettsäuren und Glyzerin in
das Blut.
Diese werden in der "Chemiefabrik des Körpers", in der Leber, zu
Triglyzeriden resynthetisiert zur Cholesterinsynthese verwendet oder in
Ketonkörper, Betahydroxybuttersäure, Acetessigsäure und
Aceton umgewandelt.
Durch Anhäufung dieser Ketonkörper kommt es schließlich
zu einer Übersäuerung,
der sogenannten Ketonämie und durch den verminderten Eintritt der
Glucose in
die Zellen kommt es schließlich zur Überzuckerung des
Blutes, der sogenannten
Hyperglykämie.
Der Körper
versucht nun diese Stoffe auf verschiedene Weise aus dem Körper zu
eliminieren.
Nachdem der Blutzuckerwert die Höhe der Nierenschwelle von ca. 170
- 180 mg/dl
erreicht hat ist die Rückresorption der Glucose aus dem
Primärharn im
Tubulussystem der Nieren nicht mehr vollständig und es kommt zur
Ausscheidung
von Glucose im Harn. Bei schwerem Diabetes können täglich
mehrere Hundert Gramm
Glucose ausgeschieden werden, was natürlich einen enormen
Energieverlust für
den Körper bedeutet. Ketonkörper werden im Harn und über
die Atmung
ausgeschieden. Es zeigt sich das klinische Bild der Kussmaulschen
Atmung und
der Glucosurie. Hyperglykämie und Ketonämie des Blutes haben
eine osmotische Diurese zur Folge, welche sich deshalb schwerwiegend
auswirkt,
weil der Wasserverlust durch die Nieren im Coma diabeticum nicht durch
vermehrte Flüssigkeitsaufnahme ausgeglichen werden kann, denn die
Patienten
sind apathisch bzw. bewusstlos. Erbrechen, Durchfälle und
Kussmaulsche Atmung
bewirken weitere Flüssigkeitsverluste. Es kommt zunächst zum
Wasserverlust
auserhalb der Zellen, zu einer sogenannten extrazellulären
Exsikose. Dadurch
wird natürlich die Hyperosmolarität des Blutes, hervorgerufen
durch die hohen
Konzentrationen von Glucose und Ketonkörpern im Blut,
verstärkt. Infolge des
osmotischen Gefälles tritt Wasser aus den Zellen in den
Extrazellulärraum über
hieraus resultiert natürlich ein intrazelluläre
Dehydratation. M.a.W. der
Körper trocknet aus.
Durch die
Ketonkörperausscheidung durch die Niere wird vor allem der
Elektrolythaushalt
des Körpers beeinträchtigt, da mit den Ketonsäuren
große Mengen von Natrium und
Kalimsalzen dem Körper verloren gehen. Der Tod im diabetischen
Coma ist
letztendlich ein, durch die Übersäuerung des Blutes
hervorgerufener, Erstickungstod.
All 'das sind Auswirkungen des absoluten oder relativen Mangels an
Insulin.
Durch Substitution dieses Hormons ist es gelungen, das diabetische
Coma, das
vor der Entdeckung die Haupttodesursache des Diabetikers war, bis auf
1% als
direkte Todesursache zurückzudrängen. Es kommt praktisch nur
noch bei einem
nicht oder zu spät erkannten Diabetes vor, aber auch bei groben
Diätfehlern
oder dann, wenn ein Diabetiker die Substitution des Hormons
unterlässt.
Für den Diabetiker
von heute ist es von Wichtigkeit, daß er die ersten Erscheinungen
einer
beginnenden Verschlechterung der Stoffwechsellage sofort erkennt, um
dem
diabetischen Coma vorbeugende Maßnahmen entgegenzusetzen zu
können. Man könnte
vereinfachend sagen, da es sich beim Coma diabeticum
gewissermaßen um eine
Vergiftung mit körpereigenen Stoffen handelt, ähneln auch die
Symptome den
Symptomen einer Vergiftung.
Das
Coma kündigt sich zunächst vor allem durch zunehmende
Müdigkeit und allgemeines
Krankheitsgefühl an. Es kommt zu vermehrtem Durst und zunehmender
Polyurie. Im
Präcoma treten Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen auf. Auch
eine rosige
Gesichtsfarbe ist beim Diabetiker kein gutes Zeichen. Über
Bewusstseinstrübung,
Apathie und Abgeschlagenheit kommt es schließlich zum
diabetischen Coma. Schon
vor dem Auftreten der
vertieften, sogenannten Kussmaulschen Atmung, ist ein an Obst oder
Lackverdünnung
erinnernder Geruch der Ausatmungsluft wahrzunehmen, der vom Gehalt an
Azeton
herrührt. Die Haut wird infolge des Wasserverlustes schlaff und
kann in Falten
abgehoben werden. Oft sind auch die Reflexe vermindert oder
überhaupt nicht
mehr auslösbar.
Der Diabetiker von
heute hat die Chance, diese Zeichen richtig zu deuten und dem
diabetischen Coma
durch entsprechende Maßnahmen, z.B. durch den Gang zum Arzt,
vorzubeugen, bevor
man ihn in bewusstlosem Zustand ins Krankenhaus einliefern muss.
Ist das Coma mit
tiefer Bewusstlosigkeit eingetreten, so hängt die Überlebens
- Chance eines
komatösen Patienten vom bald möglichen Beginn einer
intensiven Behandlung ab,
die mit der Verabfolgung von 50 IE Altinsulin intravenös
möglichst noch vor der
Einweisung in die Klinik als therapeutische Sofortmaßnahme
erfolgen sollte, da
es die Überlebens-Chance der Betroffenen wesentlich erhöht.
Ich möchte daraus
die Forderung ableiten, dass auch Familienmitglieder oder nahe
Bekannte, die
einen Diabetiker vielleicht in diesem Zustand antreffen, wissen, dass
es auf
Minuten ankommen kann, in denen sie ein Leben retten können.
Die Dauer des Comas in tiefer Bewusstlosigkeit bis zum Tode
beträgt etwa 36 bis
43 Stunden. Eine Rettung des Lebens ist nur dann noch möglich,
wenn die völlige
Bewusstlosigkeit nicht länger als vier, höchstens etwa sechs
Stunden bestanden
hat.
Nur dann, wenn die Behandlung rasch genug eingeleitet wird, sind etwa
70 % der
in ein Coma mit tiefer Bewusstlosigkeit geratenen Diabetiker zu retten.
Es wird zur Zeit (
30. Dez. 2013) immer wieder behauptet, dass durch Weglassen von
Kohlenhydraten
eine Normalisierung des Blutzuckerspiegels und eine Heilung des
Diabetes
möglich sei.
Ich bin mir
ziemlich sicher, dass das nur für Menschen mit Typ 2 Diabetes
gelten kann.
Literatur: (3) (4)
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2. Die Chance,
die Manifestation eines Diabetes durch die Kenntnis seiner Ursachen zu
verhindern, bzw hinauszuzögern.
"Gefahr
erkannt, Gefahr gebannt", lautet ein Sprichwort, das zu diesem Thema
eine
Aussage macht, in dem ich die Frage aufwerfen will: " Gibt es
vorbeugende
Maßnahmen, die man treffen kann, um die Manifestation eines
Diabetes zu
verhindern?" Um derartige Maßnahmen zu finden ist es jedoch
zunächst
notwendig, die Ursachen zu erkennen, die einen Diabetes auslösen.
Diese
Ursachen werden in der Medizin als so genannte diabetogene d. h.
Diabetes hervorbringende
oder begünstigende Faktoren bezeichnet. Bereits die Tatsache,
daß es bei der
" Entstehung" eines Diabetes mehrere Faktoren beteiligt sein
können,
zeigt die Komplexität der Diabetesmanifestation. Ich möchte
im Folgenden die
einzelnen Ursachen getrennt behandeln und versuchen, im Abschluss
dieses
Kapitels Verbindungen zwischen den einzelnen Ursachen herzustellen.
__________________________________________________________________
2.1
Die genetische
Anlage
Auf die Frage:
" Was ist die Ursache des Diabetes?" geben medizinische Lehrbücher
eine zunächst einfache und klare Antwort: "Der Diabetes mellitus
beruht
auf absolutem oder relativem Insulinmangel. " Daraus ergibt sich
natürlich
die Frage: " Was ist die Ursache des absoluten oder relativen
Insulinmangels." Auch hier erhält man eine Antwort." Die
Betazellen
der Bauchspeicheldrüse gehen zugrunde, die Insulinproduktion
versiegt. Hieraus
ergibt sich wiederum die Frage: " Was ist die Ursache für das
Zugrundegehen der Betazellen der Bauchspeicheldrüse?" Auf diese
Frage
erhält man zunächst von der medizinischen Seite keine
'Antwort mehr. Nur die Genetiker
machen die Aussage: " Es ist Vererbung im Spiel." Auf die Fragen:
"Auf welche Weise schaltet die Erbanlage die Betazellen aus? Welche
Faktoren bestimmen den Zeitpunkt, zu dem das geschieht?" gibt es noch
keine Antwort. Es ist also gar nicht so verwunderlich, wenn z.b.
Professor
Zevine sagt: " Über die wahre Ursache des Diabetes wissen wir
nichts."
Um zunächst eine
Antwort auf die Frage zu finden: "Ist Diabetes mellitus überhaupt
erblich
oder nicht?" muß man unterscheiden zwischen dem so genannten
symptomatischen
Diabetes, wie er bei der chronischen Pankreatitis oder gewissen Tumoren
des
Hypothalamus vorkommen kann und dem echten genuinen Diabetes.
Es
versteht sich von selbst,
dass ein Diabetes hervorgerufen durch Unfall oder Kriegsverletzung, bei
der
mehr als neun Zehntel der Bauchspeicheldrüse zerstört wurden,
oder
hervorgerufen durch Gifte wie z. B. Alloxan nicht vererbt wird.
Pinkus und White
stellten zum ersten Mal eine statistisch signifikante familiäre
Häufung
diabetischer Erkrankungen fest. Der Aufklärung des Erbganges
stellten sich
jedoch erhebliche Schwierigkeiten entgegen.
Man
könnte meinen, dass bei
einer so häufigen Krankheit, wie dem Diabetes mellitus, der
Erbgang sicher
leicht aufzuklären sei. jedoch genau das Gegenteil ist der Fall.
Bei einer sehr
seltenen Krankheit ist es relativ einfach, die Erblinie der Krankheit
durch
viele Geschlechter hindurch eindeutig zu verfolgen. Gerade die
Häufigkeit des
Diabetes erschwert die Aufklärung des Erbganges.
Eines weiß man
jedoch sicher, nämlich dass nicht die Krankheit selbst sondern nur
die
diabetische Anlage vererbt wird. Die Tatsache, dass die vererbte Anlage
nicht
unbedingt als Krankheit sich manifestieren muss, stellt natürlich
ein weiteres
Hemmnis dar, da sich der Erforschung des Erbganges der diabetischen
Anlage
entgegenstellt.
Die
Schwierigkeiten, welche die Aufklärung des Erbganges der
diabetischen Anlage
erschweren, spiegeln sich wider in den widersprüchlichen Aussagen
verschiedener
Autoren:
Einen rezessiven
Erbgang mit unilokulärer Anordnung des entsprechenden Gens nehmen
an:
Pinkus
und White (a)
Allen
/ Allen, W.: Ann.Int. Med. 6 (1953) 1272 - 1274/
Nilson /
Nilsson, S.E.: Act. Genet. 14
(1964) 96-110/
Post /
Post, R. H.: Amer. J. Human genet. 11 (1962) 56-65/
Steinberg
u. Mitarb. / Steinberg. G. A.,R. Wilder: Amer. J.
Human Genet. 4 (1952) 113-135/
Eine
unregelmäßige Dominanz nimmt an:
Günther
/ Günther, O.: Internis 4 (1963) 374 - 384/
Einen
dominanten Erbgang nimmt an:
Levit u.
Mitarb. /Levit, S. G.,
M. L. Pesikova:
Proc. M.
Gorkey
Med.
Biol. Inst. 3 (1934) 132-147/
v.
Kries / von Kries, J.: Z. Menschl. Vererb.-u. Konstit.-
Lehre 31 (1953) 406-430/
Lawrence
/Lawrence, R. D.: The
Chances of
Morbid Inheritance.
Blacker London 1934/
Pavel u.
Mitarb. /Pavel, I., R.
Pieptea:
Diabetologia 4
(1968) 358 - 364/
Einen
multifaktoriellen Erbgang nehmen an:
Neel u.
Mitarb. /Neel, S. E., S.
S. Fajans, J.
W. Conn,
R. T. Davidson: Diabetes mellitus
In: Genetics and Epidemiology of Chronic
Diseases. U. S. Public Health Serv. Publ.
Bd. 1163 (1963) 105/
Simpson /
Simpson, N. E.
Diabetes 13 (1964) 462
- 471/
Angesichts
derart
widersprüchlicher Aussagen könnte man versucht sein mit
Goethe zu sagen.
"Hier steh 'ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor."
Trotzdem ist an der Bedeutung der Erbeinflüsse nicht zu zweifeln.
Sie wurde vor
allem durch die Zwillingsforschung gesichert. Sie ließ erkennen,
daß bei
eineiigen Zwillingen, die ja gleiches Erbgut haben, konkordates
Verhalten, d.h.
die Erkrankung beider Partner, viereinhalb mal größer ist
als bei zweieiigen
Zwillingen, die im Prinzip Geschwister gleichen Alters und somit
Personen mit
verschiedenem Erbgut sind.
Die Tatsache, dass
sich auch bei eineiigen Zwillingen, Personen mit gleichem Erbgut, ein
nicht
unerheblicher Teil diskordant verhält, weist darauf hin, dass eben
nicht die
Krankheit als solche, sondern die Disposition dazu vererbt wird. Dies
zeigt
auch gleichzeitig, welche Bedeutung Einflüsse haben, die der
Umwelt entstammen.
Dies weist somit darauf hin, dass es Umweltfaktoren geben muss, die bei
dazu
disponierten Personen den Diabetes manifest werden lassen.
Da auffällt, dass
der jeweilige Diabetestyp, nämlich Altersdiabetes oder juveniler
Diabetes
innerhalb einer Blutsverwandtschaft gehäuft vorkommt, nimmt man
heute
hypothetisch an, dass der Diabetes mellitus genetisch heterogen ist.
Diese Hypothese
wird damit begründet, dass man häufig unter Geschwistern
jugendlicher
Diabetiker den typischen Insulinmangeldiabetes mit abrupter
Manifestation
findet,
während man den typischen Altersdiabetes häufig bei
Blutsverwandten findet, die
an Erwachsenendiabetes mit schleichender Manifestation erkrankt sind.
Dies
würde bedeuten, dass man die beiden Diabetestypen
gewissermaßen als zwei
verschiedene, unabhängig voneinander vererbbare Krankheiten
auffassen müsste.
Einige Autoren nehmen an, dass der Erbgang des Diabetes vom Alterstyp
dominant
ist, während der Erbgang der Anlage zum juvenilen Diabetes als
rezessiv
anzusehen wäre. Dies würde auch eine Erklärung für
die gegensätzlichen
Ansichten der einzelnen Autoren bezüglich des Erbganges der
diabetischen Anlage
abgeben.
Vor allem
Köberling / Köberling J.: Diabetologia 6 (1969) 392 - 396/
spricht sich für die
Hypothese aus, es könnte sich bei den beiden verschiedenen
Diabetestypen um
zwei genetisch verschiedene Krankheiten handeln. Er stellte
Untersuchungen an
und fand bei den Geschwistern von juvenilen Diabetikern eine
signifikante
Häufung dieses Diabetes Types. Als Kontrollgruppe benutzte er die
Kinder von
Altersdiabetikern und stellte fest, dass bei diesen der juvenile
Diabetes
mellitus kaum häufiger war als bei der übrigen
Bevölkerung.
Köberling stellte
ferner vergleichende Untersuchungen über die Diabetesbelastung bei
Geschwistern
und Kindern von Erwachsenendiabetikern an. Er fand eine nahezu gleiche
Häufigkeit des Diabetes mellitus bei Eltern und Geschwistern von
Diabetikern.
Er wies darauf hin, dass bei rezessiver Vererbung und einer
Häufigkeit von 5 %
vermutlich 22 % der Kinder und 37% der Geschwister von Diabetikern
homozygot
betroffen wären und schloss deshalb, auf eine
unregelmäßige dominante
Vererbung, d.h. die Anlage zum Diabetes des Alterstyps muß nicht
homozybot
vorhanden sein, damit es zur Manifestation eines Diabetes kommt. Die
heterozygot vorhandene Anlage besitzt jedoch keine 100 % ige"
Durchschlags-
Kraft" m.a.W. keine absolute Dominanz. Sie muss nicht in jedem Fall zur
Manifestation führen, denn sonst müsste die Häufigkeit
des Diabetes mellitus
bei Eltern und Kindern genau gleich sein. Für die Annahme eines
dominanten
Erbganges der Diabetesanlage zum Alterstyp spricht ferner eine
Untersuchung von
Köberling und Mitarbeiter, bei der, unter Anwendung des oralen
Glucosetoleranztestes,
bei Geschwistern von Erwachsenendiabetikern eine Belastungsziffer von
ca. 50%
ermittelt wurde.
Nach
Ansicht Köberlings
dürfte am Erwachsenendiabetes ein dominanter Gen - Defekt
beteiligt sein,
während bei juvenilem Insulinmangeldiabetes möglicherweise
Rezessivität eine
Rolle spielt.
Literatur:
Secundärliteratur (3) (5)
Primärliteratur:
(a) Pinkus, G.,P. White Amer. J.
med Sci. 186 (1933)
1-14
sonst.
Primärliteratur siehe Text.
__________________________________________________________________
2.
2 Überernährung
Es stellt sich nun
die Frage. "Welches sind die Ursachen, die die Krankheit beim einen
ausbrechen
lassen, während sie sich beim anderen erst viel später oder
überhaupt nicht
manifestiert?"
Es gilt heute als
gesichert, dass Überernährung und mangelnde körperliche
Bewegung den Ausbruch
eines Diabetes bei vorhandener Anlage fördern. Die unfreiwilligen
Massenversuche der Kriegsjahre mit ihren Entbehrungen haben dies
drastisch
gezeigt. Die Zahl der manifesten Diabetiker war zu diesen Zeiten
erheblich
geringer. Man kann damit mit Recht den Diabetes mellitus als Wohlstands
- oder
Zivilisationskrankheit bezeichnen. Dies gilt jedoch nur für den
meist mit
Übergewicht verbundenen Altersdiabetes. Auch bezüglich dieser
Diabetesursache
muss zwischen dem biochemisch und klinisch unterschiedlichen
jugendlichen
Insulinmangeldiabetes und dem Erwachsenendiabetes unterschieden werden.
Zum Ausbruch des
Erwachsenendiabetes, bei vorhandener diabetischer Anlage, kommt es vor
allem
dann, wenn die Insulin produzierenden Betazellen der
Bauchspeicheldrüse dauernd
überfordert werden. Dies geschieht dadurch, dass andauernd eine
große
Insulinmenge produziert werden muß, um den Fettaufbau und die
Fetterhaltung zu
fördern. Ist der Inselapparat nun durch eine vorhandene
diabetische Anlage
geschwächt, so kommt es mit der Zeit zur Erschöpfung der
Betazellen.
Dies führt über
die Vorstufen Prädiabetes - Suspekter Diabetes - latenter oder
asymptomatischer
Diabetes schließlich zum manifesten Diabetes mit seinen typischen
klinischen
Symptomen wie Polyurie usw.
Ein auf diese
Weise zustande gekommener Diabetes kann durch rigorose Null-Diät
in manchen
Fällen völlig verschwinden, d. h. auf eine seiner Vorstufen
z. B. den
asymptomatischen Diabetes zurückfallen.
Völlig anders ist
die Lage beim juvenilen Diabetes. Man nimmt hier als Erklärung an,
dass sich
eine Anlage im Lauf des Lebens verstärkt oder verschlimmert bis zu
dem
Zeitpunkt, an dem die Krankheit "ausbricht". Übergewicht spielt
bei
der Manifestation sicher keine Rolle. Die Betroffenen sind eher zu
groß für ihr
Gewicht, was auf einen vorausgegangenen Wachstumsschub schließen
läßt. Dies ist
vor allem deshalb von Bedeutung, weil das Wachstumshormon einen
gewissen
Gegenspieler des Insulins darstellt. Man nimmt hier an, daß der
Ausbruch einer
Zuckerkrankheit auch durch die an sich normalen Veränderungen im
Wechselspiel
der Hormondrüsen beschleunigt oder gefördert wird. Auch
gelegentliche
außergewöhnliche Belastungen können den Übergang
von der Anlage in die
Krankheit begünstigen. Dazu gehören schwerste allgemeine
Erkrankungen,
Infektionskrankheiten und große Operationen.
Literatur:
(3) (6)
__________________________________________________________________
2. 3
Insulinantikörper als Ursache
Wenn man annimmt,
dass das in den Betazellen des Pankreas gespeicherte Insulin eine
Vorstufe des
Insulins, d.h. gewissermaßen eine inaktive Depotform mit anderem
Aufbau
darstellt, so kann man damit einige morphologische Befunde bei
jugendlichen
Diabetikern erklären.
Das in den
Betazellen gespeicherte Insulin ist anfärbbar und unter dem
Mikroskop sichtbar.
Diese Insulinvorstufe würde sich also nur in den Betazellen und an
keiner
anderen Stelle des Körpers im Plasma befinden, wodurch sie nie mit
dem
Immunsystem des Körper konfrontiert würde. Würde diese
Insulinvorstufe direkt
in die Blutbahn gelangen, was bei einem Membranschaden der Betazellen
geschehen
könnte, so würde es ein Antigen sein, das im Körper
sofort eine
Antikörperbildung gegen "unbekanntes" in diesem Fall
körpereigenes
Eiweiß auslösen würde. Danach könnte man die beim
juvenilen Diabetes
beobachtete Insulitis als Folge einer Autoimmunreaktion auffassen, die
sich
gegen Insulinvorstufen richtet. Die Insulitis ist durch eine
lymphozytäre
Entzündung der Betazellen des Pankreas gekennzeichnet. Sie wurde
bisher
wiederholt bei jugendlichen Diabetikern, nicht jedoch bei
Altersdiabetikern
beobachtet. Steiner und Mitarb. /Steiner, D. F., D. Cunnigham, L. S.
Pigelmann,
B. Aten: Insulin Biosynthesis: Evidence for a Precursor. Sczence 157 (1967)
697/ / Steiner, D. F.. Proinsulin and Insulin Biosynthesis. Acta
Diabet. Lat. 6 Suppl. 1 (1969)
453/ haben in den Betazellen
der Ratte das Proinsulin nachgewiesen. Es besteht aus einer sog.
C-Kette. Die
die A- und B- Kette verbindet. Diese C-Kette wird zur Aktivierung des
Insulins
herausgespalten.
Secundärliteratur:(3)
(6)
Primärliteratur: siehe Text
__________________________________________________________________
2.4
Virusinfektion als Ursache des Diabetes mellitus
Eine durch Viren
hervorgerufene Entzündung der Bauchspeicheldrüse führt
nur sehr selten durch
Schädigung der Betazellen der Bauchspeicheldrüse zu einem
Diabetes mellitus.
Wie jedoch Gamble u. Mitarb. /Gamble, D. R.; Kinsley, M. L.;
Fitzgerald, M. G.;
Bolton, R.; Taylor, K. W.: Viral antibodies in Diabetes mellitus. Brit.
med. J.
1969/3 S. 627-630/ feststellten, enthält das Blut jugendlicher
Diabetiker
eindeutig häufiger Antikörper gegen bestimmte Viren, als das
Blut von
Kontrollpersonen.
Sie schließen
daraus, dass Virusinfektionen vorkommen, die ohne eine manifeste
Entzündung der
Bauchspeicheldrüse hervorzurufen, einen Diabetes mellitus zur
Folge haben.
Diese Hypothese wird durch Tierexperimente gestützt. Durch
Infektion mit einem
bestimmten Virus ist es gelungen, bei der weißen Maus eine
weitgehend isolierte
Schädigung der Langerhans'schen Inseln und damit einen klassischen
Insulinmangeldiabetes zu erzeugen. Morphologisch bestehen zwischen den
experimentellen Ergebnissen und den Befunden beim jugendlichen Diabetes
mellitus des Menschen auffällige Parallelen. Beim jugendlichen
Insulinmangeldiabetes kommt es zu einem raschen Schwund der Betazellen
des
Pankreas, dieser kann durch eine kontinuierliche Neubildung von Inseln
aus den
Verästelungen der Ausführungsgänge nicht mehr
ausgeglichen werden.
Die Verhältnisse
liegen auch hierin völlig anders, als beim Erwachsenendiabetes,
bei dem die
Zahl der Betazellen nur geringfügig herabgesetzt ist, während
jedoch die
Sekretionsdynamik wesentlich beeinträchtigt ist. Es besteht
gewissermaßen in
diesem Fall eine Sekretionsstarre für Insulin.
Welcher Art ist
nun aber das Virus, das einen juvenilen Diabetes auszulösen
vermag? Es gibt
Virusstämme mit unterschiedlicher Affinität zu den einzelnen
Geweben des
Körpers. Bei der weißen Maus verursacht eine Variante des
Enzephalomyokarditis
- (EMC) Virus ( E-Variante), eines für Menschen und Tiere
pathogenen Virus aus
der Gruppe der Picornaviren, welche RNS enthalten, eine meist rasch zum
Tode
führende Krankheit. Sie ist gekennzeichnet durch geringe
Herzmuskelentzündung,
aber schwere Entzündungen des Gehirns und der
Bauchspeicheldrüse, wobei der
Zuckerstoffwechsel jedoch nicht gestört wird.
Eine andere
Variante aus der Gruppe dieser Viren, die M- Variante, ruft eine etwas
mildere
Erkrankung hervor. Auch bei dieser Variante kommt es zur
Herzmuskelentzündung,
sie schädigt jedoch in der Bauchspeicheldrüse vorwiegend das
Inselsystem,
wodurch der Zuckerstoffwechsel beeinträchtigt wird. Es kommt zu
Gewichtsverlust
und Fieber, schließlich zum Zelluntergang in den Langerhans'chen
Inseln sowie -
je nach Grad der Schädigung - zu mehr oder weniger stark
ausgeprägtem und
unterschiedlich lang anhaltenden Insulinmangel, mit Erhöhung des
Blutzuckerspiegels und Zuckerausscheidung im Harn.
Die E- und M-
Variante verursachen eine mit bloßem Auge sichtbare Anschwellung
der
Bauchspeicheldrüse. Die Intensität dieser Anschwellung ist
vom Ausmaß der
Virusvermehrung in dem Organ abhängig. Unter dem Mikroskop erkennt
man nach
einer Infektion mit der E-Variante eine diffuse
Bauchspeicheldrüsenentzündung,
die so genannte Pankreatitis. Sie ist durch eine ausgedehnte
Zerstörung des
Drüsengewebes gekennzeichnet. Bei einer Infektion mit dieser
Variante werden
die Langerhans'schen Inseln nur selten und auch nur in ihren
Randpartien
betroffen. Darin liegt die Erklärung, weshalb diese Variante
keinen direkten
Einfluß auf den Zuckerstoffwechsel hat.
Anders liegen die
Verhältnisse jedoch nach einer Infektion mit der M-Variante. Unter
dem
Mikroskop erkennt man jetzt eine deutlich sichtbare Schädigung des
Inselsystems, während die Drüsenläppchen, die den
exokrinen, d. h.
Verdauungssaft produzierenden Teil der Bauchspeicheldrüse
ausmachen, nicht von
der Zerstörung betroffen sind. Im Anfangsstadium führt eine
Infektion mit der
M-Variante zunächst zum Absterben einzelner oder mehrerer Zellen.
Danach folgt
ein starkes Ödem des Zwischengewebes und schließlich
entzünden sich die Inseln.
Das Bild, das sich in diesem Stadium unter dem Mikroskop zeigt,
entspricht bis
in kleinste Einzelheiten dem seit längerer Zeit bekannten
mikroskopischen Bild
der am menschliche Pankreas auftretenden so genannten Insulitis. Das
mikroskopische Bild der Insulitis wurde bisher nur am menschliche
Pankreas
gesehen.
Es decken sich
jedoch nicht nur die mikroskopischen Beobachtungen, sondern auch der
Krankheitsverlauf, der nach Infektion mir der M-Variante auftritt,
deckt sich
völlig mit dem Krankheitsverlauf, wie er bei einer beim Menschen
beobachteten
Insulitis auftritt.
In beiden Fällen
verläuft die Krankheit relativ rasch. Im Experiment, wie in der
klinischen
Beobachtung, sah man nur während der akuten Krankheitsphase, d. h.
bis
spätestens zum 15. Tag nach der Infektion, die entzündlichen
Infiltrate.
Was jedoch
bestehen bleibt ist der Diabetes mellitus. Er kann sich sogar noch
verschlimmern. Dies geschieht wahrscheinlich dadurch, dass die erhalten
gebliebenen Betazellen sich mit der Zeit infolge Überlastung
erschöpfen.
Die Parallelen
zwischen Tierexperiment und Humanpathologie geben zu der Vermutung
Anlass, daß
auch der Diabetes mellitus vom juvenilen Typ des Menschen durch Viren
ausgelöst
wird. Es wird daher sicher auch in nächster Zeit die Frage
aufgeworfen und
untersucht werden, auf welche Weise das Virus verbreitet
wird.
Wird der Diabetes
mellitus zur ansteckenden Krankheit?
In diesem
Zusammenhang möchte ich noch einige englische Untersuchungen
anführen, in denen
die Häufigkeit der Diabetesmanifestation in Abhängigkeit von
der Jahreszeit
statistisch untersucht wurde.
Bei Untersuchungen
über den Zeitpunkt der Diabetemanifestation insulinabhängiger
juveniler
Diabetiker ergab sich, daß diese im Herbst signifikant
häufiger als zu anderen
Jahreszeiten auftritt.
Danach wurden die
Seren frisch erkrankter Diabetiker auf ihren Gehalt auf Antikörper
getestet.
Als Kontrollgruppe dienten Nichtdiabetiker und Diabetiker mit schon
seit
längerer Zeit bestehender Erkrankung.
Bei diesen
Untersuchungen ergab sich, bei frisch erkrankten juvenilen Diabetikern
eine
signifikante Erhöhung der Antikörper gegen Coxsackie Viren
eines bestimmten
Types ( Typ IV (7) S.27).
Um den Eingangs
erwähnten Zusammenhang zwischen den Ursachen
des Diabetes herzustellen, möchte ich nun noch kurz einige
Hypothesen zur
Pathogenese des Diabetes mellitus anführen.
Nach einer ersten
Hypothese ist die Ursache eines Diabetes ein hereditärer (
ererbter )
Gendefekt, der die Beta-Zellmasse der Inseln des Pankreas unfähig
zur
Regeneration macht, wenn sie durch Viren teilweise zerstört wurde.
Dies würde
bedeuten, dass Personen ohne diesen Gendefekt zwar ebenfalls von diesem
Virus
befallen würden, die Beta-Zellmasse ihres Pankreas wäre
jedoch in der Lage, so
sie nicht völlig zerstört würde, sich zu regenerieren.
Bei vorhandener
diabetischer Erbanlage kommt es jedoch nach dieser Hypothese zu einer
irreversiblen Schädigung der Betazellmasse. Diese Hypothese
würde eine
Erklärung für die "variable Penetranz" der diabetischen
Erbanlage
liefern. Es würde somit erklärbar, weshalb die diabetische
Anlage manchmal früher
manchmal später bzw. bei nicht Vorhandensein des Virus
überhaupt nicht zum
Ausbruch kommen kann. Diese Hypothese, die man
Regenerationsdefekthypothese
nennen könnte, wird neuerdings durch Beobachtungen gestützt,
die zeigen, dass
sich die 600 - 800 000 Inseln des Pankreas in einem ständigen
Erneuerungsprozess befinden. Man kann diesen Erneuerungsprozess
verfolgen,
indem man den Einbau von radioaktivem Thymidin in die RNS verfolgt. Man
hat
beobachtet, daß der Einbau von radioaktivem Thymidin von der Art
der
Nahrungsaufnahme und vom Körpergewicht abhängt.
Eine zweite
Hypothese sagt aus, daß als Ursache des Diabetes d.h. als
diabetische Anlage
eine bestimmte Zellmembranstruktur der Beta-Zellen vererbt wird, die es
dem
Virus ermöglicht, sich an die Zellmembran anzuheften. Eine durch
die
diabetische Erbanlage derart veränderte Erbanlage weist nach
dieser Hypothese
Rezeptorstellen auf, die die Adsorption und Penetration des Virus
ermöglichen.
Da bei nicht
vorhandener diabetischer Erbanlage diese Rezeptorstellen fehlen,
besteht in
diesem Fall Immunität gegen das Virus, d.h. das Virus erkennt
infolge seiner
hohen Spezifität diese Beta-Zelle nicht als Wirtszelle.
Nach einer dritten
Hypothese wird durch das Virus eine Antikörperbildung induziert.
Die Antikörper
richten sich jedoch nicht allein gegen das Virus, sondern auch gegen
die,
infolge der diabetischen Erbanlage veränderten, Rezeptorstellen
der
Beta-Zellmembran. Eine solche Reaktion wird allgemein als Auto-
Immunreaktion
bezeichnet. Der Körper bildet hier Antikörper gegen
körpereigene Substanzen.
Wenn man bedenkt, dass z.B. die Entstehung der Blutgruppenfaktoren Anti
B und
Anti A ebenfalls als Reaktion auf ein im Serum enthaltenes Virus
zustande
kommt, also nicht auf direktem Wege vererbt wird, so erscheint diese
Hypothese
gar nicht so sehr unwahrscheinlich, wie man es zunächst annehmen
könnte.
Nach einer vierten
Hypothese wird durch das Virus die Zellmembran der Beta-Zelle derart
geschädigt, daß Insulinvorstufen u.a. das so genannte
Proinsulin ins Serum
übertreten können. Da dies normalerweise nicht zustande
kommt, wirkt sich diese
Insulinvorstufe gewissermaßen wie körperfremdes Eiweiß
aus. Es kommt zur
Antikörperbildung, die sich zunächst auf Insulinvorstufen und
schließlich in
Form einer Autoimmunreaktion auf körpereigenens Insulin richtet,
was durch
Verklumpung der Insulinmoleküle zur Unwirksamkeit des
körpereigenen Insulins
führt. Die Betazellen degenerieren schließlich infolge der
übersteigerten
Insulinproduktion, die nur dazu dient, eine erhöhte
Antikörperproduktion
auszulösen. Diese Hypothese gilt neuerdings als unwahrscheinlich,
sie ist
jedoch insofern interessant, als sie eine Verbindung zwischen
Insulinantikörpertheorie ( siehe 2.3) und Virustheorie (siehe 2.4
Einleitung)
herstellt.
Literatur: (3) (7)
Primärliteratur:
Craighead I.E.: Pathogenicity of
the M and E variants
of the
Encephalkomyocarditis (EMC) virus. II Lesions of the pancreas,
parotid and lacrimal glands. Amer J. Path. 48 (1966) S. 375-382
Müntefering. H.
Schmidt; W.A.K.; Köber, W. Zur Virusgenese des
Diabetes mellitus bei der weißen Maus. Dtsch. med. Wschr. 96
(1971) S. 693-699
Müntefering, H.
Virusinfektion als Ursache des Diabetes
mellitus. Umschau 72 (1972) Heft 24 S. 801
_________________________________________________________________
3. Die Chance
für ein Leben in "bedingter Gesundheit", auch bei
absolutem Insulinmangel
Absoluter Insulinmangel
bedeutet nicht, dass die Bauchspeicheldrüse des Betroffenen
überhaupt kein
Insulin mehr produziert. Dies wäre lediglich ein Spezialfall des
absoluten
Insulinmangels. Ein absoluter Insulinmangel liegt grundsätzlich
immer dann vor,
wenn zu wenig Insulin produziert wird, während die
Ausschüttung der
Gegenspieler des Insulins in normalem Umfang weiterläuft.
Den Gegensatz
hierzu bildet der relative Insulinmangel. Hier wird Insulin in normaler
Dosis
ausgeschüttet, die Secretion der Gegenspieler des Insulins ist
jedoch stark
erhöht.
Beides führt
schließlich zum Diabetes. Der relative Insulinmangel wird auch
als so genannter
Gegenregulationsdiabetes bezeichnet. Früher wurde angenommen, dass
beim
Altersdiabetes ein derartiger Gegenregulationsdiabetes vorliege. Man
ist heute
jedoch allgemein der Ansicht, dass der Altersdiabetes auf der so
genannten
Secretionsstarre der Bauchspeicheldrüse beruht. Diese
Secretionsstarre der Bauchspeicheldrüse
bewirkt, dass trotz ansteigendem Blutzucker kein Insulin
ausgeschüttet wird,
obwohl die Beta-Zellen noch in ausreichendem Maße Insulin
produzieren.
Zur Therapie der
Secretionstarre werden die oralen Antidiabetika z.B. Sulfonylharnstoffe
und
Biguanide verwendet, wodurch auf dem Wege der Mobilisierung
körpereigenen
Insulins der Diabetes "beseitigt" wird.
Anders liegen die
Verhältnisse beim absoluten Insulinmangel, wie er beim juvenilen
Diabetes
vorliegt. Hier ist sozusagen nichts da, das durch orale Antidiabetika
aktiviert
werden könnte. Dadurch schließt sich für den
jugendlichen Diabetiker diese
Therapiemöglichkeit aus. Es gibt praktisch derzeit keine andere
Möglichkeit als
den fehlenden bzw. in zu geringem Maße vorhandenen Stoff, d.h.
das Insulin dem
Körper zuzuführen. Dabei muss angestrebt werden, das
hormonelle Gleichgewicht
möglichst genau herzustellen, da dann aus der Krankheit des
Diabetes mellitus
die "bedingte Gesundheit" des Diabetikers resultiert.
Wie man derzeit
versucht, dieses hormonelle Gleichgewicht herzustellen, sollen die
folgenden
Kapitel zeigen.
Heute wird vor
allem die große Freiheit der intensivierten Insulintherapie als
das non plus
ultra dargestellt.
Ich persönlich
halte jedoch ein gewisses Raster für vorteilhart
Das früher
durchgeführte, starr fixierte
konventionellen Insulintherapie-Schema, unter dem ich aufgewachsen bin,
hatte
den Vorteil, dass durch die über drei Monate nicht
veränderten Insulinmengen
die Rezeptorzahlen der Insulinrezeptoren in den Zellwänden des
Körpers konstant
gehalten wurden. Die heutigen intensivierten Insulintherapien,
insbesondere die
Pumpentherapie, versprechen Freiheiten, die aber nur dann zu wirklich
besseren
Therapieergebnissen führen, wenn man die Spielregeln dieser
Freiheit kennt
und bereit ist den dazu nötigen Aufwand zu betreiben.
Wer bei jedem Ausreißer nach oben seine Insulindosis erhöht,
um optimale
Blutzuckerwerte zu behalten, der läuft Gefahr, dass der
Körper die
Insulinrezeptoren in den Zellwänden reduziert was dazu führt
, dass er dadurch
immer größere Insulinmengen benötigt. Wie man sieht hat
die neue Freiheit der
intensivierten Thearpie auch ihren ihren Preis.
__________________________________________________________________
3.1
Eigenschaften des Insulins
Derzeit werden in
der Therapie des Diabetes mellitus meist sog. Pens verwendet. Das sind
Insulinspritzen mit integrierter Dosiervorrichtung und eingebauter
Insulinampulle. Mit der Einführung der Pens wurde
die Konzentration
des Insulins geändert. Ein ml enthält dabei 100 IE Insulin.
In der
Intensivierten Insulintherapie verwendet man heute verschiedene
Insulinarten
mit unterschiedlicher Wirkungsdauer. Man unterscheidet lang wirksames
Basalinsulin zum Beispiel (NPH) Insulin und kurzwirksames Bolusinsulin.
Insulin besitzt
Eiweißcharakter, daher ist es nicht möglich diese Substanz
in Tablettenform
einzunehmen. Es würde wie jedes andere Eiweiß verdaut und
würde dadurch
selbstverständlich seine Wirksamkeit verlieren. Das im Pankreas
der Wirbeltiere
gebildete Insulin gleicht in seiner physiologischen Wirkung dem des
menschlichen Insulins. Es unterscheidet sich lediglich in der
Aminosäuresequenz
einiger weniger Aminosäuren. Die rein synthetische Herstellung von
menschlichem
Insulin ist im Labor gelungen. Die dabei angewandte Methode war jedoch
zu
aufwendig, als dass man auf diese Weise Insulin in größerer
Menge für die
Substitutionstherapie hätte herstellen könnten. Ein etwas
mehr Erfolg versprechender
Weg besteht darin, daß man die wenigen Aminosäuren des
Wirbeltierinsulins
ändert und dadurch menschliches Insulin gewinnt.
Lange Zeit machte
man sich jedoch bei der Substitutionstherapie der Diabetiker die
Tatsache
zunutze, dass der Mensch biochemisch natürlich, mit Rind und
Schwein so nahe
verwandt ist, dass sich Abstoßungsreaktionen im Serum nur relativ
selten
ergeben.
Das im Körper
gebildete Insulin hat nach seiner Freisetzung aus den Betazellen eine
Halbwertszeit von ca. 40 min. Er wird durch Insulinase, ein Insulin
spaltendes
Enzym auf gespalten und durch die Nieren ausgeschieden.
Es sind heute
Insulinpräparate mit sehr unterschiedlichen Halbwertszeiten im
Handel. Diese
unterschiedlichen Halbwertszeiten werden durch Bildung des Insulins an
andere
Substanzen bzw. durch Kristallisation erreicht. Die Scala beginnt mit
dem am
härtesten einsetzenden Analog Insulinen, die in ihrer
physiologischen
Wirkung dem körpereigenen Insulin am nächsten kommt.
Die Wirkung des
Alt-Insulins bzw. Normalinsulin setzt bereits 10 - 20 min. nach der
Injektion
ein, es erreicht sein Wirkungsmaximum nach 1/2 bis 1 Stunde nach der
Injektion.
insgesamt ist noch bis 6 Stunden nach der Injektion eine Wirkung des
Insulins
nachweisbar.
Mit Hilfe von
einer Kombination von lang wirkendem Basalinsulin und kurz wirkendem
Normalinsulin zu den Mahlzeiten kann der normalerweise im Körper
bestehende
Regelkreis am exaktesten nachgeahmt werden. Generell könnte man
sagen, daß ein
Regelkreis um so genauer seinen Sollwert konstant hält, je
schneller der
Botenstoff abgebaut wird. Im speziellen Fall des Insulins bedeutet
dies, dass
wenn es bei hoher Kohlenhydratzufuhr nach möglichst kurzer Zeit
abgebaut wird, der Blutzuckerspiegel möglichst genau konstant
bleibt.
Daraus folgt, dass
man bei Behandlung mit Alt-Insulin den Blutzuckerspiegel bei
schwankender
Kohlenhydratzufuhr am besten konstant halten kann.
Allerdings muss
bei der Behandlung mit dieser Insulinart mindestens dreimal
täglich jeweils vor
den Mahlzeiten Insulin gespritzt werden.
Um die Zahl der
Injektionen zu verringern, wurden Insulinpräparate mit
verlängerter
Wirkungsdauer hergestellt. Die Insulinpräparate mit der
längsten Wirkungsdauer,
die sog. Depot - Insuline haben eine Wirkungsdauer von 20 - 30 Stunden,
so dass
sich bei täglicher Injektion die Wirkungen der einzelnen
Injektionen sogar noch
überschneiden können. Bei einer Therapie mit derart lange
anhaltender Wirkung
ist eine bedarfsgerechte Steuerung natürlich kaum noch
möglich.
Zwischen diesen
beiden Extremen liegen die so genannten Intermediär Insuline. Man
unterscheidet
dabei zwischen den "härteren" Intermediär Iinsulinen mit
rasch
einsetzendem Wirkungsbeginn und den "weicheren" Intermediär
Insulinen
mit langsam einsetzender Wirkung.
Als Beispiel für
ein Intermediärinsulin möchte ich gewissermaßen
exemplarisch das von mir vor
Jahrzehnten benutzte Kombinationsinsulin C. R. von Hoechst
herausgreifen. Es
gehört zu den "härteren" Intermediär Insulinen. Es
besteht aus 1 Teil
Alt-Insulin "Hoechst" und 2 Teilen Depot-Insulin "Hoechst"
klar.
Der
Wirkungseintritt erfolgt während der ersten Stunde nach der
Injektion. Der
Wirkungsgipfel liegt bei 1 1/2 bis 4 Stunden nach der Injektion. Die
Wirkungsdauer beträgt 9 - 14 Stunden. Die Bezeichnung CR bedeutet
chromatographisch gereinigtes Insulin vom Rind. Bei chromatographisch
gereinigtem Insulin wurden Begleiteiweißstoffe entfernt. Dadurch
kommt es
weniger häufig zu Antikörperbildung d.h. zu allergischen
Reaktionen.
Bei diesem Insulin
handelt es sich um ein gemischtes Insulin. Der Depot-Anteil entsteht
durch die
Bindung des Insulins an Surfen. Theoretisch sind Depot-Anteil und
Alt-Insulin-Anteil in jedem Verhältnis mischbar.
Komb-Insulin wird
wie alle anderen Insulinarten in internationalen Einheiten sog. IE
standardisiert. 1 ml Komb - Insulin enthält 40 IE kristallines
Insulin vom Rind
und 0,111 mg Bis-(4-aminochinaldin-6) - N,N'-harnstoffhydrochlorid
m.a.W.
Surfen.
Insulin wurde in 1
oder jeweils 5 Flaschen mit 10 ml Inhalt geliefert. 1 ml enthält
40 IE, somit
enthält 1 Fläschchen 400 IE.
Weitere
Eigenschaften, des
Insulins :
Insulin, welches zur
Behandlung von
Diabetikern verwendet wird hat nicht nur blutzuckersenkende Wirkung
sondern
schützt auch die Blutgefäße vor Entzündungen.
Diese bahnbrechende Entdeckung
haben Paresh Dandona vom Kaleida Health´s Diabetes-Endocrinology
Center of
Western New York und seine Kollegen gemacht. Die ausführlichen Ergebnisse wurden im
Journal of Clinical
Endocrinology and Metabolism veröffentlicht.
Ob die modernen
Kunstinsuline (
Insulinanaloga ) diese zusätzliche Eigenschaft des
natürlichen Insulins
aufweisen ist mir nicht bekannt.
Insulin spielt auch eine Rolle bei der
Gefäßneubildung
am Herzen.Diese aufregende Entdeckung haben Wissenschaftler vom Joslin
Diabetes
Center in Boston USA gemacht. Der Einfluss von Insulin regt die
Herzzellen dazu
an, den Wachstumsfaktor VEGF herzustellen. Quelle: He Z, Opland DM, Way
KJ et
aliter. Regulation
of vascular endothelial growth factor expression and vascularization in
the
myocardium by insulin receptor and PI3K/Akt pathways in insulin
resistance and
ischemia. Arberioscler Thromb
Vasc Biol
2006; 26: 787-793
Ob die modernen
Kunstinsuline ( Insulinanaloga ) diese zusätzliche Eigenschaft des
natürlichen
Insulins aufweisen ist mir nicht bekannt.
Insulin
hilft der Haut dabei ihre Wunden zu heilen.
Dies haben
Forscher an der Kalifornischen Riverside Universität im
Tierversuch bewiessen.
Ob
die modernen Kunstinsuline ( Insulinanaloga ) diese zusätzliche
Eigenschaft des
natürlichen Insulins aufweisen ist mir nicht bekannt.
ceterum censeo:
(daher empfehle ich )
Bitte
lesen sie das Kleingedruckte, bevor sie von Insulin zu Insulinanaloga
wechseln.
Die Evolution
hat
Millionen von Jahren gebraucht um Humaninsulin zu optimieren. Gut Ding
will
Weile haben.
Das
unten abgebildete Insulin ist übrigens "sehr modern." Das
älteste
Insulin mit dem ich 1955 behandelt wurde hieß Long-Insulin von
Hoechst. Es war
ein 24 Stunden wiksames Langzeitinsulin.
Secundärliteratur:
(3) (7)
Primärliteratur:
Begleitschreiben zur Komb-Insulinpackung PHHK - G 01 - 01 539
__________________________________________________________________
3.2
Insulinspritzen und Zubehör
Derzeit werden in
der Therapie des Diabetes mellitus meist sog. Pens verwendet. Das sind
Insulinspritzen mit integrierter Dosiervorrichtung und eingebauter
Insulinampulle. Mit der Einführung der Pens wurde
die
Konzentration des Insulins geändert. Ein ml enthält dabei 100
IE Insulin.
In der
Intensivierten Insulintherapie verwendet man heute verschiedene
Insulinarten
mit unterschiedlicher Wirkungsdauer. Man unterscheidet lang wirksames
Basal Insulin
zum Beispiel (NPH) Insulin und kurzwirksames Bolus Insulin.
Da 1 ml Insulin 40
IE enthielt, bedeutete ein Teilstrich auf einer 1-ml-Spritze 4 IE
Insulin.
Musste eine höhere Insulindosis als 40 IE gespritzt werden, so
musste eine
2-ml-Spritze verwendet werden. Gut bewährt hatten sich hierzu
"Record -Spritzen",
da diese eine einheitliche und leicht ablesbare Skaleneinteilung nach
ml Flüssigkeitsmenge
besessen haben, wohingegen so genannte Insulinspritzen zum Teil auf
einer Seite
eine ml-Einteilung, auf der anderen Seite jedoch eine "Insulineinheiten
Einteilung"
hatten. Dies konnte, vor allem dann, wenn ein Diabetiker mit der
Injektionstechnik
noch nicht vertraut war, leicht zu Verwechslungen führen.
In meiner Kindheit
wurde meine Insulin - Menge nicht in Insulineinheiten sondern in
Strichen an
der Glassspritze angegeben. Ich möchte mich an dieser Stelle bei
allen
Forschern Medizinern und Ingenieuren bedanken, die diese Geräte
entwickelt
haben. Jedes Gerät war zu seiner Zeit ein segensreiches
Meisterwerk, auf dem
wir Menschen von heute aufbauen können..
Für die
Aufbewahrung der Spritzen sollten möglichst zwei
Spritzenbehälter vorhanden sein.
Ein größerer für "Reservespritzen" und Kanülen und
ein kleinerer, den
man auch außer Haus bei sich tragen konnte. Die
Injektionskanülen von der Größe
16, 18 oder 20 mussten nach jeder Benützung sterilisiert werden.
Daher war es
von Vorteil, wenn man eine ausreichende Anzahl von Kanülen
besaß, so dass sie
zusammen mit den Spritzen sterilisiert werden konnten. Am besten legte
man
einen Tag in der Woche als "Sterilisationstag" fest, an dem Spritzen
und Kanülen 15 Minuten lang ausgekocht wurden. Die
Sterilisationsarbeit entfiel
bei Benützung im Handel eingeführten Einwegspritzen
für Diabetiker. Es
handelte sich hierbei um eine Ampulle, die steril mit der
entsprechenden Menge
Insulin versehen vom Werk geliefert und nach einmaligem Gebrauch
weggeworfen
wird.
Zu erwähnen wären
nun noch die mechanischen Spritzen. Eine solche wurde von der Firma
Helinos in
Schweden geliefert. Der Einstich der Injektionskanüle erfolgte
dabei
automatisch, durch eine vorher gespannte Feder.
So sah mein erster
Spritzenautomat aus :
Eine Stuttgarter
Firma hat dann einen Spritzenautomat entwickelt und verkaufte diesen in
eigener
Regie zum Preis von 95,-- DM. Das Gerät, das nach Verschreibung
durch den Arzt
von den Krankenkassen übernommen wurde, sollte dem Patienten die
Angst vor der
Selbstinjektion nehmen. Das Gerät besitzt eine Einstichtiefen -
und
Injektionsmengen- Voreinstellung. Der Kanüleneinschuss und die
Einspritzung der
Injektionslösung erfolgen automatisch. Ein Zählwerk zeigte
dem Patienten an, ob
er eine Injektion vergessen hat Später
wurde von
der amerikanischen Firma Lilly ein Spritzenautomat entwickelt der nach
dem
gleichen Prinzip, wie der im vorigen Abschnitt beschriebene
funktioniert
hat, nur viel leichter und handlicher war. Vor allem für Kinder
die sich selbst
spritzen möchten ist ein solches Gerät sehr interessant, weil
es die Angst vor
dem sich selbst stechen nehmen kann.
Leider stellte die
Firma den Vertrieb ein mit der Umstellung von 2ml Kartuschen auf 3 ml
Kartuschen.
Jedes Gerät war
zur seiner Zeit Spitzenklasse und ein Wunderwerk der Ingenieurskunst.
Der modernste
" Spritzenvollautomat " den ich im Moment kenne<> (11.Jan. 2014 ) ist der Vollautomat der
Firma Haselmaier GMBH
Bei den älteren
Versionen musste man nach der automatischen Injektion das Insulin, wie
bei
einer Spritze, in die Haut hineindrücken. nur der Einstich
erfolgete von selbst
( Halbautomat ) Heute gibt es Geräte, die auch das selber,
ich meine
automatisch machen.
Jedes
Gerät war zur seiner Zeit Spitzenklasse und ein Wunderwerk der
Ingenieurskunst.
Ich möchte an dieser Stelle meinen Dank an diese unbekannten
Ingenieure
aussprechen.
Auch der "
Spritzenvollautomat "
(Stand 01.Jan. 2014 ) der Firma Haselmaier GMBH war ein solches
Wunderwerk der Ingenieurskunst.
Literatur
(3)
p.s.
Ein weiterer Vorteil des Spritzenautomates ist, dass man seitlich nicht
wegrutscht oder Druck ausübt, wodurch es seltener zu Haematomen
kommt
(blutunterlaufene Flecken)
________________________________________________________________
3.3
Insulininjektion
In der
Intensivierten Insulintherapie verwendet man heute verschiedene
Insulinarten
mit unterschiedlicher Wirkungsdauer. Man unterscheidet lang wirksames
Basalinsulin zum Beispiel (NPH) Insulin und kurzwirksames Bolusinsulin.
Man darf jedoch
bei allem Fortschritt in der Technik nicht vergessen.
1.
Ein Pen ist eine Insulinspritze und sollte so sorgfältig wie eine
Insulinspritze aus Glas behandelt werden.
2.
Insulin ist ein empfindliches Eiweiß und sollte so
sorgfältig wie ein rohes Ei
behandelt werden.
Hier
mein Erfahrungsbericht:
Die Injektion von
Insulin erfolgt subkutan oder intramuskulär m.a.W. unter die Haut,
bzw. in den
Muskel. Im Beispiel Comb - Insulin von Hoechst erfolgte die Injektion
ca. 1/2
Stunde vor dem ersten Frühstück bzw. Abendessen. Die
Injektionszeit musste
jedoch individuell eingestellt werden. Ein Fehler in der Injektionszeit
wirkt
sich grundsätzlich schwerwiegender aus als ein Fehler in der
Injektionsmenge.
Als Einzeldosis sollten maximal 40 IE gespritzt werden. Bei einem
höheren
Bedarf an Insulin ist in der Regel eine zweimalige Injektion
erforderlich. Eine
zweimalige Injektion am Tage erlaubt außerdem eine bessere
Anpassung der
Insulindosis an die Stoffwechsellage. Um Insulin aus der Flasche zu
entnehmen,
wurde der freiliegende Teil des Gummistopfens mit 80 % igem Alkohol
(Isopropylalkohol) gesäubert und danach die Kanüle durch die
Mitte des Stopfens
zu stechen. Auch die Injektionsstelle wurde mit einem
alkoholgetränkten
Wattebausch gereinigt. Da Spuren von Alkohol in der Spritze
genügen, um nach
der Injektion lästige und schmerzhafte Gewebsverhärtungen
auftreten zu lassen,
war es nötig, die Injektionsspritzen und Nadeln vor dem Gebrauch
mit
destilliertem Wasser durchzuspülen.
Bei der Entnahme
von Insulin aus der Flasche dürfen auf keinen Fall Spuren von
Desinfektions-
oder Reinigungsmitteln in die Lösung gelangen, da dadurch eine
Trübung und eine
Wirksamkeitsverminderung des Insulins hervorgerufen werden
kann.
Als
Injektonsstelle dient im Allgemeinen die Haut des Oberschenkels, aber
auch die
Bauchhaut und der mittlere und äußere Anteil des Oberarmes.
Die
Injektionsstelle sollte möglichst oft systematisch gewechselt
werden, da es
sonst zu einer Verhärtung des Subkutangewebes und
möglicherweise zu einer
Lipodistrophie d.h. lokal begrenzter Unterhautfettgewebeschwund, kommen
kann.
Es gibt
verschiedene Methoden des Injektionsstellenwechsels. So z.B. die
Uhrzeigermethode, bei der die Injektionsstelle im Uhrzeigersinn
über die oben
genannten Bezirke gewechselt wird. Es gibt auch Methoden, die jedem Tag
im
Monat eine Injektonsstelle zuordnen. Dabei handelt es sich meiner
Meinung nach
um eine etwas übertriebene Systematisierung. Ich selbst wende die
Kalendermethode an, d. h. grad zahliges Datum rechts ungrad zahliges
links.
Ich möchte hier
noch darauf hinweisen, dass eine veränderte Haut - Duchblutung
hervorgerufen
durch Sonnenbestrahlung insbesondere UV Strahlung im Sommer oder im
Badeurlaub
nach meiner Beobachtung die Aufnahme des Insulins in den
Körper
beschleunigt und die Wirksamkeitszeit dadurch verkürzt.
Literatur:
(3) (7)
__________________________________________________________________
3.4
Nebenwirkungen des Insulins
Als
Nebenwirkungen des Insulins werden die sogenannten transistonischen
Refraktionsanomalien, Insulinödeme, Lipodystrophien,
Insulinallergie,
Insulinresistenz und in gewissem Sinne auch die Hypoglykämie
betrachtet.
Transistonische
Refraktionsanomalien, d. h. "vorübergehende
Brechkraftsunnormalheiten" treten eigentlich nur unmittelbar nach dem
Beginn einer Insulinbehandlung auf. Es handelt sich hier nicht um
Nebenwirkungen des Insulins i.e.S., denn sie kommen dadurch zustande,
dass sich
die Stoffwechsellage als Folge des Insulintherapie rasch verbessert.
Vor dem Einsetzen der Insulintherapie kommt es bei Diabetikern, infolge
des
allgemeinen Wasserverlustes, auch zu einem Wasserverlust des
Linsenkörpers. Da
die Spannung des Ciliarmuskels konstant gehalten wird, nimmt der
Linsenkörper
vermehrt Glucose und Elektrolyte auf, um die Osmolarität wieder
herzustellen
und somit sein Volumen konstant zu halten. Die im Linsenkörper
befindliche
konzentriertere Lösung aus Glucose und Elektrolyten hat jedoch nun
zur Folge,
dass die Linse eine höhere Brechkraft bei konstant gebliebenem
Krümmungsradius
besitzt. Dadurch kommt der Brennpunkt vor der Netzhaut zu liegen, was
eine
Kurzsichtigkeit zur Folge hat.
Wird nun durch die Insulintherapie die Stoffwechsellage normalisiert,
so
normalisiert sich auch die Lösungskonzentration in der Linse, so
daß es zur
Herstellung der bei ausgeglichenem Stoffwechsel bestehenden
Sehverhältnisse
kommt. Liegt unter normalisierten Stoffwechselverhältnissen jedoch
was
besonders häufig bei Altersdiabetikern vorkommt eine
Weitsichtigkeit vor, so
kann es durch die einsetzende Insulintherapie, aber auch durch die
Therapie mit
oralen Antidiabetica, zur Weitsichtigkeit kommen. Dies geschieht
einfach
dadurch, dass sich die durch den Diabetes vorgetäuschte
Kurzsichtigkeit durch
die altersbedingte Weitsichtigkeit vor der Therapie aufgehoben haben .
Bei sog. Insulinödemen handelt es sich um lokal begrenzte
Störungen im
Wasserhaushalt, deren Ursache noch ungeklärt ist. Sie kommen vor
allem bei
jungen Mädchen und Frauen vor und man nimmt an, es könnte
sich um
Folgeerscheinungen einer allergischen Reaktion, hervorgerufen durch
Insulin,
handeln.
Bei ca. 10% der Insulin spritzenden Diabetiker kommt es an den
Insjektionstellen zu Lipodistrophien d.h. zu einem örtlich
begrenzten Schwund
des Unterhautfettgewebes. Auch diese Veränderungen findet man
häufiger bei
Frauen und Kindern als bei Männern. Auch die Ätiologie der
Lipodistrophie ist
noch ungeklärt. Man nahm zunächst rein mechanische
Einwirkungen, wie sie beim
Spritzen auftreten, als Ursache an. Da Lipodistrophien jedoch auch an
Körperstellen auftreten, in die nie zuvor Insulin injiziert wurde,
dürfte dies
nicht die Ursache ihrer Entstehung sein. Das bei der Insulintherapie
eingespritzte, artfremde Hormon stellt für den Körper ein
"unbekanntes
Eiweiß" dar. Er reagiert daher mit Antikörperbildung gegen
das Antigen,
artfremdes Insulin. Dies kann allergische Reaktionen hervorrufen. Man
unterscheidet
heute zwei Typen von durch Insulin bedingten allergischen Reaktionen.
Beim
ersten Typ tritt die Reaktion innerhalb von 24 - 72 Stunden nach der
Injektion
auf. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Injektionsstellen
schmerzen und
sich entzünden.
Beim zweiten Typ wird der Patient sozusagen durch
Antikörperbildung gegen das
artfremde Insulin immun. Es kommt schließlich zur
Insulinresistenz.
Der Insulinbedarf eines Stoffwechselgesunden schwankt zwischen 28 - 42
IE
täglich. Auch der Diabetiker hat keinen höheren
Insulinbedarf. Müssen deshalb
bei einem Diabetiker mehr als 60IE täglich gespritzt werden, so
liegt die
Annahme einer Insulinresistenz nahe. Nach klinischer Definition spricht
man
jedoch erst dann von Insulinresistenz, wenn der tägliche
Insulinbedarf 200 IE
übersteigt. Es sind schon Fälle mit Insulindosen von 1000 -
5000 IE täglich und
mehr vorgekommen. Eine vorläufige Abhilfe konnte hierbei meist
durch einen
Wechsel des Insulinpräparates erreicht werden, indem man z.B.
Insulin vom Rind
gegen Insulin vom Schwein austauschte. Das Insulin vom Schwein steht
dem
Menschen näher als das Insulin vom Rind. Eine endgültige
Abhilfe gegen durch
Insulinantikörper gegen artfremdes Insulin hervorgerufene
Reaktionen
wurde durch die gentechnische Herstellung von Humaninsulin erreicht.
Etwas Besseres als Humaninsulin für die Insulin -
Substitutiontherapie eines
Menschen, also die Diabetesbehandlung, kann ich mir nicht
vorstellen. Die
Natur hat 2 Millionen Jahre gebraucht, um Humaninsulin zu optimieren
und an den
Stoffwechsel des Menschen anzupassen.
Literatur: (3) (6)
________________________________________________________________
3.5
Der
hypoglykämische Schock als akute Komplikation der
Insulinbehandlung
Eine
Unterzuckerung kurz Unterzucker genannt, und schließlich ein
hypoglykämischer
Schock treten dann auf, wenn der Blutzuckerwert unter 40 mg/ dl
absinkt. Beim
unbehandelten Diabetiker kommt dies natürlich nicht vor, denn der
hypoglykämische Schock ist nicht durch den Diabetes an sich
bedingt. Auch bei
Behandlung mit oralen Antidiabetica ist er sehr selten. Ein
hypoglykämischer
Schock kann auch beim Stoffwechselgesunden durch Insulininjektion
hervorgerufen
werden. Beim Insulin spritzenden Diabetiker besteht die Gefahr einer
Hypoglykämie dann, wenn im Verhältnis zum eingespritzte
Insulin zu wenig
Kohlenhydrate gegessen werden bzw. eine zu große Menge Glucose
durch erhöhte
Muskelarbeit verbraucht wird. Auch der Zeitpunkt, zu dem die
Kohlenhydrate
gegessen werden, spielt eine wichtige Rolle. Durch eine zu spät
eingenommene
Mahlzeit kann eine Hypoglykämie riskiert werden.
Erste
hypoglykämische Reaktionen treten bei einem Abfall des
Blutzuckerspeigels unter
den oben genannten Wert auf. Sie werden durch bestimmte
Ausfallserscheinungen
des Gehirns hervorgerufen. Die Gehirnzellen können im Gegensatz zu
anderen
Körperzellen keine Glucose speichern. Aus diesem Grund sind sie
sehr stark vom
Vorhandensein einer bestimmten Blutzuckerkonzentration abhängig.
Fällt der
Blutzuckerspiegel unter einen bestimmten Wert, so treten die ersten
Anzeichen
einer beginnenden Hypoglykämie, wie Konzentrationsschwäche,
Stimmungslabilität
und Kopfschmerzen auf. Da auch die Glucoseversorgung der Nervenzellen
des
vegetativen Nervensystems durch den zu geringen Glucosegehalt des
Blutes
gestört ist, kann es zu Heißhunger, Muskelschwäche und
Erbrechen kommen.
Bei den bisher
geschilderten Symptomen handelt es sich um Ausfalls - Erscheinungen,
die
gewissermaßen direkt durch den zu geringen Glucosegehalt des
Blutes
hervorgerufen werden. Auch die schließlich auftretende
Bewusstlosigkeit beruht
auf einer mangelnden Glucoseversorgung des Gehirns. Diese Symptome sind
zu
trennen von denjenigen, die durch die Gegenregulation des Körpers
auftreten. Es
werden vor allem Katecholamine als Gegenspieler des Insulins
ausgeschüttet.
Nimmt die Konzentration von Katecholaminen im Blut zu, so werden
dadurch
weitere, charakteristische Symptome der Hypoglykämie wie
Schweißausbrüche,
Zittern, Blässe der Haut und Herzklopfen hervorgerufen.
Nach dem
unterschreiten eines Blutglucosewertes von 25 - 35 mg/dl tritt
schließlich der
hypoglykämische Schock ein. Dabei kann es über
Enthemmungszustände,
Benommenheit und Verwirrtheitszustände schließlich zu
hysterieähnlichen
Schreikrämpfen, sowie zu epileptischen Anfällen
ähnlichen tonisch - klonischen
Krämpfen kommen. Auch Seh-, Schluck- und Sprachstörungen und
ein Erlöschen der
Kornealreflexe zählen zu den Symptomen des hypoglykämischen
Schocks.
Tritt der
hypoglykämische Schock häufiger auf, so hat dies durch die
mangelnde
Zuckerversorgung eine Schädigung des Gehirns zur Folge. Nicht
allein aus diesem
Grund sollte ein Diabetiker stets versuchen, Hypoglykämien zu
vermeiden. Der
Diabetiker hat die Chance, das zustandekommen eines
hypoglykämischen Schocks
durch rechtzeitige Aufnahme rasch resorbierbarer Kohlenhydrate wie
Traubenzucker, zu verhindern.
Dazu ist es
erstens notwendig, dass er diese stets greifbar hat und zweitens,
daß er die
ersten Symptome einer Hypoglykämie als solche erkennt. Er
muß sich dazu
gewissermaßen selbst beobachten und in sich hineinhorchen. Dies
muß geschehen,
bevor eine Bewusstseinsstörung auftritt.
Im Anfangsstadium
einer Unterzuckerung treten unwillkürliche Zuckungen einzelner
Gliedmaßen oder
der Gesichtsmuskulatur auf, gelegentlich auch in Form von
"Muskelzittern",
ähnlich wie bei einem Schüttelfrost.
Ich möchte hier
ein Beispiel aus eigener Erfahrung anfügen, das eine
Möglichkeit aufzeigt, eine
drohende Hypoglykämie frühzeitig zu erkennen und dieser auf
die - wie ich es
nennen will - weiche Art, nämlich ohne rasch resorbierbare
Kohlenhydrate
vorzubeugen. Wobei ich jedoch anfügen muß, daß ich
noch nicht Gelegenheit
hatte, die Anwendbarkeit dieser Methode bei anderen Diabetikern zu
kontrollieren.
Da im allgemeinen
kurz vor einer Mahlzeit der Blutzuckerspiegel am niedrigsten ist,
treten zu
diesem Zeitpunkt am häufigsten Unterzuckerungs -Erscheinungen auf,
während dies
z.B. kurz nach
einer Mahlzeit nicht der Fall ist.
Um einen Hinweis
auf eine drohende Unterzuckerung zu erhalten, halte ich eine Gabel an
der Spitze
fest und beachte deren freies Ende. Im Fall einer Unterzuckerung
gelinget es
mir nicht, das Ende der Gabel ruhig in gleich bleibender Höhe
über dem Tisch zu
halten. Das Ende der Gabel schwankt dann deutlich auf und ab.
Einen Hinweis auf
eine drohende Unterzuckerung erhalte ich ferner aus der Beobachtung der
Flüssigkeitsoberfläche in einem Glas, das ich in der Hand
halte. Durch die
Zitterbewegung der Hand bilden sich im Falle einer Unterzuckerung
deutlich
sichtbare Wellen. Diese Zitterbewegungen kann ich jedoch an der Hand
nicht
beobachten. Sie tritt nur bei Belastung der Muskulatur z. B. durch ein
Glas
oder eine Flasche auf.
Fällt dieser Test
positv aus, so ist es ratsam, bei der sich anschließenden
Mahlzeit eine geringe
Menge langsam resorbierbare Kohlenhydrate mehr zu sich zu nehmen, um
einem
hypoglykämischen Schock vor der nächsten Mahlzeit
vorzubeugen, welcher dann
wahrscheinlich durch rasch resorbierbare Kohlenhydrate abgefangen
werden müsste.
Ein sehr verlässliches
Zeichen für eine drohende Hypoglykämie ist die starke, meist
sehr rasch
auftretende Blässe, die fast immer in Verbindung mit starkem
Schwitzen auftritt.
Dabei tritt "kalter Schweiß" auf die Stirn.
Schreitet die
Unterzuckerung weiter fort, so treten Bewusstseinsstörungen auf.
der Betroffene
wirkt wie ein Schlafwandler, wie "betrunken". Es soll schon
vorgekommen sein, dass Diabetiker in diesem Stadium der Unterzuckerung
mit
Betrunkenen verwechselt wurden. Hier liegt meines Erachtens ein Punkt,
über den
auch in den Massenmedien Aufklärung betrieben werden sollte.
Sicher kann ein
Diabetikerausweis der auf den Gesundheitszustand des Betroffenen
hinweist, hier
gute Dienste leisten. Er kann dies jedoch nur, wenn er gefunden, d.h.
beim
"Betrunkenen" gesucht wird, bevor man ihn in die
"Ausnüchterungszelle"
steckt.
In der Literatur
wird auch über Sehstörungen in Form von "Sternchen",
leuchtenden
Kreisen und Farbstörungen berichtet. Eine Sehstörung kann
sich jedoch meiner
Erfahrung gemäß auch darin äußern, dass es nicht
mehr möglich ist, die beiden
Bilder, die die Augen einzeln sehen, zur Deckung zu bringen, so dass
man
doppelt sieht wie ein Betrunkener.
Das Problem ist,
dass es im Zustand der Unterzuckerung ab einem bestimmten Zeitpunkt
sehr
schwierig wird konsequent vom Zustand auf die Ursache zu
schließen und
entsprechende Maßnahmen zu unternehmen um diesen Zustand so rasch
wie möglich
durch die Aufnahme von rasch resorbierbaren Kohlenhydraten zu beenden,
weil
auch die anderen Leistung des Gehirns in diesem Moment
beeinträchtigt sind.
Es können auch
nächtliche Hypoglykämien auftreten, die gewissermaßen
verschlafen werden. Ein
Erwachen mit Kopfschmerzen oder in schweißgebadetem Zustand
deutet auf eine
nächtliche Hypoglykämie hin. Ein Erkennen einer
nächtlichen Hypoglykämie aus
derartigen Tatsachen ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil durch
eine
Messung des Nüchternblutzuckers kein Hinweis auf eine verschlafene
Hypoglykämie
gewonnen werden .
kann, da infolge
der Gegenregulation der Nüchternblutzucker meist sogar noch
erhöht ist.
Ein
besonderes Problem stellt die Erkennung hypoglykämischer
Situationen beim
diabetischen Kind dar. Hierbei spielt die Beobachtung von
auffälligen Wesens -
Veränderungen eine nicht unbedeutende Rolle, da die Kinder
häufig keine
direkten Angaben über ihren Zustand machen oder auch machen
können. Die Kinder
werden unter Umständen "ungezogen", widerborstig und
aufsässig.
manche zeigen auch bei ihnen nicht gewohnte Trotzreaktionen, die
natürlich
besonders demjenigen Personenkreis auffallen, der sie näher kennt.
Solche Erscheinungen
sollten bei den Eltern vor allem dann den Verdacht auf eine bestehende
Unterzuckerung hervorrufen, wenn sie anscheinend unmotiviert und nach
vorher
völlig normalem Verhalten auftreten. Sowohl eine auffällige
Weinerlichkeit als
auch ein auffällig albernes und läppisches Verhalten kann als
einziges
Anzeichen einen drohenden hypoglykämischen Schock anzeigen. Auch
eine
nächtliche Hypoglykämie läßt sich meist nur aus
dem Verhalten der Kinder beim
Aufstehen erkennen. Die Kinder erwachen dabei mit starken
Kopfschmerzen, sind
nur sehr schwer aufzuwecken und wirken benommen. Manchmal ist auch das
Bettzeug
naßgeschwitzt und zerwühlt. Auch nächtliches
Einnässen bei sonst schon trockenen
Kindern weist auf eine nächtliche Hypoglykämie hin.
Ich halte es für übertrieben, die Kinder nachts mehrmals zu
wecken um
festzustellen: sofort wach d.h. keine Unterzuckerung bzw. nur schwer
aufzuwecken und nach dem Erwachen völlig desorientiert d.h.
Unterzuckerung.
Dieses Wecken sollte auf Fälle beschränkt bleiben, in denen
eine Hypoglykämie offensichtlich
wird z.B. durch Schreie bzw. Wühlen im Schlaf.
Wird bei einem
diabetischen Kind der Zustand der Hypoglykämie erkannt, so kann
dieser sehr
rasch durch Zufuhr schnell resorbierbarer Kohlenhydrate z.B.
Traubenzuckerwasser behoben werden. Es ist von Vorteil, wenn diese an
einem
festgelegten Ort aufbewahrt werden, so dass man im Fall eines Falles
nicht erst
suchen muß.
Ist jedoch bereits
der Zustand tiefer Bewusstlosigkeit eingetreten, so darf dem
Betroffenen kein
Zuckerwasser eingeflößt werden, da Erstickungsgefahr droht.
Tritt eine solche
Hypoglykämie nachts auf, so kann man natürlich sofort den
Arzt holen, dieser
wird den gefährlichen Zustand durch intravenöse Injektion von
Traubenzuckerlösung beenden. Die Eltern zuckerkranker Kinder
können sich aber
auch dann noch selbst helfen, indem sie ein Ampulle mit Glucagon, einem
Gegenspieler des Insulins, beim Spritzbesteck aufbewahren, denn die
Injektion
von Glucagon kann intramuskulär erfolgen, während die
intravenöse Injektion von
Traubenzuckerlösung die Beherrschung einer schwierigeren
Injektionstechnik
voraussetzt.
Wichtig ist
hierbei nur, dass der Betroffene sofort nach Erlangen des Bewusstseins
sofort
Kohlenhydrate zu sich nimmt, bevor die Gegenregulation nachlässt
und es erneut
zu einem evtl. noch stärkeren Blutzuckerabfall kommt.
Ich würde der
zweiten Methode den Vorzug geben, da dabei der gefährliche Zustand
um wichtige
Minuten verkürzt werden kann. Dies setzt jedoch voraus, dass
möglichst alle
Familienmitglieder über deren Aufbewahrungsort des
Spritzenbesteckes informiert
sind und zweitens dass sie sich auch getrauen mit demselben
entschlossen
vorzugehen, anstatt tatenlos dazustehen und die Ankunft des Arztes zu
erwarten.
Eine weitere
Chance, die der Diabetiker nutzen sollte liegt darin, dass er stets
Ampullen
mit 40 % iger Traubenzuckerlösung zu hause bereithält, da es
vorkommen kann,
dass der von unterwegs herbeigerufene Arzt die benötigten Ampullen
nicht bei
sich hat. Auch hierbei ist es wichtig, dass möglichst alle
Familienmitglieder
den Aufbewahrungsort der Ampullen kennen.
Um eine schwere
Hypoglykämie zu vermeiden hat es sich für mich bewährt
an verschiedenen Stellen
in der Wohnung oder in den Jacken oder Hosentaschen
Traubenzuckerwürfel
aufzubewahren. Dies ist besser, als alle an einem Platz aufzubewahren,
an den
man sich dann, wenn sie gebraucht werden nicht mehr erinnert.
Es ist gewissermaßen wie bei einer Geldanlage oder einem
Aktiendepot, man
sollte nicht alles an einer Stelle anlegen, sonst kann es Sein dass das
Ganze
Geld dann wenn man es braucht vollständig weg ist. Also verteilen
Sie Ihr
Vermögen auf verschiedene Anlageformen, will sagen, legen Sie an
verschiedenen
unterschiedlichen Stellen Traubenzuckervorräte an, dann
fällt Ihnen im
Notfall ein Platz ein an dem welche liegen. Für mich haben sich
jahrzehntelang
diese Traubenzuckerwürfel bewährt. Sie vertragen so gut wie
alles, nur nicht,
dass man sie in der Hosentasche wäscht weil man sie vor dem
Waschen darin
vergisst Es sind dies die Traubenzuckerwürfel von.
Ich empfehle die
Traubenzuckerwürfel wie:
Dextro
Energy Würfel Classic, 9er Pack (9 x 46 g)
p.s.
* Eine Hilfe zur Erkennung eines hypoglykaemischen Schocks kann ein
entsprechend ausgebildeter Hypoglykämie Warnhund
sein, der seinen Besitzer auf ein gefährliches Absinken des
Blutzuckers
hinweist.
Literatur:
(3) (6) (7) (8)
________________________________________________________________
4.
Die Chance, durch eine geeignete
Ernährung (Diät) auch mit Diabetes gesund zu bleiben
Durch die
Einführung der im voraus gegangenen Kapitel kurz angeschnittenen
Insulintherapie wurde dem Coma diabeticum sein Schrecken genommen. Eine
Gegenüberstellung der unmittelbaren Todesursache bei Diabetes
mellitus aus dem
Jahre 1898 und 1957 nach Joslin zeigt, daß in diesem Zeitraum der
Prozentsatz
der im Coma diabeticum gestorbenen Diabetiker von 63,8 % auf 1,1 %
gesunken
ist. Im selben Zeitraum stieg der Prozentsatz der an den direkten
Folgen
diabetischer Gefäß - Veränderungen verstorbenen
Patienten von 17,5 % auf 77,1%
Dies zeigt, dass
durch die Einführung der Insulintherapie das Coma diabeticum als
Haupttodesursache von den diabetischen Gefäß -
Veränderungen, die vor der
Insulinära kaum beobachtet wurden, abgelöst worden ist.
Man unterscheidet
in der Medizin zwischen der diabetischen Makroangiopathie, welche im
histologischen Bild weitgehend identisch mit arteriosklerotischen
Gefäß - Veränderungen
des Nichtdiabetikers ist und der diabetischen Microangiopathie, die die
Kapillargefäße betrifft und die in dieser Form nur beim
Diabetiker vorkommt.
Der Unterschied
zwischen der diabetischen Makroangiopathie ist weniger ein
struktureller als
vielmehr ein statistischer, d.h. arteriosklerotische
Gefäßläsionen, vom
Nichtmediziner als Arterienverkalkung bezeichnet, treten beim
Diabetiker um ca.
10 bis 20 Jahre früher und etwa 10 - 20 mal häufiger auf als
beim
Nichtdiabetiker.
Die diabetische
Microangiopathie manifestiert sich zunächst als sogenannte
Retionpathie. Etwa
25% aller Diabetiker weisen eine solche Retinopathie auf. Sie kann im
Endstadium zur Erblindung führen. Die diabetische Microangiopathie
führt jedoch
auch zu Läsionen der Haargefäße der Niere. Dies wird
als Nephropathie
bezeichnet. Dies kann schließlich zum Nierenversagen führen.
Unter dem Begriff
diabetische Neuropathie faßt man in der Medizin viele klinische
Symptome
zusammen. Der interessierte Leser möge dies in (3) S. 134 - 159
oder an anderer
Stelle nachlesen, denn es ist nicht Sinn dieser Arbeit, alle diese
klinischen
Symptome zu schildern. Ich möchte mich hier vielmehr mit der Frage
auseinandersetzen, gibt es eine Chance, diese
Gefäßläsionen hinauszuzögern oder
handelt es sich um eine schicksalhafte Entwicklung, die einzig und
allein von
der Dauer eines bestehenden Diabetes abhängt?
Man
ist heute im Allgemeinen der Ansicht, dass durch eine gute
Stoffwechselführung
die Gesundheit des Gefäßsystemes erhalten werden kann.
In diesem
Zusammenhang halte ich besonders die Tatsache erwähnenswert, dass
im
Tierexperiment nach Pankreasextirpation und dadurch hervorgerufenem
Diabetes,
Gefäßveränderungen beobachtet wurden.
Dies
beweist nämlich, daß der Diabetes die Ursache für die
Ausbildung der
diabetischen Spätschäden ist und dass es sich eben nicht so
verhält, daß
diabetische Gefäß - Veränderung wie früher
teilweise angenommen die Ursache des
Diabetes sind. (6)
Wenn es nun aber
möglich ist, durch Auslösen eines Diabetes Gefäß -
Veränderungen hervorzurufen,
so kann durch Auslöschen der Ursache d.h. durch normnahe
Blutzuckerwerte die
Ausbildung diabetischer Spätschäden unterbleiben,
während dies im umgekehrten
Fall zumindest heute nicht möglich wäre, da keine kausale
Therapie bei
vorhandenen diabetischen Gefäßschäden in der Medizin im
Moment meines
Wissens existiert.
Die Behandlung der
Angiopathia diabetica muß sich aus diesem Grund auf eine
Prophylaxe, d.h. auf
Vorbeugemaßnahmen besonders konzentrieren.
Dass diese
Prophylaxe eine Berechtigung hat zeigt eine Untersuchung nach Mc.
Langhlin.
Danach finden sich bei Diabetikern mit schlechter
Stoffwechselführung dreimal
häufiger akrale Läsionen als bei gut eingestellten Patienten.
Wie eine solche,
die Lebenschancen des Diabetikers erhöhende, gute Einstellung
aussehen sollte,
wird in den folgenden Kapiteln beschrieben.
Literatur:
(6)
Bd. I S. 251 - 252
(3)
__________________________________________________________________
4.1
Allgemeine
Richtlinien der Diabetesdiät
Vor allem für den
übergewichtigen Altersdiabetiker ist es von Bedeutung, sein
Übergewicht zu
reduzieren, da durch das Übergewicht seiner
Stoffwechselstörung Vorschub
geleistet wird. Die Insulinkonzentration im Serum übergewichtiger
Altersdiabetiker entspricht im Durchschnitt der Insulinkonzentration im
Serum normalgewichtiger,
gesunder Vergleichspersonen, sie liegt jedoch deutlich unter der
Insulinkonzentration im Serum übergewichtiger Vergleichspersonen.
Der Diabetes kommt
in diesem Fall dadurch zustande, daß sich die Fettdepots des
Körpers
gewissermaßen wie "Insulinräuber " auswirken. Da in diesen
Fettdepots
die Lipolyse unabhängig vom Insulin in verstärktem
Ausmaß abläuft, muss sie
durch eine erhöhte Lipogenese ausgeglichen werden. Diese ist
jedoch
insulinabhängig, so dass sich der Insulinbedarf erhöht.
Durch eine
Gewichtsreduktion kann sich in diesem Fall die Stoffwechsellage wieder
völlig
normalisieren oder aber zumindest eine deutliche Besserung der
Stoffwechsellage
auftreten. Diese drückt sich darin aus, daß z.B. von einer
Insulintherapie auf
eine Therapie mit oralen Antidiabetica übergegangen werden kann,
oder bei einer
Behandlung mit oralen Antidiabetica auf eine alleinige
Diätbehandlung
übergegangen werden kann.
Der übergewichtige
Altersdiabetiker hat somit die Chance, durch sofortige, drastische
Gewichtsreduktion
von der täglichen Insulinspritze bzw. Tablette loszukommen. Dies
zeigt die
Bedeutung der Reduktionskost bei Alterdiabetes.
Der juvenile
Diabetiker, ( Typ 1 Diabetes )bei dem sich der Diabetes häufig bei
bereits
bestehendem Untergewicht manifestiert, hat diese Chance nicht. Er wird
sich
deshalb sagen, dass es auf ein paar IE Insulin mehr täglich nicht
ankommt.
Trotzdem sollte auch er auf die Beibehaltung seines Gewichtes achten,
da höhere
Insulindosen stets die Risiken hypoglykämischer Reaktionen
erhöhen.
Vor
alle bei der intensivierten Diabetestherapie des Typ 1 Diabetes ist das
Risiko
Gewicht zuzunehmen durch Überernährung größer,
weil durch diese
Therapierform die Therapie dem westlichen Ernährungsstil angepasst
wird.
Die Reduktionsdiät
ist jedoch nur ein Teil der eigentlichen Diabetesdiät, mit welcher
versucht
wird, "normale" Stoffwechselverhältnisse zu erreichen. Diese
"normalen" Verhältnisse liegen dann vor, wenn der
Blutzuckerspiegel
um 100 mg/dl Glucose schwankt. Dazu passt der Körper des Gesunden
die
Insulinausschüttung der Kohlenhydratzufuhr an. Der Diabetiker, der
z.B. nur
einmal täglich ein 12 Stunden wirkendes Depotinsulin spritzt,
muß den umgekehrten
Weg einschlagen. Er muss die Kohlenhydratzufuhr der am Morgen
injizierten
Insulinmenge anpassen. Da das eingespritzte Insulin mehr oder weniger
gleichmäßig wirkt, ergibt sich daraus die Forderung nach
einer mehr oder
weniger gleichmäßigen Kohlenhydratzufuhr. dieser Forderung
kann man durch ca. 6
-7 kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten, im Gegensatz zu den
üblichen 3
Hauptmahlzeiten, nachkommen.
Diese Art der
Insulintherapie nennt man konventionelle Diabetestherapie. Das
Grundprinzip der
konventionellen Diabetestherapie ist der möglichst perfekte
Versuch die Nahrungsaufnahme
dem Wirkungsverlauf des Insulins
anzupassen.
Nimmt der Gesunde
rasch resorbierbare Kohlenhydrate auf, so wird der Blutzuckeranstieg
durch
sofortige Insulinausschüttung kompensiert, ja sogar
überkompensiert. Beim
Diabetiker, dessen eingespritztes Insulin mehr oder weniger
gleichmäßig wirkt,
würde die Aufnahme rasch resorbierbarer Kohlenhydrate, wie z.B.
traubenzuckerhaltige Bonbons, zu einem sofortigen, starken Anstieg des
Blutzuckers führen, während bei langsam resorbierbaren
Kohlenhydraten der
Anstieg nicht so abrupt und die Blutzuckerwerte nicht so hoch sind.
Daraus
ergibt sich die Forderung, dass der Diabetiker keine Glucose in reiner
Form
bzw. stark glucosehaltige Nahrungsmittel zu sich nehmen sollte. Statt dessen sollte er seinen Kohlenhydratbedarf mit
langsam resorbierbaren Kohenhydraten z.B. Stärke decken.
Generell lässt
sich sagen, da die Kohlenhydratverwertung insulinabhängig ist,
sollte die
Kohlenhydratzufuhr beim Diabetiker eingeschränkt werden, um den
Insulinbedarf
herabzusetzen. Denn höhere Insulindosen erhöhen die Gefahr
hypoglykämischer
Reaktionen.
Daraus wird
ersichtlich, dass sich, um bezogen auf den Energiegehalt gleichwertige
Nahrung
zu erhalten, der Gehalt an Fett und Eiweiß erhöhen
muß. Aus der Tatsache, dass
der Fettaufbau insulinabhängig verläuft und sich bei
erhöhter Fettzufuhr der
Anteil von freien Fettsäuren im Blut erhöht, ist ersichtlich,
dass zum
vermehrten Fettaufbau eine größere Insulindosis notwendig
würde, um die
Fettsäuren im Blut "zum Verschwinden" zu bringen. Da jedoch, aus
oben
genanntem Grunde, die Insulinzufuhr beim Diabetiker möglichst
niedrig gehalten
werden soll, wird daraus die Forderung abgeleitet, auch die Fettzufuhr
einzuschränken. Damit ist jedoch zwingend eine Einschränkung
der Eiweißzufuhr
verbunden, da in den meisten Fett bzw. Eiweiß enthaltenden
Nahrungsmitteln
diese beiden Grundnährstoffe gekoppelt vorliegen.
Manche Autoren
sind deshalb einfach der Meinung, dass der Diabetiker überhaupt
wenig esse
sollte, wobei man wieder bei der Eingangs erwähnten Reduktionskost
angelangt
wäre. Für den übergewichtigen Altersdiabetiker ist
dieser Vorschlag sicher
sinnvoll. Für den juvenilen Diabetiker, dessen Krankheit sich
vielleicht schon
bei einem vorhandenen Untergewicht manifestierte, ist er jedoch nicht
akzeptabel. Die Nahrung muss eine größere Menge
Kohlenhydrate und Fett
enthalten, was erhöhte exogene Insulinzufuhr und somit das
klinische Bild des
durch starke Stoffwechselschwankungen gekennzeichneten
"Brittle-Diabetes" zur Folge hat.
Daher gewinnt vor
allem für den jugendlichen Diabetiker die Forderung von Bedeutung
möglichst
solche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die einen großen
Eiweißanteil
aufweisen.
Betrachtet man
unter diesem Gesichtspunkt eine Tabelle der Nährwerte (12) der
einzelnen
Nahrungsmittel, so wird der Vergleich dadurch erschwert, dass in den
meisten
derartigen Tabellen der Fett - und Eiweißgehalt in g je 100 g
Nahrungsmittel
angegeben wird. So wird z.B. angegeben: 100 g Schweinefleisch
(mittelfett)
enthalten 16 g Eiweiß und 29 g Fett.
Zum besseren
Vergleich habe ich deshalb im Folgenden diese Werte derart umgerechnet,
dass
der relative Fettanteil, d.h. diejenige Fettmenge, die man zu sich
nimmt, wenn
man 1 g Eiweiß zu sich nimmt, direkt sichtbar wird.
Danach ergibt sich
für Schweinefleisch ein relativer Fettanteil von 1,10 d.h. mit
jedem Gramm
Eiweiß nimmt man 1,19 g Fett auf. Rindfleisch liegt mit einem
relativen
Fettanteil von 0,5 günstiger, d.h. man nimmt hier also mit jedem g
Eiweiß nur
0,5g Fett auf. Erstaunt war ich zunächst über die Tatsache,
dass Pferdefleisch
nach dieser Rechnung mit einem Wert von 0,11 sogar noch besser
abschneidet als
Kalbfleisch (mager) mit einem Wert von 0.14 Dies beweist, dass das
Teuerste,
auch für den Diabetiker, nicht immer das Beste zu sein braucht.
Welche
Konsequenzen der Diabetiker daraus zieht, wird wohl dem einzelnen
überlassen
bleiben, denn es ist sicher nicht jedermanns Sache, wegen dieser
Kenntnis auf
Pferdefleisch umzusteigen.
Dies ist wohl auch
nicht unbedingt notwendig, denn auch das Fleisch der Bachforelle hat
genau wie
Pferdefleisch einen relativen Fettanteil von 0,11. Man sollte jedoch
nicht
übersehen, dass das Fleisch des preiswerteren Dorsch (Kabeljau)
mit einem
relativen Fettanteil von 0,03 um eine Zehnerpotenz besser abschneidet.
Wie so oft kann
auch in diesem Fall eine einfache Rechnung vor unsinnigen Ausgaben, in
diesem
Fall "Gesundheitsausgaben" schützen. Diese einfache Rechnung
sollte
unbedingt von einem preisbewussten Diabetiker, wie von jedem
preisbewussten
Verbraucher durchgeführt werden, da die, wie ich sie nennen will
"Gesundheitswerbung" manchmal die schönsten "Blüten treibt.
Der Diabetiker
berechnet seine Kohlenhydratzufuhr in so genannten Broteinheiten. Diese
wurden
früher Weißbroteinheiten genannt. Da der Diabetiker jedoch
wegen der darin
enthaltenen schwerer verdaulichen und somit langsamer resorbierbaren
Kohlenhydrate
möglichst Schwarzbrot bzw. Vollkornbrot zu sich nehmen sollte,
nennt man sie
heute nur noch Broteinheiten oder kurz BE. 1 BE entspricht 12g
Kohlenhydrate.
Anmerkung:
Von manchen Autoren wird als Broteinheit auch eine Einheit mit 10 g
Kohlenhydraten
verwendet. Wenn im Weiteren hier von Broteinheiten gesprochen wird so
ist die
12g Kohlenhydrat Broteinheit gemeint.
Da Schwarzbrot im
Allgemeinen billiger ist als Weißbrot entstehen dem Diabetiker
daraus keine
finanziellen Nachteile. Diese entstehen nur dann, wenn er anstelle von
normalem
Schwarzmehl, wie es in jeder Brotfabrik verwendet wird ein
"Diabetikermehl" kauft, das zu den schönsten "Blüten der
Gesundheitswerbung" gehört, die ich je erlebt habe.
Auf keinen Fall
sollte der Diabetiker jedoch vergessen, dass 12g Kohlenhydrate eben 12
g
Kohlenhydrate sind, auch wenn man dem Kind einen anderen Namen gibt.
Dies ist
vor allem deshalb von Bedeutung, da von manchen Autoren anstelle der
Broteinheiten
"Brotwerte", "Milchwerte", "Gemüsewerte" oder "Kartoffelwerte"
eingeführt werden.
Literatur:
(9) (10) (11) (12)
__________________________________________________________________
4.2
Beispiel einer
Einstellung
Durch
die moderne Intensivierte Diabetestherapie wurde es möglich das
Zeitraster der
konventionellen Therapie zu verlassen, das den Tagesablauf eines Typ1
Diabetikers bis dahin formte.
Der
Preis der Freiheit sind ständige Messungen, Berechnungen und
sachgerechte
bewusste Handlungen.
Die
konventionelle Diabetestherapie hat den Vorteil, dass nach einer
bestimmten
Einübungszeit. (in der Regel mindestens 23 Tage) das Raster
unbewusst
eingehalten wird, und ein Gleichgewicht zwischen Ernährung und
Insulin –Wirkungs
- Verlaufskurve eintritt.
Beim folgenden
Beispiel einer Einstellung handelt es sich um eine Einstellung vom
Verfasser
vom 8.11.1968. Heute ist durch die moderne intensivierte
Diabetestherapie die
Möglichkeit gegeben dieses Raster zu verlassen und den
natürlichen Weg, nämlich
die Anpassung der Insulinwirkung an die Nahrungsaufnahme
annäherungsweise zu
gehen. Der Preis der Freiheit sind allerdings derzeit mehrere
Blutzuckermessungen pro Tag mit der damit verbundenen Blutentnahme aus
der
Fingerkuppe. Ein zuverlässiges nicht-invasives Messgerät zur
Optimierung der
intensivierten Therapie existiert bisher leider immer noch nicht im
Handel. (
2.Jan. 2014 )
5.45
Uhr 24
Einheiten Komb. Insulin
6.00
Uhr 1.
Frühstück 60 g weißes Brot oder
75 g dunkles Brot 3 BE
8.00
Uhr 2.
Frühstück 20 g weißes Brot oder
25 g dunkles Brot 1 BE
10.00
Uhr 3.
Frühstück 40 g weißes Brot oder
50 g dunkles Brot 2 BE
13.00
Uhr
Mittagessen 180 g Kartoffeln 3 BE
(gekocht gewogen) oder
45 g Reis (roh gewogen) oder
45 g Nudeln (roh gewogen)
14.25
Uhr 12
Einheiten Komb. Insulin
15.00
Uhr
Kaffee 40
g weißes Brot oder
50 g dunkles Brot 2 BE
18.00
Uhr
Abendbrot
60 g weißes Brot oder 3
BE
75 g dunkles Brot
20.00
Uhr
Spätmahlzeit 20 g weißes Brot oder
25 g dunkles Brot
und 1 Apfel oder 1 Apfelsine 2 BE
--------
16 BE
insgesamt:
36
Einheiten Komb.-Insulin
Literatur:
Diabetikerausweis des Verfassers
__________________________________________________________________
4.3
Spezielle Diabetikernahrungsmittel
und Süßstoffe
Spezielle Diabetikernahrungsmittel und Süßstoffe werden
heute nicht mehr
empfohlen.
Anstelle von Diabetikernahrungsmitteln spricht man heute von Produkten für die zuckerreduzierte
Ernährung.
Man spricht von Low Carb Diät
(Niedriegen Kohlenhydratmengen Ernährungsgewohnheit).
Bis Ende
2012 gab es noch
Diabetikernahrungsmittel. Dann wurde verlautbart. dass
Diabetikerprodukte
keinen gesundheitlichen Wert haben. Die Diätverordnung wurde
geändert. Die
Produkte mit der Aufschrift
" Zur besonderen Ernährung bei Diabetes mellitus im Rahmen eines
Diätplanes"
verschwanden aus den Regalen.
"Was vorher jahrzehntelang der Gesundheit
gedient haben sollte, hätte sich als ungesund erwiesen."
Auf meiner Internetseite können Sie nachlesen, was
Diabetikerlebensmittel
waren und dann selbst Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Das ist ein Beispiel wie schnell
sich Dogmen in der Medizin in
ihr Gegenteil wenden können.
Der Ernährungswissenschaftler Dr. Peter Havel hat
an der Universität von Kalifornien eine interessante
Entdeckung gemacht. Er konnte 33 bereits übergewichtige
Personen zu eine speziellen Ernährung überzeugen. Die
erste Gruppe erhielt für die Dauer von zehn Wochen eine
Diät, die zu 25 Prozent des Nährwertes aus Fructose (
Fruchtzucker ) bestand. Die zweite Gruppe bekam eine
Ernährung die zu 25 Prozen aus Glucose ( Traubenzucker)
bestand. Beide Gruppen hatten im Durchschnitt am Ende
des Experimentes gleich viel zugenommen. Allerdings mit
einem gravierenden Unterschied.
Die Gruppe die den
Fruchtzucker zu sich genommen hatte, die hatte mehr
Bauchfett gebildet als die Kontrollgruppe. Die
Fettverteilung am Körper hatte sich geändert. Dies ist
deshalb von Bedeutung, weil Bauchfett im Verdacht steht
Herz Kreislauf Erkrankungen zu begünstigen.
Nach einer Tabelle
(6), aus dem Jahr 1960/61 verbrauchte damals ein Einwohner von
Großbritannien
oder Australien 50,0 kg Rohr- bzw. Rübenzucker im Jahr.
Deutschland lag mit
29,0 kg je Einwohner und Jahr ungefähr in der Mitte, während
die Türkei mit
10,0 kg je Einwohner und Jahr die Tabelle abschloss.
Chemisch gesehen
sind diese beiden Zucker identisch. Es handelt sich sowohl beim Rohr-
als auch
beim Rübenzucker um das Disaccharid Saccharose, welches unter
Wasseraustritt
aus je einem Molekül Glucose und Fructose entsteht.
Fructose ist im Geschmack süßer als Glucose. Saccharose
nimmt diesbezüglich
eine Mittelstellung ein. Der Körper vermag das Disaccharid
Saccharose relativ
rasch aufzuspalten, so dass sich im Blut schnell eine große Menge
Glucose und
Fructose ansammelt. Den weiteren Weg von Glucose und Fructose zeigt
folgendes
Schema
nach (4) verändert.
Die im Schema eingezeichnete Glucocinasereaktion verläuft
insulinabhängig.
Dadurch kommt es beim Diabetiker nach Zufuhr von reiner Glucose bzw.
von
Saccharose zu einem raschen Blutzuckeranstieg. Da dies beim Diabetiker
vermieden werden soll, hat man das Essen von Glucose bzw. Saccharose
verboten
Anders liegen die
Verhältnisse bei der Verwertung der Fructose. Es sind hier drei
Wege möglich.
Sie kann erstens
über Sorbit zu Glucose aufgebaut werden. Dieser Aufbauvorgang
nimmt eine
gewisse Zeit in Anspruch, so dass das Blut nicht so rasch mit einer
großen
Menge Glucose überschwemmt wird wie bei direkter Glucosezufuhr.
Sie kann zweitens
über die Hexokinasereakton in Fructose 6 Phosphat
überführt werden und somit in
die Glykolyse eingeschleust werden.
Diesen beiden Wegen fällt unter normalen Stoffwechselbedingungen
eine nur
geringe Bedeutung zu. Sie gewinnen erst dann an Bedeutung, wenn der
Körper
durch große Fructosemengen überschwemmt wird. Dies kann
natürlich geschehen
sein, wenn jemand andauernd viele Diabetiker-Lebensmittel gegessen hat.
Der Hauptanteil
der Fructose wird jedoch in der Leber durch eine spezifische
Fructokinase in
Fructose-1-Phosphat umgewandelt.
Nach neuesten
Erkenntnissen kann dabei Fett gebildet werden und in die Leber
eingelagert
werden. Oder als Bauchfett gespeichert
werden. Auch die Glucose kann im Körper zu Fett
verstoffwechselt werden, jedoch geschieht das bei
Fruktose viel heftiger. Eine gleich große Menge an
Fructose steigert die Fettneubildung um das 15-Fache.
Fructose-1-Phosphat
wird dann über verschiedene Zwischenstufen in Pyruvat umgewandelt,
welches das
Ausgangsprodukt des katabolischen Stoffwechsels im Citratzyklus
darstellt.
Die
Tatsache, dass die Fructocinase Reaktion Insulin unabhängig
verläuft, hat man sich in der
Diabetesdiät zunutze gemacht. In den so genannten
Diabetikernahrungsmitteln
wurde anstelle von Saccharose Fructose verwendet. Unter Anwendung
geeigneter
Methoden sind zunächst rein theoretisch alle süßen
Speisen für den Diabetiker
denkbar. Damit erklärt sich auch die unübersehbare Zahl von
Diabetikernahrungsmitteln, die früher einmal auf dem Markt war.
Als
Diabetikerzucker war nicht nur Fructose im Handel, sondern auch
Sorbit,
das man als Vorstufe der Fructose bezeichnen kann. Dabei handelt es
sich um
einen Alkohol mit folgender Strukturformel.
Sorbit wird durch die Sorbit Dehydrogenase in Fructose umgewandelt und
auf
diese Weise in den Stoffwechsel eingeschleust. Es war unter dem
Handelsnamen
Sionon erhältlich.
Da Sorbit eine
geringere Süßkraft als Rohrzucker aufweist, wurde Ihm 0,11%
des Süßstoffes
Saccarin zugefügt, um einen in der Süßkraft dem
Rohrzucker genau gleichwertigen
Diabetikerzucker zu gewinnen. dadurch konnte er dann zum Backen usw.
ohne
Gewichtsumrechnung wie gewöhnlicher Zucker verwendet werden. diese
Art von
Diabetikerzucker war unterc dem Handelsnamen Sionon
zuckersüß erhältlich.
Auch vom Energiegehalt her entsprach dieser "Diabetkerzucker" dem Nährwert
des üblichen
Zuckers.
Aus diesem Grund
wurde für den übergewichtigen Diabetiker die Verwendung von
reinem Süßstoff
empfohlen.
Seit dem 1. Januar
1970 steht Cyclamat, einer der wichtigsten künstlich hergestellten
Süßstoffe auf
der Liste der verbotenen Nahrungmittel der amerikanischen
Gesundheitsbehörde.
Den Grund für diesse Verbot stellen einige Untersuchungen aus den
Jahren 1965
bis 1970 dar. Danach konnte eine krebserregende Wirkung bei
längerem Gebrauch
nicht völlig ausgeschlossen werden. Diesem vorbeugenden Verbot
haben sich viele
Länder u.a. auch die
Bundesrepublik angeschlossen.
In der
Zwischenzeit sind von mehreren Forschergruppen in einigen Ländern
Langzeit-Versuche, die sich zum Teil über 3 bis 4 Jahre
erstreckten, durchgeführt
worden. Auf dem Internationalen Süßstoff Symposium in
Hamburg wurden die
Ergebnisse dieser Versuche vorgetragen.
Danach haben sich die
früheren
Befürchtungen einer Krebsgefährdung bei der Verwendung von
Cyclamat und
Saccharin nicht bestätigt. Auch Cyclohexylamin, das als
Abbauprodukt des
Cyclamats im Körper entsteht, hat nach diesen Untersuchungen keine
krebserregende Wirkung.
Welche Bedeutung
diese Aussage für Diabetiker und Übergewichtige hat zeigt das
Ergebnis einer
Rundfrage an der mehr als 7000 Diabetiker teilgenommen haten (c). Dabei
ergab
sich, dass 77% Kombinationspräparate bestehend aus Cyclamaten und
Saccharin
benutzten. 12,5 % verwenden nur Saccharin, der Rest nahm Fructose,
Sionon oder
Sionon zuckersüß.
Die Empfehlung Fruchtzucker zu essen war aus
heutiger Sicht ein gravierender Fehler. Nicht nur für
Diabetiker sondern grundsätzlich.
Es
gibt heute Studien die zeigen, dass der Konsum von
Fruchtzucker und die Ausbildung von Übergewicht
signifikant zusammenhängen. Das hat folgenden Grund:
Ich
habe mich gefragt warum das so ist, dass man von
Fruchtzucker nicht satt sondern fett wird.
Ich
vermute, dass ein evolutionärer Vorteil darin bestanden
hat, dass die Menschen im Herbst soviel Früchte essen
konnten wie sie wollten ohne satt zu werden, um
Fettvorräte für den entbehrungsreichen Winter anzulegen.
Ich
erinneere mich, dass schon meine Grußmutter wusste: Wenn
man zuviele Zwetschgen isst wird man dick."
Dass
natürlich Fruchtsäfte, von wie schon der Name sagt, von
Fruchtzucker strotzen dürfte bekannt sein.
Wenn
jemand Orangensaft trinkt, nimmt man meist eine
wesentlich größere Menge an Fruchtzucker zu sich als wie
wenn man Orangen isst. Ein Glas Orangensaft mit 250
Millilitern entspricht ungefähr dem Saft von zwei bis
drei Orangen. Auf 250 Milliliter hochgerechnet sind das
dann 11 Gramm Fruchtzucker. Man muss dabei dazu rechnen,
dass der im Fruchtsaft enthaltene Doppelzucker
Saccharose ( Haushaltszucker) zur Hälfte auch aus
Fruchtzucker besteht. Dieser wird frei wenn der Körper
das Molekül in Glucose und Fructose spaltet.
Eine mittelgroße Banane enthält insgesamt etwa 6
Gramm Fruchtzucker. Somit gehört die Banane zu den
Lebensmitteln, welche sehr weit oben auf der
Fruchtzucker-Skala liegen. Der Fruchtzuckergehalt wird
nur von wenigen anderen Lebensmitteln übertroffen.
Dennoch ist das nur ungefähr halb so viel wie ein Glas
Orangensaft enthält.
Nicht so bekannt sind aber die Begriffe: Isoglucose,
Invertzuckersirup, Glucose-Fructose-Sirup, oder
Fructose-Glucose Sirup bei industriell gefertigten
Nahrungmitteln bei denen der Anteil des Frucktzuckers
über 50% liegt. Diese Bezeichnungen finden sich im
Kleingedruckten auf industriell gefertigten
Nahrungsmitteln in Deutschland.
Normalerweise wird ein Mensch vom Essen satt.
Beim Essen von Fruchtzucker ist das aber nicht der Fall.
Wenn jemand Fruchtzucker isst, dann hat das keinerlei
Wirkung auf den Insulinspiegel, keine Wirkung auf
bestimmte Hormone wie den Leptinspiegel und den Spiegel
des Ghrelins. Das bedeutet, dass das Sättigungsgefühl
ausbleibt, egal wie viel jemand isst, und dadurch kommt
es dann zwangsläufig zu Übergewicht.
Ich
bin überzeugt, dass die Hersteller dieser Lebensmittel
das auch wissen, dass man einfach nicht aufhören kann
diese Sachen zu essen, weil sie eben nicht satt machen.
Das
ist aus Sicht der Lebensmittelhersteller auch
verständlich. Denn: Wer mehr isst der kauft mehr. Wer
mehr kauft der erhöht den Gewinn des Unternehmens.
Quellen:
wie-viel-fructose.de
Natural
Cures Kevin Trudeau
Ungesund: Fruchtzucker macht
dick am Bauch! Fit for fun
Fructose-Falle! Dieses Obst
begünstigt Bauchfett
von Bianka Morgen
25. Juni 2018
Literatur:
(4)
(b)
Weltwirtschaftspflanzen Peter Schütt
Verlag Paul Parey S. 58 Übersicht 16
(1972)
(c) A.
Beringer,
Wr. Med. W. 123. Nr. 4
S. 41
(1973)
4.4
Diabetes im Urlaub
Die Möglichkeit von
Blutzuckermessgeräten im Westentaschenformat brachte die
große Freiheit auch im Urlaub. Vorher war das anders. Hier mein
Erfahrungsbericht.
Im Urlaub
ist
die
konsequente Einhaltung der konventionellen Diabestherapie
besonders problematisch. Die Probleme beginnen bereits damit, daß
man im Urlaub
einmal länger als gewöhnlich ausschlafen möchte. Dadurch
verschiebt
sich
jedoch die
morgendliche Insulininjektion und somit auch der gesamte
weitere Tagesverlauf, d.h. eine Stunde später aufgestanden
bedeutet eine Stunde
später 1. Frühstück, eine Stunde später 2.
Frühstück usw. Eine Stunde später aufstehen
bedeutet aber auch, dass der Depotanteil der Abendspritze nicht
mehr
ausreichend
wirkt
und der Blutzucker vor dem 1. Frühstück dadurch höher
ansteigt als bei genauer Einhaltung des Zeitpunktes. Womit der Tag
bereits mit
einer kleinen Katastrophe beginnt.
Wenn man
im
Sommer in
südliche Länder fährt oder fliegt, sollte man nicht
vergessen, daß die Umstellung der Uhr auf die dortige Ortszeit
für den
Diabetiker mit konventioneller Diabetestherapie nicht so einfach zu
bewerkstelligen ist. Für den Diabetiker fällt eine Stunde
nicht einfach mit dem
verstellen
der
Uhr
aus. Das gleiche gilt für die Umstellung von der Winterzeit
auf die Sommerzeit.
Diese
Probleme
werden
noch größer bei weiträumigen Reisen,
z.B.Transatlantikflügen,
die ja schon für den Gesunden eine gewisse Umstellung mit sich
bringen.
Für
kürzere
Reisen, z.B. für einen "weekend trip" empfiehlt es sich,
die eigene "Bordzeit" beizubehalten.
Eine Kur
in
einem
Kurort hat den Vorteil, dass in einer Diätpension ein
Diabetiker eine, seiner Stoffwechsellage adaequate Nahrung erhält.
Ob bzw. in
welchem Maße Mineralwässer auf die diabetische
Stoffwechsellage einen Einfluß
haben ist strittig.
Licht,
Luft,
Sonne und
Höhenklima stabilisieren im allgemeinen die diabetische
Stoffwechsellage. Es ist bekannt, dass intensive Sonnenbestrahlung sich
bei
Gesunden Blutzucker senkend auswirkt.
Zu
beachten ist,
dass
die Einwirkung von UV-Strahlung auf die Stelle an der
Insulin gespritzt wurde zu einer vermehrten Hautdurchblutung, und somit
schnelleren Verteilung des Insulins im Körper führen kann.
Dadurch kann der
Blutzucker unerwartet rasch bei einem Sonnenbad sinken.
Kalte
Seebäder
können den Blutzucker beim Gesunden um 10 bis 40% steigern.
Überträgt man diese Erfahrungen auf die diabetische
Stoffwechsellage, so ergibt
sich daraus eine besondere Variable, von der die Diät des
Diabetikers im Urlaub
abhängt,
nämlich von der Außentemperatur bzw. dem Klima. Ob man dies
so einfach
übertragen darf müsste eine Untersuchung klären. Aus
eigener Erfahrung kann ich
sagen, dass sich während eines Italienurlaubes mein Insulinbedarf
bei gleich bleibender
Kohlenhydratzufuhr deutlich senkte und erst nach meiner Rückkehr
wieder die
normale Höhe erreichte. In solch einem Fall gilt es, rasch zu
reagieren, da
hypoglykämische Reaktionen sonst unvermeidbar sind. Dabei hat
jedoch sicher
noch eine weitere Variable, nämlich die veränderte
körperliche Betätigung eine
Rolle gespielt. Die Erfahrung, dass körperliche Bewegung den
Blutzucker senkt
wird im allgemeinen für wichtiger gehalten , als die Erfahrung,
dass eine
Erhöhung der Außentemperatur den Blutzucker senkt.
Ein
Schwerstarbeiter,
der seinen Urlaub bzw. das Wochenende zum Ausruhen
benutzt, wird zu dieser Zeit sicher einen geringeren Kohlenhydratbedarf
bzw.
einen erhöhten Insulinbedarf haben, während ein geistig
arbeitender Mensch, der
sein Wochenende bzw. seinen Urlaub zum Bergsteigen, Schwimmen oder
Wandern d.h.
um Ausgleichssport zu betreiben benutzt, während dieser Zeit
einen
erhöhten
Kohlenhydrate- bzw. erniedrigten Insulinbedarf hat.
Normalerweise
macht
eine über das gewohnte Maß hinausgehende sportliche
Betätigung eine Verringerung der Insulindosis um 2 - 4- IE und
eine Erhöhung
der Kohlenhydrat - Zufuhr um 2-3 BE erforderlich. (3)
Die
konventionelle
Diabetestherapie erfordert in hohem Maße eine ständige
Vorausplanung vom Diabetiker. Für den Diabetiker, der z.B. ein
Long-Insulin
spritzt, bedeutet das, dass er am Morgen vor der Insulininjektion
wissen muß,
ob er nachmittags z.B. Schwimmen geht oder nicht. Spitzt er dann 4 IE
Insulin
weniger,
so muss
er
konsequent genug sein, nachmittags nun auch Schwimmen zu
gehen bzw. wenn es zufällig regnen sollte, sich anderweitig
sportlich zu
betätigen. Dies durchzuhalten erfordert ein hohes Maß an
Selbstdisziplin. Für
spontane Entschlüsse bleibt bei der konventionellen
Diabetestherapie nicht viel
Platz
Der starre
Zeitplan
der konventionelle Diabetestherapie belastet dabei nicht
nur den Diabetiker selbst, sondern auch seine Angehörigen und
Freunde, wodurch
der Diabetiker in eine Außenseiterposition gedrängt wird.
Die
Vollpension
sollte
der Diabetiker im Urlaub möglichst vermeiden, da dadurch
die diätetischen Risiken erheblich erhöht werden. Die
Halbpension bietet den
Vorteil, dass man eine Mahlzeit " durchsichtig" gestalten kann,
m.a.W. dass man weiß, was auf dem Teller ist und wie viel man
davon essen kann.
Bewährt haben sich besonders auch Buffets, an denen der Diabetiker
sich selbst
das heraussuchen kann was er essen möchte.
An dieser
Stelle
möchte ich noch anfügen, dass es besonders auf Reisen wichtig
ist das mitgeführte Insulin möglichst gekühlt, oder "
temperaturgepuffert" zu lagern. Ich transportiere meine Pens stets in
einer 'Thermoskanne, denn es kann durchaus sein, dass man die Tasche
mit den
Pens in der Sonne abstellt oder versehentlich neben einer Heizung. Die
modernen
Insuline sind nach meiner Erfahrung auch nicht temperaturstabiler wie
die alten
Insuline. Besonders NPH - Insuline sind nach meiner Erfahrung
sehr möchte
sagen " lichtempfindlich " .
Bei
Flugreisen
hat es
sich für mich bewährt die Spritzenutensilien in einem
durchsichtigen Zipperbeutel durch die Sicherheitskontrollen zu
schleussen,
damit offenkundig ist was ich mitnehme. Eine Thermoskanne macht man
dabei
besser auf, weil das bei der Durchleuchtung falsch gedeutet werden kann.
An manchen
Kontrollen
wird auf Plakaten aufgeführt, dass keine Spritzen
mitgenommen werden dürfen, an den Kontrollstellen wurde aber
dann
dennoch wegen der mitgeführten Einmalspritzen Kanülen,
die ich auf Reisen
mitnehme, für den Fall, dass ein Pen einmal einen technischen
Defekt während
der Reise bekommen sollte , keine Beanstandung gemacht.
Nur einmal
wurde
ein
LED betriebenes Taschenlämpchen, das ich bei meinem
Spritzenbesteck ( so nannte man früher die Pens ) aufbewahre
beanstandet, weil
das Ding eine Form wie eine Patrone hatte. Es kann durchaus von Vorteil
sein,
eine kleine Taschenlampe beim Spritzenbesteck dabei zu haben. Es
gibt
Hotels in denen der Strom ausfällt und es gibt Berghütten in
denen es keinen
Strom gibt, oder Pensionen in denen nach 3 Minuten Aufenthalt das Licht
abgestellt wird, um Strom zu sparen. Beispiele von meinen Reisen.
Literatur: (3) (9)
Gesundheitsbrockhaus
__________________________________________________________________
4.5
Legale Drogen bei
Diabetes mellitus
Um
zu den Auswirkungen der in unserer westlichen Kultur üblichen
legalen Drogen
eine Aussage bezüglich der diabetischen Stoffwechsellage machen zu
können ist
es zunächst notwendig, deren Auswirkungen im gesunden Körper
zu kennen. Dies
sagt jedoch dann noch nichts darüber aus, wie sich diese legale
Droge speziell
bei Bestehen eines Diabetes auswirkt, so dass man sich vor allem vor zu
voreiligen Übertragungen bezüglich der Schädlichkeit der
verschiedenen
legalen Drogen, bei Bestehen eines Diabetes, hüten muss.
Generell kann man
sagen, dass das Übermaß stets vom Übel ist,
während ein maßvoller Genuss die
Lebensfreude eines Menschen, d.h. auch eines Diabetikers sicher zu
erhöhen
vermag. Daher besteht meines Erachtens nicht die Notwendigkeit, dem
Diabetiker
legale Drogen strikt zu verbieten.
Er sollte jedoch
die Gefahren und besonders auch die Auswirkungen der einzelnen legalen
Drogen
auf seinen Stoffwechsel kennen, um die Risiken abwägen zu
können.
Daher wird eine weitere Unterteilung der
legalen
Drogen und eine detaillierte Behandlung notwendig.
4.5.1 Alkohol
Zunächst lässt
sich sagen, dass bei alkoholischen Getränken unbedingt der
Zuckergehalt zu
beachten ist. Süßweine und Liköre sind stark
zuckerhaltig und verbieten sich
aus diesem Grund für den Diabetiker von selbst. Bier muss als
Kohlenhydratträger in die Kohlenhydratberechnung aufgenommen
werden. Dabei
entspricht 1/3 Liter Bier durchschnittlich 1 Broteinheit.
Gewöhnliche Weiß- und
Rotweine und auch künstlich nicht gezuckerte Obstweine enthalten
nur geringe
Zuckermengen. Wird jedoch vor der Gärung, wie dies z.B. beim
Johannisbeerwein
geschieht, Zucker zugesetzt, so eignet er sich nicht mehr zum Genuss
durch
einen Diabetiker. Gewöhnlicher Sekt ist sehr kohlenhydratreich.
200 cbm Sekt
entsprechen fast 1 BE. Selbst der so genannte "extra dry" Sekt ist
sehr kohlenhydratreich. 200 ml Sekt entsprechen fast 1 BE. Selbst der
so genannte
"extra dry" Sekt enthält zwar weniger Kohlenhydrate, ist jedoch
nicht
zuckerfrei. Zuckerfrei sind jedoch die Branntweinarten Rum, Kognak,
Arrak,
Whisky, Gin aber auch gewöhnlicher Kartoffelschnaps.
So viel sei
zunächst zum Zuckergehalt der einzelnen alkoholischen
Getränke gesagt, um die
stark zuckerhaltigen Getränke wie z.B. Liköre, die sich aus
diesem Grund für
den Diabetiker nicht eignen, von den zuckerfreien, die sich aus diesem
Grund
für den Diabetiker eignen, zu trennen.
Ich möchte an
dieser Stelle noch anfügen, dass heute so genannte
Diabetikerbiere,
Diabetikersekt und Diabetikerwein im Handel sind. Bei diesen
Getränken ist der
Zuckeranteil erniedrigt und der Alkoholanteil meist erhöht.
Bier 5
- 8
Vol%
Most, Obstwein 4 - 7 Vol%
Wein 7 - 14 Vol%
Süßwein 16 - 30 Vol% für Diabetiker
ungeeignet
Bitter, Liköre 20 - 50 Vol% für Diabetiker
ungeeigent
Branntwein 40 - 77 Vol%
Aus dieser Tabelle
wird deutlich, dass auch unter den gewöhnlichen alkoholischen
Gertränken
diejenigen zu den für den Diabetiker erlaubten gehören, die
sich durch relativ
hohen Alkoholgehalt auszeichnen.
Wie
wirkt sich nun aber dieser Alkohol beim Diabetiker aus? Chemisch
gesehen
handelt es sich bei dem in alkoholischen Getränken enthaltenen
Alkohol um
Äthylalkohol bzw. Äthanol CH3 CH2 OH
Der Äthylalkohol
wird zunächst in der Leber zu Acetaldehyd oxidiert. Diese Reaktion
kann
entweder die Alkohol- Dehydrogenase der Leber katalysieren. Dabei
handelt es
sich um eine reversible Reaktion. Oder aber auch eine vom Vorhandensein
von
H2O2 abhängige Peroxidase, was zu einer irreversiblen Reaktion
führt. Die
weitere Oxydation zum Acetat kann durch eine Aldehyd-Dehydrogenase oder
durch
eine Aldehyd-Oxidase katalysiert werden. Die Geschwindigkeit mit der
der dem
Organismus zugeführte Äthylalkohol abgebaut wird, wird durch
die
Geschwindigkeit der Alkohol-Dehydrogenasereaktion bestimmt. Das bei
dieser
Entgiftungsreaktion anfallende Acetat wird über verschiedene
Zwischenstufen
schließlich in Acetyl-Coenzym-A übergeführt, wodurch es
an geeigneter Stelle
wieder in den
Stoffwechsel eingeschleust werden kann. Den Reaktionsverlauf dieser
Entgiftungsreaktion
verdeutlicht folgendes Schema nach (4) verändert.
Wie aus den
Pfeilen ersichtlich, verläuft die Reaktion auf der linken Seite
des Schemas
reversibel, die auf der rechten Seite irreversibel. Das erstere
Reaktionssystem
spielt die Hauptrolle beim Äthanolabbau, während die H2O2
abhängige
Peroxidasereaktion beim Äthanolabbau eine nur unbedeutende Rolle
spielt. Sie
gewinnt jedoch bei der Methanol- Entgiftungsreaktion an Bedeutung.
Es
ist einleuchtend, daß diese Entgiftungsreaktion sowohl beim
Gesunden als auch
beim Diabetiker in gleicher Weise eine Belastung für die Leber
darstellt.
Bei einem länger andauernden Alkoholmissbrauch kommt es
schließlich zur so genannten
Leberverfettung, wodurch die Leber an Größe zunimmt. Die
Funktionen der
Leberzellen werden dabei zunächst nicht beeinträchtigt, so
dass die Erkennung
der Frühstadien einer Fettleber oft erschwert ist. Die Erkenntnis,
dass
Alkoholmissbrauch die Ausbildung einer Fettleber fördert, ist
für den
Diabetiker vor allem deshalb von Bedeutung, da seine Leber infolge der
diabetischen Stoffwechsellage, bei der häufiger als beim Gesunden
Cetonkörper
und freie Fettsäuren auftreten können, besonders zur
Ausbildung einer Fettleber
neigt. Bei 20 - 60 % aller Diabetiker konnte eine Fettleber oder
zumindest eine
Leberverfettung nachgewiesen werden. (3) S. 161 f.
Meistens kommt
eine diabetische Leberverfettung bei übergewichtigen
Altersdiabetikern vor. Nur
ausnahmsweise einmal bei einem jugendlichen Insulinmangeldiabetes. (Typ
1
Diabetes )Es kann in zahlreichen Fällen durch Verringerung des
Übergewichts
bzw. Alkoholabstinenz eine restitutio ad integrum d.h. ein Gesundwerden
i.e.S.
erreicht werden.
Als direkte
Wirkung des Alkohols muss weiterhin seine Blutzucker senkende Wirkung
bei
bestehender diabetischer Stoffwechsellage angesehen werden. Diese tritt
nach
(7) ca. 6 Stunden nach Alkoholzufuhr auf und kann danach noch mehrere
Stunden
nachgewiesen werden.
Früher wurde
Alkohol in Form von herbem Rotwein und Branntwein sogar in der
Diabetesdiät an
so genannten Schalttagen eingesetzt, da Alkohol eine Energiequelle
für den
Körper darstellt, die unabhängig vom Insulin verwertet werden
kann. Es muss
jedoch darauf hingewiesen werden, daß diese
Behandlungsmethode heute als überholt anzusehen ist.
Literatur:
(3) (4)
(7)
Christen
Einführung in die Chemie
Otto Salle Verlag, Frankfurt a.M.,
Hamburg (1969)
Katsch
Möhnike Aceton bis Zucker VEB
Georg Thieme Leipzig GTL 1970 S. 14-15
Prof. Dr. Dr. hc. G. Katsch
Prof. Dr. G. Möhnike
__________________________________________________________________
4.5.2 Nicotin
Nicotin ist so
giftig, dass es als "Schädlingsbekämpfungsmittel", verwendet
werden
kann. Als so genanntes "Rohnicotin" wird es im Gartenbau und in der
Landwirtschaft mit Erfolg eingesetzt. Chemisch gesehen ist Nicotin;
C10H14N2,
ein Pyridyl-N-Methylpyrrolidin. Es ist eines der stärksten
bekannten
Pflanzengifte. Im Allgemeinen ist es weder für den Gesunden noch
für den
Diabetiker gesundheitsfördernd ein
Schädlingsbekämpfungsmittel zu sich zu
nehmen. Auch Nicotin macht hier keine Ausnahme. 60 mg Nicotin sind
für den
Menschen tödlich.
Die Bestrebungen,
gegen dieses Gift immun zu werden, sind in aller Welt groß und
werden mit
großem Aufwand vorangetrieben. Ein Gewohnheitsraucher, der dieses
Schädlingsbekämpfungsmittel unter Zuhilfenahme der meines
Erachtens etwas
umständlichen Methode des Rauchens zu sich nimmt kann bis zu 20 mg
Nicotin in
der Stunde vertragen. Bei Nichtgewöhnung können schon wenige
mg
Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Diese äußern sich in
Herzklopfen,
Übelkeit, Durchfall, Zittern, Schwindel, Schweißausbruch,
Blutdrucksteigerung
mit nachfolgender Blutdrucksenkung und schließlich Tod durch
Versagen des
Herzens. Soviel sei zu den allgemeinen Wirkungen, die sowohl den
Gesunden als
auch den Diabetiker zunächst in gleicher Weise treffen, gesagt.
Als Nichtraucher
bin ich mir bewusst, dass ein Raucher spätestens jetzt nach einer
Zigarette
sucht, denn das Nicotin hat noch eine weitere Wirkung und diese ist es,
die es
weltberühmt gemacht hat. Es beruhigt den Aufgeregten und es regt
den Müden an
je nach der momentanen Stimmungslage des Rauchers. Es bewirkt bei jedem
Raucher
das was er von ihm haben möchte.
Als Abbauprodukt
des Nicotins entsteht im Körper die Nicotinsäure, chemisch
die ß -
Pyridincarbonsäure. Bei längerer Verabfolgung reiner
Nicotinsäure kann es in
zahlreichen Fällen zu einer Störung der Glucosetoleranz
kommen. Diese ist zwar
meist reversibel, gelegentlich kann es aber auch, besonders bei hohen
Dosierungen von Nicotinsäure zur Diabetes-Manifestation kommen.
Diese
Beobachtung haben Ärzte gemacht, die hohe Nicotinsäuredosen
bei der so genannten
Nicotinsäuretherapie zur Behandlung peripherer arterieller
Durchblutungsstörungen und von Hyperlipidämien einsetzten.
Eine derartige
Beeinträchtigung des Kohlenhydratstoffwechsels würde sich
selbstverständlich
bei einem bereits bestehenden Diabetes mellitus besonders nachteilig
auswirken.
der Wirkungsmechanismus der Nicotinsäure ist noch weitgehend
ungeklärt. Man
nimmt jedoch an, dass der Angriffspunkt der Nicotinsäure
außerhalb der
eigentlichen diabetischen Stoffwechselstörung liegt, da die
Glucosetoleranz bei
Stoffwechselgesunden und bei Diabetikern etwa in gleicher
Häufigkeit
beeinträchtigt wird und da auch die Schwere der Erkrankung oder
die Güte der Stoffwechselführung
keinen Einfluss auf das Vorkommen einer veränderten
Glucosetoleranz haben. Eine
unterbewusste Programmierung - eine Sucht - ist in vielen Fällen
stärker als
der Wille eines Menschen. Daher empfehle ich für denjenigen, der
sich das
Rauchen abgewöhnen möchte direkt am Unterbewusstsein
anzusetzen. Natürlich kann
man sich selbst seine eigenen Autosuggestionen ( Afformationen oder
Affirmationen erstellen, und evtl. auch auf einen Tonträger
aufnehmen, eine
mögliche Abkürzung, um das Ziel Rauchfreiheit rascher zu
erhalten sind jedoch
professionelle CDs die auf dieser Basis arbeiten und zu diesem Zweck
von
Fachleuten erstellt wurden.
Literatur: (3) S. 173-174
Der
große Brockhaus S. 383
__________________________________________________________________
4.5.3
Coffein
Chemisch 1, 3, 7 -
Trimethylxanthin, ein Purinderivat
ist eine weiße,
bitter schmeckende, in Wasser und in Alkohol
nur schwer lösliche Substanz.
Es kommt zu:
1,2 % im Samen von
Coffea (Kaffeebaum) 2,4 % in den Blättern von Thea sinensis
(Teestrauch) 0,8 -
1,5 % in Ilex paraquaiensis (Mate)1,5 - 3,5 % in der Colanuß 4 -
6 % in
Paullinia sorbilis (Quaremasamen)
vor.
Während über den negativen
Einfluss des Nicotins auf die Durchblutung, speziell bei schon
vorhandenen arteriellen Gefäßerkrankungen, heute in der
Medizin Übereinstimmung
herrscht, scheinen sich
die Experten über die Bedeutung des Koffeins in diesem
Zusammenhang nicht ganz
einig.
Dozent Dr.
Schönhofer, Bonn, versuchte hier einige Widersprüche dadurch
zu klären, dass er dem Coffein gewissermaßen zwei
Wirkungskomplexe
zuschreibt, die sich in mancher Hinsicht antagonistisch
auslöschen.
Die Tatsache, dass
wiederholt festgestellt wurde, dass ca. 150 bei 350 mg Coffein, wie sie
in 2
bei 3 Tassen eines üblichen Bohnenkaffees enthalten sind, weder in
der Haut
noch in der Muskulatur zu nennenswerten Veränderungen der
Durchblutungsverhältnisse führen, lässt sich nach Dr.
Schönhofer dadurch
erklären, dass sich hier zwei Effekte des Coffeins gegenseitig
auslöschen.
Einerseits bewirkt
Coffein eine Gefäßerweiterung in den peripheren Bezirken des
Körpers,
gleichzeitig aber bewirkt es auch eine Reizung des vegetativen
Nervensystems,
was eine Gefäßverengung zur Folge hat.
Da sich diese
beiden Wirkungen nahezu aufheben, kommt in der Körperperipherie
die Wirkung des
Coffeins nicht zum tragen.
Beim Herzen liegen
die Verhältnisse jedoch anders, da es nicht vom vegetativen
Nervensystem gesteuert wird, fällt hier die
gefäßverengend wirkende Komponente der Coffeinwirkung weg.
Das Coffein bewirkt eine Beschleunigung der Herzreaktion, wodurch der
Sauerstoffverbrauch ansteigt, Gleichzeitig erweitern sich die
Herzkranzgefäße. Nach Dr. Schönhöfer reicht dies
jedoch nicht aus, um die arteriovenöse Differenz, d.h. den
Sauerstofftransport von arteriellem zum venösen Schenkel der
Strombahn hin, günstig zu beeinflussen, so dass man unter
Coffein mit einer Verminderung der Leistungsreserve des Herzens rechnen
muss.
In dieser Hinsicht
wirkt sich also Coffein beim Gesunden wie beim Diabetiker in gleicher
Weise aus. So dass es für den Gesunden wie für den Diabetiker
denselben Risikofaktor in sich birgt.
Wie aber verhält
es sich mit den Wirkungen des Coffeins auf den
Kohlenhydratstoffwechsel? Gibt es derartige Wirkungen und wenn ja, wie
sehen diese aus?
Dazu folgendes
Schema:
nach Vorlesung : Humanbiologie II WS 73/74
Katecholamine d.h.
vor allem Adrenalin stellen, wie bereits im Kapitel 3.5 dargestellt,
einen Gegenspieler des Insulins dar. Ihre vermehrte Ausschüttung
bewirkt eine verstärkte Glykolyse, die nach obigem
Kaskadenmechanismus verläuft. Dabei handelt es sich um schnell
wirkende Hormone mit relativ kurzer Halbwertszeit, die vom Körper
in Notfallsituationen ausgeschüttet werden, z.B. bei Stress,
plötzlicher Aufregung, stammesgeschichtlich betrachtet
ursprünglich zur raschen Bereitstellung der erforderlichen Energie
zur Flucht oder zum Angriff des betroffenen Individuums. Beim
Diabetiker kann es in einer Stresssituation zu einem raschen
Blutzuckeranstieg kommen, der dadurch hervorgerufen wird, dass nach
vermehrter Adrenalinausschüttung eine erhöhte Glycogenolyse
auftritt. Obwohl Adrenalin eine kurze Halbwertszeit hat, erniedrigt
sich der Blutzuckerspiegel beim Altersdiabetiker infolge der
Secretionsstarre des Insulins langsamer als beim Gesunden. Dies kann
dazu führen, dass bei einem Patienten, der aufgeregt zum Arzt
kommt ein zu hoher Blutzuckerspiegel gemessen wird, obwohl dieser
normalerweise einen völlig gut eingestellten Blutzucker aufweisen
würde. Dieses Beispiel zeigt, wie auch psychische Faktoren auf den
diabetischen Stoffwechsel einwirken können.
Ich habe die
Schilderung dieser Dinge deshalb vorweggenommen, weil dadurch deutlich
wird, dass Coffein dem Körper eigentlich eine andauernde Notfall -
bzw. Stresssituation vortäuscht.
Sein Angriffspunkt
liegt am CAMP. Es wirkt dadurch, dass es dasjenige Enzym abbaut, das
normalerweise CAMP abbaut.
Ist jedoch CAMP in
verstärktem Maße vorhanden, so entsteht über
verschiedene Zwischenstufen auch vermehrt Phosphorylase, was eine
vermehrte Glycogenolyse und somit einen Blutzuckeranstieg zur Folge
haben müsste.
Trotzdem steht
Kaffee auf der Liste der für den Diabetiker in
"uneingeschränktem Maße erlaubten" Getränke und wird
sogar in Krankenhäusern während der Diabeteseinstellung
verwendet.
Ob hier ein Fehler
in der Krankenhausbehandlung oder in den vorausgegangenen
Erläuterungen liegt, kann nur eine Untersuchung belegen.
Wahrscheinlich aber wird es wohl so sein, dass die Blutzucker
steigernde Wirkung des Coffeins durch erhöhten Glucoseverbrauch
ausgeglichen wird. Es ist bekannt, dass Coffein den Grundumsatz zu
beträchtlich zu erhöhen vermag.
Literatur:
Der
große Brockhaus S. 696
Vorlesung
Humanbiologie II W
__________________________________________________________________
5. Die Chance
durch
Selbstkontrolle des
Stoffwechsels die
Gesundheit zu bewahren.
Zurzeit (12.
Jan-2014) gibt
es die Möglichkeit in Sekundenschnelle mit wenigen Microlitern
Blut eine exakte
Blutzuckerbestimmung durchzuführen. Ich erinnere mich an eine Zeit
in der die
Blutzuckermessgeräte Kühlschrankgröße hatten. Hier
mein Bericht.
Bisher wurde
geschildert, wie verschiedene Variable auf den Stoffwechsel des
Diabetikers
einwirken. Dies sind Nahrungszufuhr, Insulinzufuhr, Bewegung, Klima und
psychische Einflüsse. Wie sehr sich die Veränderung einer
zunächst wohl
unscheinbaren Variablen auf den Kohlenhydratstoffwechsel auswirken
kann, zeigen
z.B. die Untersuchungen von Ch. Daniel und F. Rice vom
Pharmakologischen
Institut der Stanford- Universität, Kalifornien. Sie untersuchten
die
Auswirkungen von Vitamin C auf die diabetische Stoffwechsellage.
Versuchsperson
war einer der Forscher selbst. Er war zur Zeit der Untersuchung Anfang
20. Sein
Diabetes bestand seit dem 15. Lebensjahr. Sein Insulinbedarf betrug 32
IE
täglich. Es zeigte sich, dass Hohe Gaben von Vitamin C den
Blutzuckerspiegel zu senken vermögen. Der Forscher nahm von 7 Uhr
morgens bis 1 Uhr morgens stündlich Vitamin C ein. Es gelang den
beiden Forschern, den Insulinbedarf durch diese
Maßnahme auf nur 13 IE täglich, bei gleichzeitiger Einnahme
von 11 g Vitamin C,
zu reduzieren.
Selbstverständlich
sind 11 g Vitamin C eine unter natürlichen Verhältnissen
nicht vorkommende hohe
Vitamindosis. Die Untersuchung zeigt jedoch, dass auch Vitamin C im
diabetischen
Stoffwechsel eine Variable darstellt.
Wie soll man nun
aber angesichts all dieser bekannten und unbekannten Variablen, die
sich teilweise überschneiden, teilweise ergänzen und
teilweise auslöschen, den Stoffwechsel im Gleichgewicht halten ?
Die Natur hat hier
eine geniale und wahrscheinlich die einfachste Lösung gefunden.
Sie stellt z.B.
einfach fest, der Blutzucker sinkt und reagiert mit Maßnahmen,
die den
Blutzucker steigen lassen, wobei sie überhaupt nicht nach der
Ursache z.B. einer
Blutzuckersenkung durch Vitamin C fragt.
Wie kann der
Mensch dieses Vorgehen der Natur möglichst genau nachahmen? Die
Antwort liegt nahe, er müsste seinen Blutzucker eigentlich
dauernd messen.
Die Erstellung
eines stichprobenartig durchgeführten Blutzuckertagesprofils
stellt meiner
Erfahrung nach meist einen Zufallstreffer dar, wenn sie z.B.
vierteljährlich im
Rahmen einer ambulanten Untersuchung im Krankenhaus oder beim Arzt
durchgeführt
wird, da sich bereits Stunden später die Stoffwechsellage wieder
völlig verändern
kann. Deshalb sollte
der Diabetiker die Möglichkeit haben, seinen Stoffwechsel selbst,
d.h. täglich zu kontrollieren, etwa um sofort nach Auftreten einer
Veränderung den Arzt aufzusuchen, und nicht erst den nächsten
fälligen Untersuchungstermin abwarten. Wobei sich womöglich
bis dahin der Stoffwechsel "von selbst" wieder normalisiert oder noch
verschlechtert hat.
Welche
Möglichkeiten hat nun aber der Diabetiker um festzustellen, ob er
gut eingestellt ist und ob seine Nahrungszufuhr der
Bewegung und der Insulinzufuhr entsprechen?
Um dieser Frage
nachzugehen, will ich in den folgenden Kapiteln Methoden der
Glucosebestimmung und deren Brauchbarkeit zur Stoffwechselkontrolle
des Diabetikers untersuchen.
Literatur:
New
Scientist 57,471 (1973)
Naturw. RDsch / 27. Jahrg Heft 1 1947
_________________________________________________________________
5.1
Die älteste Bestimmungsmethode für Glucose
Um eine Substanz
identifizieren zu können, untersucht man, ob sie die für
diese Substanz charakteristischen Eigenschaften chemischer und
physikalischer Art aufweist. Für die Bestimmung wird zunächst
aus der Vielzahl der Eigenschaften eine möglichst auf diese
Substanz beschränkte Eigenschaft herausgesucht. Je spezifischer
diese Eigenschaft für irgendeine Substanz ist, desto sicherer ist
die Methode. Weisen auch andere Stoffe diese
Eigenschaft auf, so kann lediglich der "Kreis der Verdächtigen"
eingeengt werden.
Die älteste
Bestimmungsmethode beruht auf der Eigenschaft der Glucose,
süß zu schmecken. Der Unsicherheitsfaktor fällt hier
leicht ins Auge, auch andere Stoffe, vor allem andere Zucker aber auch
Süßstoffe usw. schmecken süß.
Der Vorteil dieser
Methode beruht darauf, dass sie den Sinnen (dem Geschmackssinn) direkt
zugänglich ist und daher keiner abstrakten Überlegung, wie
dies z.B. bei chemischen und physikalischen Bestimmungsmethoden der
Fall ist bedarf.
Die Ärzte der Ägypter,
Griechen und der Römer wussten offenbar nichts vom
süßen Geschmack, m. a. W. vom Zuckergehalt des Diabetiker
Urins. Jedenfalls ist weder im Papyrus Ebers noch in den
Krankheits-Beschreibungen von Celsus, Galen oder Aretaios
davon die Rede.
In indischen
medizinischen Schriften aber, die um 500 nach Christus aufgezeichnet
wurden, wahrscheinlich aber viel älteres Wissen mitteilen, taucht
der Diabetes unter der
Krankheitsbezeichnung "Honigharn" auf. "Du hast einen Patienten, der
Harn lässt wie ein brünstiger Elefant", so ist in einer
dieser alten Schriften zu lesen, "dessen Harn Honigharn
oder Zuckerrohrharn heißt und dessen Urin süß schmeckt
und die Ameisen und Insekten anlockt."
Die Kenntnisse der
Inder und Chinesen gelangten nicht nach Europa. Erst der Engländer
Thomas Willis (1621 - 1675) entdeckte, was altindische Mediziner schon
lange vorher erkannt hatten: den süßen Geschmack des
Diabetikerharns. Er erklärte: "Der Diabetes ist eine Erkrankung,
bei der vor allem der Urin gesüßt erscheint, so als ob
Zucker oder Honig in ihm gelöst seien."
Matthew Dobson
(1745 - 1784) experimentierte am königlichen Krankenhaus zu
Liverpool. Er berichtet:" Vier Pfund diabetischen Urins werden bei
mäßiger Hitze eingedampft. Der Rückstand ist eine
weiße Masse, vom Geschmack dem braunen Zucker gleich. Ich glaube,
dass beim Diabetes stets eine zuckerähnliche Masse ausgeschieden
wird. Diese, und dafür spricht der süße Geschmack des
Blutserums, ist schon im Blute präformiert."
Dobson hatte auch
den Geschmack des Blut-Serum untersucht und dabei gefunden, dass das
Blutserum von Diabetikern süß schmeckt, aber nicht so
süß, wie ihr Harn.
Zweifellos hat
diese Bestimmungsmethode bei der Erforschung des Diabetes gute Dienste
geleistet. Zur Stoffwechselkontrolle des Diabetikers eignet sich der
Geschmackstest des Urins aus hygienischen Gründen jedoch nicht.
Literatur: Zitate
aus (5)
__________________________________________________________________
5.2
Die klassiche,
chemische Methode
Der Nachweis der Glucose mit Fehling'scher
Lösung oder mit Nylandscher Lösung stellt im Prinzip einen
Nachweis von reduzierenden Gruppen einer Substanz dar. Deshalb ist
diese Glucosebestimmungmethode relativ unspezifisch.
Es besteht jedoch die Möglichkeit, unter
der
Berücksichtigung von normalerweise im Urin enthaltenen
reduzierenden Gruppen, den "wahren Glucosegehalt" zu berechnen.
Diese Methode der Glucosebestimmung im Urin
war früher allgemein
üblich. Meine Mutter hat mit "Nylanders Reagenz" in meiner Kindheit Harnzuckerbestimmungen
durchgeführt. Diese Methode
gilt heute als total veraltet.
Ich möchte jedoch den an dieser Stelle den Chemikern der
Vergangenheit meinen Dank aussprechen, die durch Ihre Anstrengugen eine
Stoffwechseleinstellung möglich gemacht haben.
In meiner Kindheit war dies die quasi einzige Möglichkeit zur
Stoffwechsel Selbstkontrolle, die meine Eltern in der Küche
aufgebaut haben.
Wie man dabei vorgegangen ist , sei im Folgenden kurz angerissen.
1. Vorversuch
Testlösung enthält 1g/1000 ml d.h.
0.1 %
Glucose
a) Testlösung + 10 Tropfen Fehling I +
10
Tropfen Fehling II -
dunkelblaue Färbung
b) nach Erhitzen zunächst grüne
dann
orangerote Färbung.
Dieser Vorversuch zeigt, daß sich diese
Methode zur Bestimmung der in Frage kommenden Konzentration von Glucose
im Harn eignet, da die Glucosekonzentrationen in diabetischem Harn im
allgemeinen zwischen 0,1 - 0,5 % schwanken.
2.
Versuchsdurchführung
Verschiedene Lösungen werden mit je 10
Tropfen Fehling I und II versehen und der Farbumschlag nach dem
Erhitzen beobachtet. dabei soll die Methode auf ihre
Störanfälligkeit gegenüber anderen im Harn vorhandene
reduzierende Substanzen geprüft
werden z.B. Ascorbinsäure im Harn wie sie nach reichlichem Vitamin
C-Genuß z.B. durch Vitamintabletten u.a. hervorgerufen werden
kann.
von links nach rechts
Farbe nach Zufügen von je 10 Tropfen
Fehling
I und II und
erhitzen
a) Destilliertes Wasser
b) Harn
c) Harn + Glucose
d) Harn + Ascorbinsäure
e) Destilliertes Wasser + Glucose 0,1 % Vergleichslösung
f) destilliertes Wasser + Ascorbinsäure 0,1 %
Vergleichslösung
Man kann unterscheiden: Ascorbinsäure +
Fehling
erhitzen
Farbumschlag: gelbgrün -----------> rotbraun
und Glucoselösung + Fehling
erhitzen
Farbumschlag: hellblau -----------> ocker
Bei O,1% Glucose im Harn bleibt die
Lösung
hellgelb (c), während sie ohne Glucose dunkel und trüb wird
(b) und (d).
Dieser Versuch zeigt, daß sich diese
Methode
zum qualitativen Nachweis eignet, jedoch sind die Farbunterschiede
zwischen 0.1%iger und 0,5%iger Lösung so gering, dass eine
quantitative Bestimmung auf diese Weise nicht möglich ist.
Die Nachweisreaktion konnte von einem
geschulten Diabetiker selbst durchgeführt werden, wobei das
Erhitzen durch Einstellen des Reagenzglases in einen Topf mit kochendem
Wasser geschehen konnte (evtl. nachdem oder während Spritzen und
Nadeln ausgekocht wurden).
Ich möchte ausdrücklich
darauf hinweisen, wie wichtig Diabetikerschuling
war und ist. Sie erhöht die
Chance in Gesundheit zu leben .
Heute
misst
man den Harnzucker mit Teststreifen. Wenn Sie diese in
einer Versandapotheke kaufen, dann können Sie viel Geld ( für
Ihre Versicherung ) sparen.
Stellen Sie sich vor, dass
Ihre
Versicherung Ihnen gehört, wie wenn Sie diese mit Ihren
Versicherungsbeträgen in Ratenzahlung abbezahlt, also gekauft
hätten. Und dann sorgen Sie dafür, dass Ihre
Versicherung wirtschaftlich arbeiten kann, indem Sie Arzneimittelkosten
bei günstigen Anbietern kaufen.
Es
gibt
Versandapotheken im Internet wie Sand am Meer. Manche bieten gar keine
Harnzuckerteststreifen an.
Manche zeigen einfach Blutzuckerteststreifen an, wenn Sie
Harnzuckerteststreifen im Suchfeld eingeben.
Die
besten Teststreifen für Harnzuckertest die ich finden konnte sind
die
Keto-Diabur Test 5000
Die zeigen zwei wichtige Messgrößen gleichzeitig
präzise und quantitativ an.
Harnzucker und Ketonkörper.
Literatur:
Christen. Einführung in die Chemie
Otto Salle Verlag Frankfurt a. M.
Hamburg (1969)
Werner-Heinrich-Haus Lehrbuch der inneren
Medizin
S. 447 - 448
_________________________________________________________________
5.3.
Die
Polarisationsmethode
Diese Methode
beruht auf der physikalischen Eigenschaft der Glucose, die Ebene des
polarisierten Lichtes in eine bestimmte Richtung zu drehen. je
höher die Konzentration der Lösung, desto größer
der Drehwinkel. Kennt man das spezifische Drehvermögen irgendeiner
Substanz, so kann man ihre Konzentration in einer Lösung durch
einfaches Ablesen des Drehwinkels quantitativ bestimmen. Es besteht
jedoch die Schwierigkeit, dass der Drehwinkel der Konzentration bei
extrem hohen Konzentrationen nicht streng proportional verläuft.
Versuch: Messung
von Glucosekonzentrationen mit Leybold
Polarisationsapparat.
Beschreibung des
Gerätes
Der Apparat ist
ein Halbschatten-Polarimeter mit Laurentscher Platte. Dieses ist eine
parallel zur optischen Achse geschnittene Quarzplatte, die das halbe
Gesichtsfeld im Okular bedeckt. Sie ist so dick, dass der
Gangunterschied zwischen parallel und senkrecht zur optischen Achse
schwingendem Licht der Wellenlänge (= 589 nm) D-Linien der
Natrium- Spektrallampe ein ungeradzahliges Vielfaches einer halben
Wellenlänge ist. Bei Betrachtung des Gesichtsfeldes durch ein
analysierende Nikolsches Prisma erscheinen die beiden Hälften
ungleichmäßig beleuchtet, bis durch die Drehung des Nikols
gleiche Helligkeit hergestellt ist. Durch dieses Hilfsmittel ist die
Genauigkeit der Winkeleinstellung am Nikol wesentlich verbessert. Die
weiteren Bestandteile sind:
1 Polarisator mit
eingebautem Orangefilter, 1 drehbarer Analysator mit der Quarzplatte
und 1 Okular mit ca. 3-facher Vergrößerung. Der
Halbschattenwinkel ist auf 9o fest eingestellt. Der abziehbare
Beleuchtungsvorsatz (mit Kabel und Stecker) ist mit einem
Glühlämpchen 6V, 2,4 W ausgestattet. Im Stecker dieser
Beleuchtungseinrichtung ist der Transformator zum Anschluss an die
Netzspannung von 220 V (bei Gerät 472 83) bzw. 110 V (bei
Gerät 472 849 untergebracht. Ein Teilkreis von 0 bis plus minus 9o
ist in ganze Grade geteilt. Ein Nonius mit Lupe gestattet die Ablesung
von 0,1o. Das Instrument ist auf einem kräftigen Dreifuß, um
eine Querachse drehbar, befestigt. In den mit einem drehbaren
Lichtschutzmantel versehenen Beobachtungsraum lassen sich
Beobachtungsröhren bis zu einer Länge von 200 mm einlegen.
Diese Glasröhren sind beiderseitig mit einem Schraubverschluss
versehen und haben in der Mitte eine Kunststoffhalterung. Eine 200 mm
lange Röhre wird mit dem Polarisationsapparat mitgeliefert.
Die beiden
Beobachtungsröhren (472 85) sind 190,09mm und 95,04mm lang. Zur
Feststellung der Konzentration von Traubenzuckerlösungen, d.h. in
diesem Fall zur Feststellung der Harnzuckerkonzentration, wählt
man am besten eine genau 190,09mm lange Röhre, denn dann ist der
abgelesene Wert direkt der Prozentgehalt der Lösung. Man
füllt diese Röhre, nachdem man die Verschlusskappe an der
engen Seite des Glasrohres abgeschraubt hat, bis zum Überlaufen.
Wenn man dann von der Seite her das Deckglas über die
Röhrenöffnung schiebt, enthält das Glasrohr
höchstens noch sehr kleine Luftbläschen. Die Kappe, die das
Deckglas festhält darf allerdings nicht zu fest zugeschraubt
werden, denn sonst entsteht im Deckglas sog. Spannungs-Doppelbrechnug
und diese stört die Messung. Bevor man die Röhre nun in den
Apparat legt, wischt man am besten noch einmal die Röhren-Enden
sauber ab, damit Tropfen, die vielleicht noch daran hängen,
entfernt werden. Man darf die Röhre dazu allerdings nicht zu lange
in der warmen Hand halten, denn sonst bilden sich Schlieren, die durch
die ungleichmäßige Erwärmung entstehen und diese
stören die Messung. Wenn man den Apparat mit dem Okular leicht
schräg nach oben stellt, steigen kleine Luftbläschen in die
obere Erweiterung der Röhrenöffnung. Dadurch wandern sie aus
dem Gesichtsfeld und können die Messung nicht mehr stören.
Zur Ablesung des
Wertes stellt man am Okular zunächst das zweiteilige Gesichtsfeld
scharf ein. Man sieht dann im Prinzip folgendes Bild:
Eine der beiden
Okularhälften ist heller und zeigt eine andere Farbe. Man dreht
nun so lange am Analysator bis beide Gesichtsfeldhälften in
gleichem Maß abgedunkelt sind. Am besten findet man diese Stelle,
wenn man gewissermaßen wie bei der Scharfeinstellung eines
Senders im Radio über die schärfste Stelle hinaus und wieder
zurück pendelt.
Die beiden
Gesichtsfeldhälften leuchten auch mit gleicher Helligkeit, wenn
man von der Stelle stärkster Verdunkelung um 90o nach rechts oder
nach links dreht. Man hat dann die Stellung größter
Helligkeit getroffen. Die Ablesung an der Stellung größter
Helligkeit wird jedoch ungenauer als die Ablesung an der Stelle
größter Verdunkelung, weil man den Punkt gleicher Helligkeit
beider Gesichtsfeldhälften hier nicht so genau feststellen kann.
Außerdem muss man berücksichtigen, dass man in dieser
Stellung einen entweder um 90o zu großen oder zu kleinen
Drehungswinkel abliest.
Wenn man die
Stellung gleicher Helligkeit gefunden hat, liest man die Grade und
Zehntelgrade der optischen Drehung unter Zuhilfenahme des Nonius, der
im Prinzip wie eine Schieblehre funktioniert, ab.
Die
Harnzuckerbestimmung nach dieser Methode hatte für den Diabetiker
den Vorteil, dass nach Anschaffung des Gerätes keine weiteren
Chemikalien notwendig sind, so dass durch eine tägliche
Harnzuckerbestimmung keine laufenden Kosten angefallen sind. Allerdings
wart der Anschaffungspreis des Gerätes relativ hoch, so dass es
einige Zeit brauchte, bis sich das Gerät amortisiert hat.
_________________________________________________________________
Am 27. 10 1980 meldete Herr Dr. Diplom
Physiker Arno Müller ein:
Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung optisch aktiver Substanzen
unter der Internationalen Patentnummer :80106584.8 zum Patent an.
Das Gerät sollte Blutzucker nicht invasiv bestimmen. Der Sensor
sollte am Ohrläppchen getragen werden und das Signal über ein
Armbanduhr ähnliches Gerät ausgegebenwerden.
Die Entwicklung in der Medizin ging
allerdings einen ganz anderen Weg.
Weg vom Messgerät und hin zum
Wegwerfartikel Teststreifen.
(Was heute als Blutzuckermessgerät auf
dem Markt ist, das ist ein Teststreifen-Ablesegerät, kein autarkes
Messgerät )
Literatur: Katsch
Möhnike Aceton bis Zucker VEB
Georg Thieme Leipzig GTL 1970 S. 156 - 161
Leybold
Gerätekarte 472 83 ; 472 84
__________________________________________________________________
5.4. Die
chromatographische Methode
Die bisherigen
Methoden vermögen durchweg nicht eindeutig zu beweisen, dass es
sich bei dem im Harn von Diabetikern enthaltenen Stoff sicher um
Glucose handelt, da auch andere Stoffe süß schmecken,
reduzierende Gruppen enthalten bzw.
die Ebene des
polarisierten Lichtes um einen bestimmten Winkel drehen.
Dies kann einer
der Gründe sein, weshalb es bis heute nicht gelungen ist ein
zuverlässig
arbeitendes nicht-invasiv messendes Blutzucker Anzeigesystem, das auf
optischer
Basis arbeitet, und alltagstauglich ist zu entwickeln.
Auch Milchsäure
(Lactat) z.B. dreht die Ebene des
polaristierten Lichtes.
Milchsäure
entsteht dann, wenn das im Verlauf der Glycolyse (Zerlegung der
Glucose zum Zweck der Energiefreisetzung)
entstehende Pyruvat (Abfallprodukt
dieses Vorganges) nicht im Citratzyklus (Chemische
Maschinerie in dem die Energie- Umwandlung unseres Körpers erfolgt)
abgebaut werden kann, weil zu
wenig
Sauerstoff voranden ist.
Der Körper versucht bei
Überanstrengung dann aus der
Glucose so viel Energie wie möglich zu gewinnen, ohne dazu
Sauerstoff zu
benötigen. Es ist gewissermaßen ein Notfallvorgang der
Energiegewinnung bei dem
Energieverluste in Kauf genommen werden.
Wenn genügend
Sauerstoff vorhanden ist, dann bleiben als Endprodukte des
Citratzyklus nur
Wasser und Kohlendioxid übrig.
Das Pyruvat aber
wird bei Sauerstoffmangel zu lactat (Milchsäure)
reduziert.
Die Milchsäure
baut unser Körper danach in Ethanol (Alkohol) um.
Mit dieser
Notfall-Methode der Energiegewinnung wird weniger Sauerstoff
benötigt, der
Vorgang ist jedoch, was die Energieeffizienz betrifft
unwirtschaftlicher als
die Energiefreisetzung im Citratzyclus.
Vor allem bei
sportlicher Betätigung, die den Blutzuckerspiegel sinken
lässt entsteht
zusätzliches Lactat, das dann die Bestimmung des
Blutzuckerspiegels auf
optischer Basis beeinflussen könnte.
Moderne Lactat
Messgeräte arbeiten wie Blutzuckermessgeräte mit Teststreifen.
Bei beiden Fällen
(Blutzucker und Milchsaure) dienen als Messprinzip chemische
Indikatoren nicht physikalische oder optische.
Um
Substanzgemische zu trennen und ihre Bestandteile eindeutig zu
identifizieren
eignet sich besonders die chromatographische Methode, da der RF-Wert
einer
Substanz sehr charakteristisch für diese ist. Die Identifikation
wird dadurch
erreicht, dass man reine Vergleichssubstanz mitlaufen lässt. Zum
Nachweis bzw. zur
Sichtbar-Machung kann eine chemische Methode z.B. ein Nachweis
reduzierender Gruppen dienen, wodurch der "Kreis der Verdächtigen"
von vornherein eingeschränkt wird.
Entfernung
Startpunkt bis Fleckmittelpunkt
Entfernung
Startpunkt
RF Wert =
------------------------------------------
Fließmittelfront
Für meine Versuche
wählte ich die Zirkularmethode, einen Spezialfall der
Rundfiltermethode.
Bei der
Rundfiltermethode wird das Fließmittel dem waagerecht liegenden
Papier in einem Punkt, z.B. durch einen Docht, zugeführt. Das
Substanzgemisch, das man trennen will, wird in diesem Punkt oder in
einem Kreis um diesen Punkt aufgetragen. Sie verteilt sich
schließlich während des Chromatographierens auf einen Kreis
um diesen Punkt. Bei der Zirkularmethode teilt man den Kreis in
verschiedene Sektoren ein, so dass man in den
verschiedenen Sektoren verschiedene Substanzgemische und die
Reinsubstanz zum Vergleich unabhängig voneinander laufen lassen
kann.
Schematisch sieht
dies ungefähr folgendermaßen aus.
S1 - S3 =
Substanzgemisch O = Ausgangspunkt Fließmittel
S4 =Reinsubstanz
Nach diesem Schema
enthält S1 die Reinsubstanz S4.
S3 enthält eine Substanz mit ähnlichem chemischen Charakter.
Für meine Versuche
verwendete ich folgende Geräte.
a)
Chromatographiepapier
Bei den Papieren
Nr. 2040 läuft das Fließmittel schnell, bei denen der Nr.
2043 mittelschnell,
bei Nr. 2045 langsam. Je langsamer das Fließmittel läuft,
desto schärfer ist
dieTrennung.
Die "b"
Papiere haben ein großes Flächengewicht (g/cm2) daher eine
große Nassfestigkeit, was bei der Herausnahme eines
durchgefeuchteten Papieres von Bedeutung ist.
"Mgl"
bedeutet ein bereits oberflächenglatt von der Langsiebmaschine
kommendes Papier, das in der Laufrichtung 60 cm in der Querrichtung 58
cm breit ist.
Ich verwendete das
Papier Nr. 2043 b Mgl, welches für gewöhnliche Trennung
empfohlen wird und mit welchem man auch in Schulversuchen arbeitet.
Firma Schleicher u. Schull, Marke Selectra (14,5 cm Durchmesser mit
Radialschlitzen).
b) Fließmittel
Alpha) N Butanol
CH3 (CH2)3 OH
Beta) Eisessig CH3
COOH (Essigsäure 100%)
Gamma) H2O
Alpha : Beta :
Gamma = 4 : 1 : 5 = 20 ccm :3 ccm : 25 ccm
c)
Vergleichslösung
1g Glucose in
Meßkolben mit 70 ml aqua dest auflösen, 20ml abs.
Äthanol zufügen ad 100ml auffüllen.
d) Sichtbarmachung
Durch Aufsprühen
von Fehling'scher Lösung mit Parfümzerstäuber.
Danach 15 min in Trockenschrank erwärmen bei ca. 100o C.
e) Weitere Geräte
1. 2 Petrischalen
14 cm Durchmesser mit ca. 60 ml
Fließmittelmenge.
2. Glaskapillaren
ca. 6 cm lang zum auftragen der
Substanzflecken (leicht herzustellen durch ausziehen
von über Bunsenbrennerflamme erhitztem Glasrohr).
3. Als Docht
aufgedrilltes Stück Chromatograpierpapier.
f) Laufzeit
Die Laufzeit
schwankte bei den einzelnen Versuchen zwischen 1h
20 min und 1h 50 min bei einer Raumtemperatur von ca. 24o C.
g) RF - Wert
Anilinphihalat als
Sprühreagenz für Chromatographie von Merk eignete sich besser
für den Glucosenachweis als die zu Anfang verwendete Fehling'sche
Lösung. Ich verwendete daher für die weiteren Versuche diesen
Indikator.
Unter Zuhilfenahme
der chromatographischen Methode gelang es mir schließlich, die im
Harn des Diabetikers enthaltene Substanz eindeutig als Glucose zu
identifizieren..
Es ergab sich ein durchschnittlicher RF-Wert von 1,85.
Für die tägliche
Harn- bzw. Blutzuckerbestimmung ist diese Methode jedoch vollkommen
ungeeignet, Zunächst einmal, weil sie zuviel Zeit in Anspruch
nimmt, Laufzeit zwischen 1h 20 min und 1h 50 min und außerdem,
weil sie viel zu störanfällig ist.
Literatur:
Laborbücher Chemie
Herbert Daecke
Chromatographie
___________________________________________________________________
5.5
Die enzymatische Methode
Die enzymatische
Methode könnte man auch als biologische Methode bezeichnen. Bei
dieser Methode
macht man sich die Eigenschaften der Enzyme substratspezifisch zu
reagieren
zunutze. Das Enzym Glucose-Oxydase übernimmt in diesem Fall
für den
Experimentator den Prozess des Erkennens einer Substanz. Daher
rührt die
Sicherheit dieser Methode, die in verfeinerter Form in Verbindung mit
Photometern zum Ausmessen der Farbunterschiede in der
modernen Medizin angewendet wird.
Die enzymatische
Reakton verläuft dabei nach folgender Gleichung:
Glucoseoxidase
Glucose + O2 (Luft) -------------> Gluconsäure + H2O2
Peroxidase
H2O2 + Farbstoff (reduziert) ----------->
Farbstoff
(oxidiert)
Dabei wird durch
die Oxydation des Farbstoffes ein Farbumschlag bewirkt, der der
Glucosekonzentration proportional ist.
Diese Methode wird
als GOD-POD Methode, d.h. Glucose-Oxidase - Peroxidase - Methode
bezeichnet. Dieses Substanzgemisch, einschließlich eines
Farbstoffes stellt einen Indikator für Glucose dar.
Bei der
Streifenmethode, die relativ rasch von jedem Diabetiker
durchgeführt werden
kann, ist dieser Indikator auf einen Papierstreifen oder ein
Teststäbchen
aufgetragen. Der dem Farbumschlag proportionale Glucosegehalt wird
durch
Vergleich einer auf der Verpackung angedruckten Farbskala bestimmt.
Zur Harnzuckerbestimmung
wird der Teststreifen 1/2 bis 1 cm in die Harnprobe eingetaucht und
danach
sofort wieder herausgenommen. Nach z.B. 2 min Reaktions-Zeit wird die
dunkelste
Färbung des Teststreifens mit der Farbskala verglichen.
Bei manchen
Teststreifen muss die Ablesung genau
nach 10 Sekunden erfolgen. Da eine verspätete Ablesung einen zu
hohen und eine verfrühte einen zu niedrigen Glucosegehalt
vortäuscht, erfordert die Harnzuckerbestimmung
nach der schnellen Methode eine schnellere Reaktion.
Beim Vergleich der
Farbunterschiede wirkt sich ein zeitlicher Fehler bei der Ablesung nach
der
langsameren Methode nicht so gravierend aus.
Für denjenigen
Diabetiker, der 2 min zur täglichen Stoffwechselkontrolle
aufbringen kann, empfiehlt
sich aus diesem Grund die langsamere Methode.
Auch zur
semiquantitativen Blutglucosebestimmung wurde die Streifenmethode
einige Zeit angewandt. Man verwendete den
Teststreifen ohne
Teststreifen Ablesegerät.
Bei dieser Methode
wurde dazu ein großer Tropfen Kapillar- oder Venenblut auf die
bedruckte Seite
des Teststäbchens aufgetropft. Danach lies man ihn
gleichmäßig auf die
Reaktionszone fließen. Die Reaktionszeit betrug bei der
schnelleren
Teststreifen-Art auch hier genau z.B. 60 Sekunden. Danach mussten
innerhalb von
1 - 2 Sekunden je nach Teststreifen-Art die Blutreste abgespült
und der
Farbvergleich vorgenommen werden.
Dieser Test wurde
bei Hypoglykämie-Verdacht vom Diabetiker selbst durchgeführt.
Er eignete sich vor allem auch für den Arzt, als Soforttest zur
Entscheidung, ob eine Bewusstlosigkeit durch Coma oder durch
Hypoglykämie
eingetreten ist. Er erlaubt jedoch nur eine relativ grobe Bestimmung
und es bedarf einiger Übung, bis es gelingt, die Farbunterschiede
innerhalb von 2
Sekunden zu vergleichen.
Zur
Selbstkontrolle des Stoffwechsels durch den Diabetiker und zur raschen
Beurteilung des diabetischen Stoffwechsels ist die Streifenmethode
heute weitgehend anerkannt, allerdings nur in Verbindung mit einem
tragbaren Reflektometer welche von diversen Firmen in Verbindung mit
Ihren Teststreifen angeboten werden.
Es gab diese Teststreifen in Glasflaschen und
auch auf Rollen aufgewickelt.
(Die ganze
Rolle bestand aus reaktionsfähigem Material) Siehe Bild unten.
Die besten
Teststreifen,
die ich bisher finden konnte, und die ich im Moment selber besutze
( 17. Jan. 2014 ) sind die Sensor-Teststreifen von LIFESCAN
OneTouch Ultra
Die
modernen
Sensor-Teststreifen sind im Vergleich zu früher super einfach in
der Anwendung. Einen Nahteil möchte ich hier aber doch nicht
verschweigen. Bei den alten " Farbumschlags Teststreifen " konnte man
noch
überprüfen, ob das Lesegerät Blutzuckermessgerät im
richtigen Bereich gemessen hat,
wenn man den Farbuschlag in seiner Farbtiefe nach der Messung mit der
Farbskala uuf em Gerät verglichen hat.
Auch
konnte man die
Streifen wenn das Gerät ausgefallen war ohne Gerät noch
verwenden für eine " Notfallmessung " das geht mit den neuen
Sensor Teststrefen natulich nicht mehr ohne Ablesegerät sind sie
nicht zu benutzen.
Am
billigsten
sind
Blutzucker-Teststreifen zu bekommen, wenn Sie zuerst ins Ausland
exportiert dann umetikettiert, und wieder nach Deutschland reimportiert
werden.
z. B. von kohlpharma GmbH 66663
Merzing.
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5.6. Die
photometrische Methode
Es gibt zwei Möglichkeiten, der
photometrischen Methode
Die erste beruht auf der Messung
des Farbumschlags eines Indikators
Die zweite beruht auf der Messung
der optischen Signatur der Substanz selbst, die man messen möchte
ohne
Indikator.
Zunächst zu
Möglichkeit 1
Diese
Art der
photometrische Methode, wie sie
in Kliniken und Forschungslabors zur quantitativen Blutzuckerbestimmung
angewandt wird, ist eine Verfeinerung der enzymatischen Methode.
Die
Grenze
der
Leistungsfähigkeit der
Streifenmethode ist durch die Unterscheidung zweier verschiedener
Farbintensitäten durch das menschliche Auge oder das
Kleinreflektometer
gegeben. Bei der photometrischen Methode misst man die
Farbstoffkonzentration,
die bei der GOD-POD-Reaktion entsteht
im Prinzip folgendermaßen.
Das in einem
bestimmten Frequenzbereich ausgestrahlte Licht durchdringt eine
Küvette von
bestimmter Schichtdicke und fällt danach auf die Photozelle eines
Belichtungsmessers, der dann die entsprechende Beleuchtungsstärke
anzeigt. Je
stärker die Konzentration der Lösung, d.h. des darin
enthaltenen Farbstoffes
ist, um so mehr Licht wird von diesem Farbstoff absorbiert. D.h. die
sog. Extinktion
(Auslöschung) wird umso größer, je konzentrierter der
Farbstoff ist. Unter der
Voraussetzung eines linearen Zusammenhangs zwischen Extinktion und
Konzentration
legt man zwei Fixpunkte der Extinktion fest und kann danach alle
dazwischen
liegenden Konzentrationswerte berechnen.
EA x
100
Glucose-Konzentration = ------------------- mg/dl
ES
Dabei ist EA = die
Extinktion der Analyse. ES = die Extinktion des Standards, mit der der
erste
Fixpunkt festgelegt wird. Der zweite Fixpunkt wir einfach ins 0-Niveau
gelegt.
Es muß in diesem
Zusammenhang gesagt werden, dass es physikalisch gesehen eigentlich
falsch ist, von einer Extinktion zu reden. Was man mißt ist
nämlich nicht die Extinktion an sich, sondern viel mehr die
Extinktionsdifferenz z.B. die Extinktionsdifferenz zwischen Luft und
Lösungskonzentration. Auch die Bezeichnung mg/% wie sie in der
Medizin verwendet wird, ist physikalisch gesehen nicht exakt. Besser
ist mg/ 100ml, denn diese Bezeichnung sagt aus, wieviel mg eine
bestimmte Lösung in 100 ml Flüssigkeitsmenge enthält,
während die Bezeichnung mg/% eigentlich aussagt, daß eine
bestimmte Lösung ein Anzahl von mg einer Substanz je Prozent
enthalte, was physikalisch nicht korrekt ist.
Nach der Methode,
nach der das monochromatische, d.h. möglichst Licht nur einer
Wellenlänge, "hergestellt" wird, unterscheidet man verschiedene
Photometer.
Die Verwendung von
monochromatischem Licht hat bei der Colorimetrie vor allem deshalb
große Bedeutung, weil dadurch die "Extinktion", die man
mißt, in größtmöglichem Maße durch die zu
messende Konzentration eines bestimmten Farbstoffes hervorgerufen wird.
Man legt zu diesem Zweck die ausgestrahlte Wellenlänge in den
Bereich des Adsorptionsmaximums der zu messenden
Farbstoffkonzentration. Je geringer die Bandbreite der ausgestrahlten
Wellenlängen ist, desto genauer kann die Extinktion
bezüglich eines einzigen Farbstoffes gemessen werden.
Beim
Filterphotometer wird das durch eine Glimmlampe erzeugte
Lichtkontinuum, das viele Wellenlängen enthält, gefiltert,
d.h. man wählt eine
bestimmte Wellenlänge aus, indem man ein Farbfilter einsetzt.
Beim
Spektrallinienphotometer wird das Linienspektrum von
Quecksilberdampflampen zur
Gewinnung von monochromatischem Licht verwendet. Man macht sich hier
die Tatsache zunutze, dass die Atome genau definierte Spektrallinien,
d.h. Licht ganz bestimmter Wellenlängen aussenden, die als so
genannte Photonen beim Sprung
eines Elektrons von einer energetisch höheren Bahn auf eine
energetisch
niedrigere Bahn abgestrahlt werden. Die Auswahl der gewünschten
Spektrallinie
wird dann wiederum durch ein Filter bewerkstelligt. Beim
Spektralphotometer
wird aus dem Lichtkontinuum zunächst ein kontinuierliches Spektrum
erzeugt. geschieht dies durch ein Prisma, so spricht man von
Prismenphotometer. Geschieht dies durch ein Beugungsgitter, so spricht
man vom Gitterphotometer. Durch eine Spaltblende wird dann
monochromatisches Licht aus dem Spektrum ausgewählt.
Die Grenzen der
Messgenauigkeit sind dadurch gegeben, dass man bei schmalem Spalt zwar
eine genaue Wellenlänge jedoch geringere Lichtintensität, bei
weitem Spalt zwar genügende Lichtintensität jedoch
verschiedene Wellenlängen erhält. Aus diesem Grunde lief die
Entwicklung auf diesem Gebiet auf immer kompliziertere
Messverstärker, die den Lichtstrom der Photozelle entsprechend
verstärken.
Zur Durchführung
der ersten Aart der photometrischen Methode, d.h zur
Farbreaktion, gab es
bereits in den 70 er Jahren Reagenziensätze von Merk: Merkotest
Blutzucker GOD-Methode,
Artikel Nr. 3322 oder 3328 oder die O-Toluidin-Methode, Artikel
Nr. 3335.
Bei den ersten
beiden Arten entstand ein rotbrauner bei der O- Toluidin-Methode ein
grüner Farbstoff.
Kann diese
Bestimmungsmethode auch vom Diabetiker durchgeführt werden ?
____________________________________________________________________
Heute kann man ein Gerät zur
photometrischen Glucose - Bestimmung, das nach dem
"State of the Art" den Blutzucker im Vollblut misst bei Amazon kaufen.
Ich habe ein solches Gerät gekauft, um zu testen, wie genau das
erste nicht-invasive BZ -Messgerät der Welt, misst.
Damit teste
ich auch meine "Teststreifen-Ablesegeräte " bevor ich Sie
über längere Zeit einsetze.
Das
genauesete Blutzucker Messgerät, das ich bisher finden konnte ist
der.
HemoCue®
Glucose 201 RT Analyzer
* arbetiet mit einer
veränderten
Glucose-
Dehydrogenase- Methode.
* Die Glucose wird photometrisch gemessen
* Es wird die Absorption bei zweiverschiedenen Wellenlängen (
Farben) gemessen.
* Es werden für die Messung < 4
µl Blut benötigt
* Messzeit ca 1 Min
* Messbereich bei Vollblut Calibrierung 0-27,8 mmol/L das sind
(0-500mg/dl )
* Messbereich bie Plalma Calibrierung 0 -31 mmol/L das sind (0-560
mg/dl)
* Gewicht 250g
* Betrieb mit Steckernetztrafo (220-230V, 50-60HZ) oder 4 AA Batterien
(nicht im Lieferumfang enthalten)
* Abmessungen 85 x 160 x 43
__________________________________________________________________
Die
zweite Art der photometrischen Methode, bei der der Glucosegehalt der
Blutes
direkt über die optische Signatur der Glucose gemessen wird ist
meines
Erachtens die Interessantere, da sie dazu verwendet werden kann
Blutzuckerbestimmungen
ohne Blutentnahme zu erhalten.
Heute
gibt es spezielle Spektralphotometer mit denen die optische Signatur
der
Glucose direkt ohne enzymatische Aufbereitung der Glucose gemessen
werden kann.
Im Labor ( in vitro ) in wässriger
Lösung ist das kein Problem mehr
Der
Fortschritt der Technik ermöglicht sogar mit der Nahe Infrarot
Technologie die
Messung der Glucosekonzentration im Körper des Menschen
selbst ( in vivo)
Die Photometer von Zeiss kosteten im Jahr
1974 ab 6.599,--DM
Gesamtausrüstung PM2A Spektralbereich 200 - 850 um -. Ein
Spektralphotometer PMQ 3 Grundausrüstung 3 220 V 50....60 Hz
max 350 VA ohne Küvette kostete damals 25 593.-- DM.
( Preise und Preisliste gültig ab 1.Mai 1974) ___________________________________________________________________
Mein besonderes Hobby ist die Berührungsfreie
Glucosemessung mit Infrarotlicht.
>>weiter
lesen <<
________________________________________________________________
Literatur:
(7)
Prospekte
und
Preislisten zu Photometern von
Zeiss
Prospekt:
Diagnostika Merck
Vollständige Reagenziensätze für das moderne
medizinisch-chemische Labor.
_____________________________________________________________________________________
6.
Die Chance, durch Früherkennung
eines Diabetes die
Gesundheit zu
erhalten.
Der Arzt kann in der Praxis unter Anwendung
des oralen Glucosetoleranztestes (verschlucken einer
genau festgelegten
Traubenzuckermenge)
oder durch
Kontrolle des Blutzuckergehaltes nach einer intravenösen
Glucoseinjektion (Einspritzen einer
Traubenzuckerlösung in eine
Vene)
einen Diabetes im so genannten Latenzstadium ( Zustand an dem man
den Diabetes noch nicht an
körperlichen Warnzeichen erkennen kann ) entdecken.
Vor allem Personen
mit bekannter erblicher Belastung sollten sich eines solchen Testes
unterziehen, um die Manifestation (Augenblick an
dem man den Diabetes bemerkt) ihrer Anlage durch geeignete
Maßnahmen
z.B. Gewichtsreduktion zu verhindern bzw. hinauszuzögern.
Eine Verzögerung der Manifestation eines
Diabetes ist vor allem deshalb von Bedeutung, da die Gesundheit dadurch
geschützt wird.
Durch Früherkennung einer
hereditären (erblichen)
Belastung ist es möglich, z.B. durch eine
Diabetesdiät das geschwächte Organ zu schonen und somit die
Manifestation hinauszurögern und dadurch die Gesundheit zu zu
erhalten..
In manchen Fällen sind bei
Altersdiabetes (Diabetes
Typ 2)
Folgeerkrankungen eines länger Zeit anhaltenden unbehandelten
Diabetes schon vor der Festellung
des Diabetes beobachtet worden. Dies lässt sich mit der
schleichenden
Entwicklung dieser Diabetesart erklären. Die Krankheit wird hier
gewissermaßen
verschleppt, und es kommt über einen längeren Zeitraum zur
Hyperglykämie (Überzuckerung
des Blutes) bis sie
sich schließlich
in der Weise verstärkt, dass der Betroffene es bemerkt .
In diesen Fällen kann eine
frühzeitige
Erkennung der bestehenden Stoffwechselstörung und ein nachfolgende
Normalisierung der Stoffwechsellage durch Diät, orale
Antidiabetica oder Insulin die Gesundheit schützen.
Und deshalb ist es so
besonders wichtig, einen Diabetes so rasch wie möglich an seinen
Symptomen (körperlichen
Anzeichen) zu erkennen, damit die Gesundheit
geschützt werden kann.
____________________________________________________________________
6.1 Diabetes -
Vorsorge-Untersuchungen
Das vorausgegangene Kapitel weist auf den
Vorteil von Vorsorgeuntersuchungen hin.
Durch die Weiterentwicklung der
Teststreifenmethode wurden auch groß angelegte
Reihenuntersuchungen mit vertretbarem Aufwand möglich.
Zu diesem Zweck waren bereits in den 70er
Jahren in jeder Apotheke Teststäbchen für 20 Pfennig
erhältlich, mit denen eine einfache Harnzuckeruntersuchung
vorgenommen werden konnte. Aber auch groß angelegte
Diabetes-Suchaktionen wurden damals schon durchgeführt.
Bei einer Filteruntersuchung der Stadt
Tübingen und anliegender Gemeinden im Jahre 1967 wurden insgesamt
30 000 Personen über 40 Jahren erfasst. Von diesen meldeten sich
nach zuhause mittels Teststreifen durchgeführter Urinuntersuchung
265 Personen beim Arzt, da der Test positiv ausgefallen war. Die
Nachuntersuchungen durch die freie Ärzteschaft ergab 130 bisher
unbekannte Diabetiker, die einer rechtzeitigen Behandlung
zugeführt werden konnten. Die Kosten der auf diese Weise
durchgeführten Früherkennung eines Diabetikers beliefen sich
im 1 Abschnitt der Aktion auf rd. 17,-- DM.
Dies zeigt die Wirksamkeit und die
Rechtfertigung derartiger Aktionen. Dabei muss jedoch stets der freie
Wille des einzelnen im Auge behalten werden, denn diesem muss es
überlassen bleiben, ob er den Test ausführt oder nicht, und
ob er sich, was sicher ratsam ist, bei positiv ausgefallenem Test beim
Arzt einfindet.
Die damaligen Tests haben sich im
Wesentlichen auf die Früherkennung von Typ 2 Diabetes gerichtet. (
90 % aller Diabetiker sind Typ 2 Diabetiker ) Der Vorteil dieser
Früherkennung liegt darin, dass dadurch die Gesundheit des
Betroffenen durch entsprechnede Therapiemasnahmen erhalten werden kann.
Heute werden Vorsorge Untersuchungen beim
Hausarzt aber auch in Firmen durchgeführt.
Es gibt dann noch Vorsorgeuntersuchugen zur
Früherkennung von Typ 1 Diabetes, bei dem eine Untersuchung auf
Antikörper gegen Betazellen durchgefühft wird, um zu
erkennen, ob das Risiko einer Typ 1 Erkrankung besteht.
Der Nutzen dieser Vorsorge Untersuchungen
besteht im Wesentlichen darin, dass der Betroffene nicht durch den
Eintritt der Erkrankung durch eine Entgleisung des Stoffwechsels
aufmerksam gemacht wird.
Bei allen Vorsorge Untersuchungen muss es
jedoch in der freien Entscheidungsbefugnis des einzelnen liegen, ob er
daran teilnehmen will oder eben nicht.
Die Kenntnis um eine bestehende
gesundheitliche Gefährdung kann auch zu einer großen
seelischen Belastung führen und durch den dadurch verursachten
Stress im Rahmen einer
" self fulfilling prophecy" die Manifestation dieser oder einer
anderen Erkrankung beschleunigen.
Literatur: Das öffentliche
Gesundheitswesen Monatsschrift für Gesundheitsverwaltung
und Sozialhygiene Stuttgart, Jan 1967 Heft I Untersuchungen auf
Diabetes und Nierenerkrankungen. in zwei Landkreisen.
W. Steuer und R. Hoffmann
___________________________________________________________________
6.2
Die Verbreitung
der Zuckerkrankheit
Unter Verbreitung will ich hier die
Häufigkeit des Diabetes mellitus in der Bevölkerung
verstanden wissen und nicht etwa die These vertreten, dass Diabetes –
z.B. als Virusinfektion - verbreitet wird.
Mit Hilfe von Filteruntersuchungen, wie sie
im vorangegangenen Kapitel geschildert wurden, kam man in Nordamerika
auf eine Diabeteshäufigkeit von 1,5 - 2,0 % in ländlichen
Gebieten. In städtisch besiedelten Gebieten ergab sich eine
Diabeteshäufigkeit von 2 - 3 % der Gesamtbevölkerung
In der B.R.D. betrug die
Diabeteshäufigkeit
in den 70 er Jahren 2 - 3 %.
Eine im Frühjahr 1967 in München
durchgeführte Untersuchung an 790 000 Personen aller
Altersklassen, an der 72% der Gesamtbevölkerung des untersuchten
Gebietes teilnahmen, ergab 2% mit manifestem Diabetes. Bei weiteren
1,22% handelte es sich um Verdachtsfälle mit Glucosurie. Nach
dieser Untersuchung überwiegt bei den bereits bekannten
Diabetikern der Anteil der Frauen, während bei den
Verdachtsfällen die Männer mit einem Anteil von 2/3 die
Mehrheit bilden.
Von 3300 Verdachtsfällen mit Glucosurie
waren
2908 Diabetiker. 628 waren eindeutig nicht diabetisch.
Somit belief sich der Anteil der Diabetiker
auf 82% aller nach untersuchten Verdachts-Fälle.
Der Anteil der vorher unbekannten Diabetiker
belief sich dabei auf 54% aller nach untersuchten Verdachts-Fälle.
Damit ergab diese Filteruntersuchung eine
Diabeteshäufigkeit von weniger als 1% an nicht erkannten
Diabetikern in der Bevölkerung.
Eine umfassende Zusammenstellung über
die
Diabeteshäufigkeit in anderen Kontinenten wurde schon vor
Jahrzehnten von :
Campbel,
G.D.: The distribution of diabetes mellitus in Africa,
Asia, Australia and the Pacific Islands in (6)
Band II S. 365 ff
gemacht.
Seither ist die Tendenz steigend.
Derzeit
leben
ungefähr 285 Millionen
Menschen, das sind ungefähr 6,6 Prozent der auf der Erde lebenden
Menschen an
Diabetes mellitus erkrankt. Nur ungefähr 5 Prozent davon sind Typ
1 Diabetiker
die überwiegene Mehrheit von fast 95 % sind Typ 2 Diabetiker.
Am 11.
März
2013 wurde von der
Bundesregierung ein:
Entwurf
eines
Gesetzes zur Prävention
vorgelegt
Darin
heißt
es in Artikel 1
Änderung
des
fünften Buches Sozialgesetzbuch
§ 20
(1)
Die Krankenkasse
sieht in der Satzung Leistungen zur primären
Prävention vor.
………
Erkärung:
Das bedeutet Lestungen für Gesunde, damit Sie gesund bleiben.
Die Leistungen
sollen insbesondere folgende Gesundheitsziele im Bereich der
Gesundheitsförderung und Prävention umsetzen.
1.
Diabetes mellitus
Typ 2 Erkrankungsrisiko senken. Erkrankte früh erkennen und
behandeln.
50 %
aller
neu
entdeckten Typ 2 Diabetiker
werden erst nach Jahren im Rahmen einer Untersuchung beim Hausarzt
entdeckt.
Es
besteht
Grund
zur Hoffnung, dass das Geld der Versicherungen jetzt auch dazu
verwendet wird, um
die Gesundheit der Gesunden zu erhalten, nicht alleine dazu,
krank gewordene zu versorgen.
Literatur:
(6)
(7)
____________________________________________________________________
7.
Die Chancen des diabetischen
Kindes
Im Jahr 1974 lag die durchschnittliche
Lebenserwartung der Diabetiker aller Altersklassen bei ca. 18 Jahren
nach Manifestation des Diabetes.
Die durchschnittliche Lebenserwartung
diabetischer Kinder lag nach Statistiken der Joslin-Klinik, in denen
Beobachtungen aus 7 Jahrzehnten zusammengefasst wurden, bei 30 Jahren.
Genauso lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei einer
Diabetesmanifestation zwischen dem 10ten und 40ten Lebensjahr bei 30
Jahren nach Manifestation eines Diabetes.
Man darf bei derartigen Werten allerdings
keine Aussagen bezüglich eines einzelnen diabetischen Kindes
machen, da sie einen Durchschnittswert und somit nicht die Regel
darstellen.
Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche
Lebenserwartung
eines diabetischen Kindes in der Vor-Insulin-Ära bei 1,2 - 2,9
Jahren lag, so zeigt sich hier wiederum der eminente Fortschritt, den
die moderne Diabetestherapie gebracht hat.
In den vergangenen Jahrzehnten haben sich
diese
Durchschnittswerte immer wieder verbessert. Es kommt allerdings im
Einzelfall stets darauf an inwieweit die verbesserten Chancen der
zwischenzeitlich weiter verbesserten Diabetestherapien vom einzelnen
auch genutzt werden.
Die neueste Untersuchung, zur
Lebenserwartung mit Typ 1 Diabetes, die ich derzeit kenne, ist die Untersuchung von
Frau Prof . D. Helen Colhoun von der
Universität von Dundee in Schottland.
Sie legte die Ergebnisse
dieser Untersuchung auf dem 49. EASD Annual Meeting
Kongress offen. Das Treffen der European
Association for the Study of Diabetes (EASD) in Barcelona in Spanien
fand vom
23-27 September 2013 statt.
Danach hat sich
die Lebenserwartung bei Menschen mit Typ 1 Diabetes im Vergleich zu
1994 um ca. ein Drittel verbessert.
Es ist wichtig, dass vor allem Krankenversicherungs-Gesellschaften
und Lebensversicherungs-Gesellschaften von dieser Studie erfahren, damit eventuell erhobene
Risiko-Zuschläge die aufgrund von veraltetem Datenmaterial erhoben
wurden, verkleinert werden können.
Dieser
Meinung
ist auch der deutsche Diabetologe Prof. Dr. Dr.
h.c. Reinhold Bretzel, der ehemalige Ordinarius und Direktor der
Medizinischen
Universitätspoliklinik in Gießen.
Ich möchte im Folgenden die
körperliche
Entwicklung des diabetischen Kindes, d.h. den
stoffwechselphysiologischen Aspekt und die geistig-seelische
Entwicklung kurz umreisen.
Literatur: (7)
_____________________________________________________________________________________
7.1
Die körperliche Entwicklung
(stoffwechselphysiologischer Aspekt)
Der Verlauf eines Diabetes mellitus beim Kind
lässt fast immer 5 deutlich abgegrenzte Phasen erkennen.
Diese Phasen gab es vor 60
Jahren und es hat sich daran bis heute nichts geändert. Es
wurde einige Male versucht in den Autoimmunprozess einzugreifen, aber
bisher meines Wissens ohne nachhaltigen Erfolg ( Jan. 2014 )
Als erste Phase wird diejenige Phase
bezeichnet, in der die ersten Krankheitssymptome, wie starker Durst,
rasche Gewichtsabnahme und eine erhebliche Verschlechterung des
Befindens auftreten. In vielen Fällen ist es in dieser Phase schon
zum Auftreten eines Präcoma oder eines Coma gekommen, da die
Symptome zunächst nicht richtig gedeutet wurden. Diese Phase ist
mit der ersten Einstellung in der Klinik, bei der anfänglich
relativ viel Insulin benötigt wird, abgeschlossen.
Die zweite Phase ist durch eine stabile
Stoffwechsellage und einen relativ geringen Insulinbedarf
gekennzeichnet. Gelegentlich wird in der ersten Zeit der stabilen Phase
kein Insulin mehr benötigt, so dass die Stoffwechsellage allein
durch Diät im Gleichgewicht gehalten werden kann. Die Dauer dieser
stabilen Stoffwechsellage hängt zunächst vom Alter ab, in dem
sich der Diabetes manifestierte. Je jünger das Kind bei der
Diabetesmanifestation war, desto länger hält diese Phase an.
Sie hängt aber auch von der Güte der Stoffwechselführung
ab. Wird in dieser Phase für Kostregulierung, einen geregelten
Tagesablauf und ausreichende körperliche Betätigung wie auch
regelmäßige Stoffwechselkontrolle gesorgt, so hält sie
länger an.
<> Man nimmt an,
dass diese stabile
Stoffwechsellage dadurch zustande kommt, dass in dieser Phase der
Inselapparat in eingeschränktem Maße noch
funktionstüchtig ist. Erst nachdem die Bauchspeicheldrüse
ihre Funktion vollends eingestellt hat, tritt die dritte Phase auf.
Nach Untersuchungen der Diabetologin White endet die stabile Phase bei
40% aller jugendlichen Diabetiker nach einem Jahr, bei 60% endet sie
nach zwei Jahren und bei 90% nach 5 Jahren. Nur in seltenen Fällen
kann die stabile Phase noch länger anhalten.
Daraus wird auch ersichtlich, weshalb die Überlebensrate bei
Typ 1 Diabetes vor der Insulin Ära bei ungefähr diesem
Zeitrahmen lag.
In der dritten Phase nimmt die benötigte
Insulinmenge proportional zum Körpergewicht zu. Als groben
Durchschnittswert kann man angeben, dass pro kg Körpergewicht eine
Einheit Insulin benötigt wird, um die Stoffwechsellage im
Gleichgewicht zu halten.
Wenn in der dritten Phase der Insulinbedarf
laufend stieg, ging man inderÄrader konventionellenTherapie dazu
über, auf zweimalige Insulininjektion umzustellen. Häufig war
dann die Menge des Insulins bei zweimaliger Injektion niedriger, als
die Insulinmenge, die bei nur einmaligem Spritzen benötigt worden
wäre. Das war vor allem wichtig weil, die Tagesblutzuckerkurve
sich bei zweimaligem Spritzen infolge der besseren
Anpassungsmöglichkeit gleichmäßiger gestalten lies.
Die vierte Phase, die durchschnittlich 5 - 6
Jahre nach der Diabetesmanifestation, spätestens aber beim
Eintritt in die Pubertät auftritt, macht sich durch eine instabile
Stoffwechsellage mit starken Blutzuckerschwankungen bemerkbar.
Die hormonelle Umstellung und die vermehrte
Ausschüttung von Wachstumshormonen üben in gewissem Grade
eine negative Wirkung auf die Einstellung des Diabetikers aus. Dies ist
jedoch nicht der einzige Grund für das Zustandekommen dieser
labilen Phase. Hier wirkt sich auch die während dieser Zeit
bestehende psychische Labilität vieler, d.h. auch vieler
diabetischer Jugendlicher negativ auf das Stoffwechselgleichgewicht
aus. Die Anforderungen in der Schule oder auch im Beruf werden
größer und es ist nicht mehr so leicht, einen geregelten
Tagesablauf einzuhalten, wie dies im Kindesalter der Fall war. Eine
gewisse Rebellion, wie sie für diese Altersgruppe typisch, gegen
jede Art von überkommenen Ordnungen, geäußert wird,
betrifft natürlich auch die Ordnung, die der Diabetes fordert.
Diese labile Phase muss zwangsläufig so
lange anhalten, bis ein junger Mensch von sich aus Prinzipien
aufstellt, denen er ihrer Notwendigkeit folgend gehorcht, während
er früher im Kindesalter die Autorität seiner Eltern und
deren Prinzipien akzeptierte. Der junge Mensch muss sich in diesem
Alter auch zum ersten Mal mit seinem Diabetes selbst bewusst
auseinandersetzen. Er muss seine Grenzen kennen lernen und es entstehen
ihm zusätzliche Probleme, z.B. hinsichtlich der Berufswahl, die zu
meistern sind.
Man sollte diese psychischen Faktoren meines
Erachtens auf keinen Fall unterschätzen. Sie stellen eine
Belastung des Stoffwechsels dar, die nicht durch ein paar Einheiten
Insulin mehr oder weniger ausgeglichen werden kann.
Die fünfte Phase beginnt mit dem Ende
der Pubertätswachstumsphase, das sich durch ein gleich bleibendes
Körpergewicht und eine gleich bleibende
Körpergröße anzeigt. Der Kalorienbedarf, bezogen auf
das Körpergewicht und somit auch die Menge der aufgenommenen
Kohlenhydrate nimmt nach Beendigung des Wachstums ab. Es ist daher ohne
weiteres verständlich, dass die nach Abschluss des Wachstums
mögliche und auch nötige Reduzierung der Kohlenhydratmenge
sich in einem gesenkten Insulinbedarf ausdrückt. Die
Stoffwechsellage ist jetzt wieder stabiler, so dass sich der Diabetes
leichter einstellen lässt.
Ich möchte an dieser Stelle noch
anfügen, dass ein
Diabetes auch positive Auswirkungen auf die Entwicklung eines Kindes
und eines Jugendlichen haben kann. Diabetes fördert die Ausbildung
des
Bewusstseins der betroffenen Person, da vieles bewusst getan wird, was
sonst bei einem Gesunden unbewusst ausgeführt würde.
Durch die ständig nötige
Aufmerksamkeit auf das Gesetz von Ursache ( z.B. Essen ) und Wirkung (
hoher Blutzucker ) entsteht ein tieferes Verständnis für
kausale Zusammenhänge im materiellen und auch im geistigen Bereich.
Wenn Sie sich für das Gesetz
von Ursache und Wirkung im materiellen und imateriellen Bereich
interessieren, dann empfehle ich Ihnen zur Lektüre das Buche
:
Das
LOL²A-Prinzip: Die Vollkommenheit der Welt
Der Autor gibt darin Einblicke, wie
liebevolle Gedanken und liebevolle Handlungen eine liebevolle Reaktion
der Umgebung bewirken.
Aber auch, dass im Gegensatz dazu
hasserfüllte Gedanken und hasserfüllte Handlungen eine
zerstörerischen Reaktion der Umgebung bewirken.
Womit ich
zum
nächsten Abschnitt
weiterleiten möchte.
Literatur:
(8)
_________________________________________________________________________________
7.2
Die geistig-seelische
Entwicklung
Das Unterthema, die geistig-seelische
Entwicklung diabetischer Kinder und Jugendlicher, das bereits im
vorausgegangenen Kapitel Anklang fand , würde sich zur Erstellung
einer weiteren Arbeit dieser Art eignen. Es kann hier in keiner Weise
vollständig behandelt werden.
Zunächst möchte ich die Frage
aufwerfen,
inwieweit die griechische Weisheit "mens sana in corpore sano" auf den
Diabetiker zutrifft. Muss man diese Weisheit in der Richtung ausdehnen,
dass man sagt "eine bedingt gesunde Seele in einem bedingt gesunden
Körper", wobei man den Zustand der "bedingten Gesundheit" des
Diabetikers auf sein Seelenleben ausdehnen würde?
Als Antwort auf diese Frage zunächst
eine
Feststellung. Häufige Hypoglykämien bzw. starke
Blutzuckerschwankungen könen zu einer Schädigung des Gehirns
führen.
Bei 8065 insulinbehandelten Diabetikern
wurden die schwersten Hypoglykämien bei Kindern beobachtet. Daraus
schließt Günther (f) auf eine größere
Empfindlichkeit des kindlichen Gehirns gegenüber Glucosemangel. Es
könnte allerdings auch an einer erhöhten
Insulinempfindlichkeit, oder an einer höheren Anzalhl von
Insulinrezeptoren in den Zellwänden von Kindern, oder an einer größeren Freude an
körperlicher Bewegung liegen.
Er gibt dazu folgende Zahlen an. In 87
Fällen wurden Hirnschäden auf Hypoglykämie
zurückgeführt. 13 Kinder sind mit Sicherheit im
hypoglykämischen Schock gestorben. Bei 5 weiteren muss dieser als
Todesursache angenommen werden. Bei 16 Patienten, wovon es sich bei 13
um Kinder handelte, entwickelte sich ein zerebrales Anfallsleiden. Bei
4 Kindern und einem Erwachsenen entwickelte sich eine sog. Demenz,
dabei handelt es sich um eine schwere Wesens-Veränderung. Es
wurden auch leichtere zerebrale Defekte wie z.B. Beeinträchtigung
der Gedächtnisfunktion und der Konzentrationsfähigkeit bei
Diabetikern beobachtet, die als Folge hypoglykämischer
Zustände gedeutet wurden.
Hier möchte ich noch einmal
auf die Bedeutung eines Hypoglykämie-Warnhundes wie inmeinem
Artikel :
Die
Chance, vor einer schweren Unterzuckerung durch einen
Diabetiker-Warnhund gerettet zu werden. >>weiterlesen<<
beschrieben hinweisen.
Die Häufung hypoglykämischer
Reaktionen und
somit die Gefahr des Auftretes einer Hirnschädigung im Kindesalter
kann verschiedene Ursachen haben.
Als erste Ursache muss man sicher die
stärkere funktionelle Labilität des vegetativen Nervensystems
beim Kind ansehen. Ferner aber auch den beim Kind
verhältnismäßig hohen Kohlenhydratbedarf. Dadurch kommt
es nicht nur zu den typischen spontanen Hypoglykämien mit stark
abgesenkten Blutzuckerwerten, sondern auch zur sogenannten
Pseudo-Hypoglykämiem, die durch einen zu raschen Blutzuckerabfall
durch die Gegenregulation des Organismus hervorgerufen werden.
Besonders bei Verwendung von Alt-insulin kam es, als Folge eines zu
raschen Blutzuckerabfalles, zu hypoglykämischen Symptomen, obwohl
der Blutzuckerwert noch im Normalbereich lag, da der Organismus auf
diese Stoffwechselsituation mit verstärkter Ausschüttung von
Katecholaminen reagiert.
Als weitere Ursache müssen
selbstverständlich auch die Umstände der kindlichen
Lebensführung in Betracht gezogen werden. Häufig fehlt im
Kindesalter noch die Einsicht in, wie ich es nennen will,
Stoffwechselnotwendigkeiten.
Eine zweite Feststellung, die man treffen
kann, lautet: "Häufige Schulversäumnisse vermindern den
Schulerfolg und haben deshalb eine negative Auswirkung auf die geistige
Entwicklung eines Kindes". Die Tatsache, dass beim diabetischen Kind,
bedingt durch Stoffwechselkontrollen, aber auch durch
Krankenhausaufenthalte Schulversäumnisse häufiger auftreten,
stellt ein deutliches Handicap für das diabetische Kind dar, das
die schulischen Chancen mindern kann.
Nach diesen beiden Feststellungen sollte man
als Folgerung annehmen können, dass sowohl die schulischen
Leistungen als auch der I.Q. diabetischer Kinder unter dem von
vergleichbaren Altersgruppen liegt. Dies
ist jedoch nicht der Fall, der I.Q. diabetischer Kinder und auch ihre
Schulleistungen entsprechen im Durchschnitt denjenigen von
vergleichbaren Altersgruppen.
(f)
Bezüglich der Schulleistungen schnitten
diabetische Kinder sogar im
Durchschnitt besser ab, als ihre vergleichbaren Altersgenossen.
Zur Erklärung dieser Tatsache existieren verschiedene Annahmen. So
wird unter anderem angenommen, dass das diabetische Kind durch
erhöhte schulische Leistungen versucht, seinen körperlichen
Mangel wieder wettzumachen, es sucht sozusagen nach
Selbstbestätigung. Diese erhöhte Strebsamkeit genügt
dieser Ansicht nach, um das körperliche Handicap des diabetischen
Kindes nicht nur zu kompensieren, sondern sogar noch bessere Leistungen
zu ermöglichen.
Man sollte jedoch den Einfluss, den eine
geregelte Lebensführung wie sie beim diabetischen Kind, wenn eine
konservative Therapie durchgeführt wird, zur Notwendigkeit wird
auf die Schulleistungen ausübt, bei der Erörterung seelischer
Kompensationsmechanismen nicht außer Acht lassen.
Soviel zunächst zur geistigen
Entwicklung.
Zur seelischen Entwicklung kurz einige Daten nach (f).
Nach einem
Persönlichkeits-Frustrations-Test
(PFT) reagierten 43% der Diabetiker anders als ihre jeweiligen
Altersgenossen. 43% anstatt zu erwartender 25% zeigten in diesem Test
die Tendenz, das frustrierende Hindernis nicht zu betonen. 35% waren
gar bemüht, die Existenz des Hindernisses überhaupt zu
leugnen. 44% anstatt zu erwartender 25% setzten sich nur in geringem
Maße oder auch gar nicht zur Lösung von Konfliktsituationen
ein. 36% erwarteten wenig oder gar keine Hilfe von der Umwelt. 30%
richteten in vermindertem Maße
Beschuldigungen und Tadel gegen sich selbst. 61% anstatt zu erwartender
50% zeigten diese Reaktionsweise in "normalem" Ausmaß, wobei
natürlich zu fragen wäre, was das normale Ausmaß
eigentlich ist.
Nach dem Ergebnis dieses PFT neigen 30 - 40%
aller Diabetiker dazu, in Frustrationssituationen mit
Verdrängungs- bzw. Verleugnungsmechanismen zu reagieren.
Die Anzahl derartiger Tests ist
unüberschaubar. Weitere Literatur in Anhang von (f). Selbst
Untersuchungen zur Häufigkeit von Nägelkauen und
Daumenlutschen, im Vergleich mit nichtdiabetischen Altersgenossen,
wurden durchgeführt, mit dem Ergebnis, dass kein signifikanter
Unterschied bestehe.
Zum Abschluss dieses Themas möchte ich
sozusagen exemplarisch, eine Untersuchung zum Beliebtheitsgrad des
diabetischen Kindes unter Klassenkameraden nach (f) herausgreifen.
Dabei ergab sich durch statistische
Berechnung, dass die etwas geringere Beliebtheit mit der
Häufigkeit der Schulversäumnisse und einer langen
Krankheitsdauer in Beziehung stand. Es zeigte sich, dass diabetische
Kinder vor allem dann weniger beliebt bzw. unbeliebt waren, wenn sich
ihre Mutter ihnen gegenüber übermäßig
kontrollierend ("overprotective") verhielt. Es zeigte sich auch, dass
diejenigen diabetischen Kinder, die sich besser an die
Diätvorschriften halten, zu den beliebteren gehörten. Dies
zeigt, dass das diabetische Kind durch seine Diät von seinen
Mitschülern nicht in eine Außenseiterrolle gedrängt
wird. Da die Gefahr eines Krankenhausaufenthaltes bei Nichteinhalten
der Diät jedoch größer wird, zeigt sich auch hierin,
der Zusammenhang mit der Häufigkeit der Schulversäumnisse.
Es wird deutlich, dass das diabetische Kind
durch Einhalten der notwendigen Lebensweise nicht nur die Chance
für einen gesunden Körper, sondern auch seine Beliebtheit in
der Klasse und somit seine Chance auf ein gesundes Seelenleben zu
vergrößern vermag.
Wichtig ist, dass ein Kind frühzeitig
Verantwortung für sich und andere zu übernehmen lernt z.B.
durch die Aufgabe
ein Haustier wie ein Meerschweinchen zu betreuen.
Literatur:
(f) Beihefte zum Archiv für
Kinderheilkunde
Heft 66
Die
psychische Entwicklung diabetischer
Kinder
und Jugendlicher von
Priv.- Doz. Dr. Ingeborg Jochmus (1971)
Ferdinand Enke Verlag Stuttgart
________________________________________________________________________________
8.
Die
gesellschaftlichen Chancen des Diabetikers
Die soziale Stellung des einzelnen in der
Gesellschaft hängt hauptsächlich von seiner Fähigkeit
und von seiner
Bereitschaft Leistungen zu erbringen ab. Der Hinweis auf die "bedingte
Gesundheit" des Diabetikers hilft hier wenig. Die Öffentlichkeit
und
manche Behörden verbinden mit diesem Ausdruck nichts anderes, als
nur eine ärztlich bescheinigte Einschränkung der
Leistungsfähigkeit. Nach eigener Erfahrung kann ich zunächst
sagen, dass ein
"nicht für voll genommen werden" eine stärkere psychische
Belastung für einen Diabetiker darstellen
kann, als dies durch die rein physisch bedingten Tatsachen
hervorgerufen werden
würde.
Anhand eines kleinen Beispiels lässt
sich dies gut verdeutlichen. Nicht
der Verzicht auf die Torte am Esstisch oder das Eis in der Eisdiele
stellt die eigentliche Belastung dar, sondern die Befürchtung,
deshalb zum
Außenseiter, in diesem Fall zum Außenseiter der
Kaffeegesellschaft gestempelt
zu werden. Die meisten Diabetiker werden mir zustimmen, wenn ich
behaupte, dass
Mitleid in solch einer Situation wie Hohn empfunden werden kann.
Vor allem das Ziel
der
Diabetes-Gesellschaften und der Diabetiker-Selbsthilfegruppen ist es,
die nach
medizinischen Kriterien unberechtigte soziale Diskriminierung der
Diabetiker zu
verhindern, indem sie die Interessen der Diabetiker bei den
Behörden vertreten.
________________________________________________________________
8.1
Der Diabetiker
im Beruf
Die Stellung des Diabetikers im Beruf wird
durch den Einfluss von Lebensalter, Zeitpunkt der
Diabetesmanifestation, der erforderlichen Behandlung, den
eventuell bestehenden Diabeteskomplikationen und eventuellen
zusätzlichen Erkrankungen, aber auch durch die Art des Berufes
bestimmt.
Gute Voraussetzungen für den Diabetiker
bieten Berufe, bei denen der Diabetiker den Erfordernissen seiner
Stoffwechsellage möglichst gut nachkommen kann, d.h. also Berufe,
mit geregelter Arbeitszeit und möglichst gleichmäßiger
körperlicher Belastung. ferner sollte jedoch auch die
Diätverpflegung und die Möglichkeit der Stoffwechselkontrolle
gegeben sein. Nach diesen Kriterien stellte der sozialmedizinische
Ausschuss der Deutschen Diabetes Gesellschaft positive und negative
Listen der verschiedenen Berufe auf.
Nach (7) S. 29 positiv Liste
Gruppe 1:
Sehr gute Voraussetzungen für
die
anhaltende berufliche Leistungsfähigkeit von Diabetikern sind in
Berufen gegeben, bei denen eine Diätverpflegung und die
regelmäßige Stoffwechselkontrolle am Arbeitsplatz
möglich sind. Heilberufe (Arzt, Zahnarzt, Apotheker)
Heilhilfsberufe (Krankenschwester, technische. Assistentin,
Arzthelferin, Laborant, Krankengymnastin, Diätassistentin und
ähnliche Tätigkeiten)
Gruppe 2:
Gute Voraussetzungen sind für
folgende Berufe gegeben:
z.B. Angestellte und Beamte im Dienst von Krankenhäusern,
wissenschaftlichen Instituten,
Gesundheitsämtern und Sozialhilfeeinrichtungen sämtliche
Lehrberufe und ähnliche Tätigkeiten.
Gruppe 3:
Ausreichende Voraussetzungen
für
eine anhaltende berufliche Leistungsfähigkeit bieten folgende
Berufe:
z.B. technische Berufe (Mechaniker und Techniker für alle Sparten
der Schwachstromtechnik, technische Zeichnerin und ähnliche)
handwerkliche Berufe z.B. Gärtner, Schlosser, Graphiker und
ähnliche Tätigkeiten.
Negativ Liste
Gruppe 1.
Berufe, die von Diabetikern aus
Gründen der Sicherheit ihrer Mitmenschen und ihrer Umwelt nicht
ausgeübt werden dürfen: z.B. Lokomotivführer,
Flugzeugführer, Berufskraftfahrer.
Gruppe 2:
Berufe, von denen man dem Diabetiker
um seiner eigenen Sicherheit willen abraten muss: z.B. Dachdecker,
Schornsteinfeger, Maurer, Feuerwehrmann, Hochofenarbeiter,
Bergführer.
Gruppe 3:
Berufe, die für nicht geeignet
sind,
da Probleme mit den Diätrichtlinien leicht auftreten können: z.B. Gastwirt, Koch, Konditor,
Bäcker.
Gruppe 4:
Berufe, bei denen sich die
unregelmäßige Lebensweise nachteilig bemerkbar macht: z.B.
Handelsvertreter, Künstler, Schichtarbeiter, Politiker.
Der jugendliche Diabetiker wird wohl bei der
Berufswahl derartige Überlegungen in Erwägung ziehen und eine
entsprechende Berufsausbildung anstreben. Schwierigkeiten können
sich allerdings bei der etwa notwendig werdenden Umschulung
älterer Diabetiker ergeben. Die Kosten einer derartigen
Umschulung, die meist mehr als zwei Jahre in Anspruch nimmt, tragen in
der Bundesrepublik die Rentenversicherungen. Trotzdem wird eine
derartige Umschulung wohl immer eine, nicht nur finanzielle, Belastung
für einen Altersdiabetiker darstellen. Oft kann eine Verminderung
des bisherigen Einkommens und somit eine Verminderung der Rente, in dem
neuen Beruf nicht vermieden werden.
Eine Umshulung bietet
jedoch auch die Chance auf ein höhers Einkommen nach
erfolgreicher Umschulung.
Eine frühzeitige Invalidisierung, d.h.
eine
Invalidisierung vor dem 65. Lebensjahr, ist bisher nur bei 3 - 5 %
aller Diabetiker aufgetreten.
Nach der Positiv Liste der Deutschen
Diabetesgesellschaft ist nach der Gruppe 2 der Beruf des Angestellten
und Beamten, für den Diabetiker geeignet. Wie aber verhält es
sich mit der
Aufnahme ins Beamtenverhältnis?
Bereits am 7.5.1971 wurden von der
Deutschen Diabetesgesellschaft dem Bundesministerium für Jugend,
Familie und Gesundheit Richtlinien vorgelegt, Sie fanden die Zustimmung
des damaligen Ministeriums. Ich möchte diese Richtlinien hier
zitieren.
"Richtlinien für die Beschäftigung
von
Diabetikern, besonders als Beamte im öffentlichen Dienst"
1. Ein genereller Ausschluss von Diabetikern
von pensionsberechtigten Anstellungen im Staatsdienst und
vergleichbaren Positionen bei anderen Behörden und der Industrie
ist seither ( 7. 5.1971 )
aus medizinischen Gründen nicht mehr
gerechtfertigt.
2. Für die Einstellung in die genannten
Positionen
kommen alle arbeitsfähigen Diabetiker in Frage, deren
Stoffwechselstörung mit Diät allein, mit Diät und oralen
Antidiabetica und / oder Insulin auf Dauer gut einstellbar ist.
3. Diabetische Bewerber um solche Positionen
sollen frei von wesentlichen Komplikationen sein, die gewöhnlich
in Abhängigkeit von der Diabetesdauer entstehen. Insbesondere
sollen in der Regel am Augenhintergrund opthalmoskopisch keine
Mikroaneurysmen nachwiesbar sein.
4. Diabetische Bewerber müssen ein
ärztliches
Zeugnis vorweisen, aus dem die Güte der Stoffwechselführung,
der regelmäßigen und fortgesetzten Kontrolle ihres Zustandes
und der
Kooperationsbereitschaft hervorgeht. Schlecht kontrollierte und nicht
koopereative Diabetiker stellen ein erhöhtes
Beschäftigungsrisiko dar und können daher nicht angenommen
werden. Die Anstellbarkeit des Bewerbers soll in der Regel durch ein
fachärztliches Gutachten geklärt werden.
5. Die Beurteilung der "guten
Einstellbarkeit" des Stoffwechsels hat individuell
zu
erfolgen. Ein wesentlicher Anhaltspunkt hierfür ist der Nachweis
einer ausreichenden Verwertung der innerhalb von 24 Stunden verzehrten
Kohlenhydrate und Fette. Für ohne Insulin behandelte Diabetiker
bedeutet dies überwiegend Harnzuckerfreiheit bei geregelter
Diät. Mit Insulin behandelte Diabetiker sollten nicht mehr als 10
bis 15% der verzehrten Kohlenhydrate innerhalb von 24 Stunden im Harn
ausscheiden. Ketonkörper dürfen nur gelegentlich auftreten.
Zur Beurteilung des diabetischen
Stoffwechselzustandes ist ein einzelner Blutzuckerwert, besonders im
Nüchternzustand, ungeeignet. Gleiches gilt für die
Untersuchung einer einzelnen Urinportion. Es ist erforderlich,
wenigstens drei Blutzuckerwerte im Tagesverlauf zu messen, am besten 2
Stunden nach den Mahlzeiten. Diese Werte sollten bei Diabetikern, die
mit Insulin behandelt werden, nicht wesentlich über 220 mg/dl
enzymatisch bestimmter Glucose liegen, bei diätetisch und
zusätzlich mit oralen Antidiabetika behandelten nicht wesentlich
über 160mg/100ml. In Zweifelsfällen wird die Einweisung des
Bewerbers zur kurzfristigen Beobachtung in eine klinische Diabetes-
bzw. Stoffwechselabteilung empfohlen.
6. Für die Übernahme in das
Beamtenverhältnis
war ferner erforderlich, das der Bewerber das 25. Lebensjahr
überschritten hat und sein Diabetes länger als zwei Jahre
unter fortlaufender Kontrolle steht. Eine zwei - bis dreijährige
Probeeinstellung mit folgender endgültiger Beurteilung kann in den
Fällen erfolgen, bei denen das Beschäftigungsrisiko
wahrscheinlich gut ist, sich aber zum Zeitpunkt der Untersuchung noch
nicht mit genügender Sicherheit bestimmen lässt.
7. Diabetische Bewerber, die diesen
Voraussetzungen entsprechen, sollen ohne besondere Bedingungen in die
Pensionskasse aufgenommen werden.
8. Diabetiker, die rein diätetisch
behandelt
werden, können jede Art von Beschäftigung verrichten, zu der
sie nach Vorbildung und Leistung auch sonst geeignet wären.
Insulinspritzende Diabetiker sollen keine Tätigkeiten verrichten,
die unregelmäßige Arbeitszeiten erfordern (Schichtwechsel,
Nachtarbeit von 22.00 bis 7.00 Uhr), um den damit verbundenen Wechsel
mit Diät und Insulinplan zu vermeiden. Aus Sicherheitsgründen
sollen sie ferner nicht zu Tätigkeiten herangezogen werden, die
beim Eintritt hypoglykämischer Reaktionen Gefahren für sie
selbst oder ihre Mitarbeiter mit sich bringen könnten, z.B. als
Fahrer öffentlicher Verkehrsmittel, an Kraftmaschinen, Arbeiten
auf Gerüsten. Dies gilt auch für Diabetiker mit
Hypoglykämie -Neigung, die mit stark wirkenden oralen
Antidiabetika behandelt werden.
9. Jeder Diabetiker kann an ärztlichen
Kontrolluntersuchungen in Intervallen, die sich nach den Gegebenheiten
des Einzelfalles richten. Sie können im Allgemeinen alle 12 Wochen
erfolgen.
Jährlich kann eine gründliche
Allgemeinuntersuchung erfolgen.
10. Falls bei Diabetikern Komplikationen
eintreten, die die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigen,
aber einen Arbeitsplatzwechsel wünschenswert erscheinen lassen,
soll dieser vom zuständigen Medizinalbeamten veranlasst werden.
Nach unserer Verfassung galten diese
Richtlinien in den einzelnen Bundesländern nur als Empfehlung. Es
kam nach (7) gelegentlich zu Schwierigkeiten, wenn Diabetiker einen
Antrag um Aufnahme in das Beamtenverhältnis stellten. Es kann
hilfreich sein, die vorgesetzte Dienststelle auf die entsprechenden
Richtlinien hinzuweisen.
Literatur: (7) Zitat S. 531-532
________________________________________________________________
8.2
Diabetes und
Wehrdienst
In Deutschland führt das Vorliegen eines
Diabetes, unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung, zum
Ausschluss vom Wehrdienst im Frieden.
( Seit Juli 2011 ist die Wehrpflicht in
Deutschland in Friedenszeiten ausgesetzt, sie ist nicht abgeschafft,
obwohl manche Politiker das fordern.)
Nach der zentralen
Dienstvorschrift Z.D.V 46/1 ist festgesetzt, wer zum Wehrdienst
herangezogen kann.
Danach wurden diejenigen Diabetiker,
die unter die Beurteilung nach 10/IV; 10/V; 10/VI fallen nicht zur
Ableistung des Grundwehrdienstes herangezogen. Sie können auch
nicht freiwillig zur Bundeswehr gehen.
Ein Verschweigen eines bestehenden
Diabetes bei der Einstellung wäre ein Einstellungsbetrug und
würde zum sofortigen Ausschluss führen wenn es entdeckt
würde.
Die entsprechenden Abschnitte haben
folgenden Wortlaut:
"10/IV Diabetes mellitus leichten Grades,
der ohne Insulin bei
Verabreichung entsprechender Diät beherrscht werden kann (nicht
im Truppendienst verwendbar).
10/V Diabetesverdacht bis zur Klärung
der
Diagnose.
10/VI Diabetes insipidus und Diabetes
mellitus mittleren und
schweren Grades, entsprechend der Facharztbeurteilung
jugendlicher Diabetes."
Wird ein Berufs- oder Zeitsoldat zuckerkrank,
so wird anhand eines truppenärztlichen Gutachtens über seine
Dienstfähigkeit entschieden.
Ein Zeitsoldat kann in besonderen Fällen
auf
eigenen Antrag aus seinem
Dienstverhältnis nach Manifestation eines Diabetes entlassen werden.
Literatur:
87)
Primärliteratur:
Z.D.V. (Zitat)
_________________________________________________________________________________
8.3
Der Diabetiker
im Verkehr
Dieser Abschitt
bezieht sich auf den Straßenverkehr. Für den
Luftverkehr und die Schiffahrt gelten weitere gesetzliche Bestimmungen.
Durch zahlreiche, statistische Untersuchungen
konnte nachgewiesen werden, dass nur in 0,005% bis 0,02%
sämtlicher Verkehrsunfälle der Diabetes mellitus mit seinen
Komplikationen die direkte Unfallursache darstellt. (7)
Es zeigte sich sogar, dass Diabetiker allgemein weniger
Verkehrsunfälle verursachen, als ihrem prozentualen Anteil an der
Gesamtbevölkerung entsprechen würde. (3)
Dies zeigt, dass beim Diabetiker
grundsätzlich zunächst einmel keine Einschränkung der
Fahrtüchtigkeit vorliegt.
Zu einer Einschränkung der
Fahrtüchtigkeit
kann es jedoch durch die Ausbildung diabetischer Spätschäden
z.B. einer die Sehschärfe beeinträchtigenden Retinopathie
kommen. Die Veränderungen an der Retina können sich in
wechselnder Reihenfolgen und unterschiedlicher Lokalisation einstellen,
so dass anfängliche Netzhaut-Veränderungen in der Regel nicht
zur Einschränkung der Fahrtauglichkeit führen. Zur
Beurteilung der Fahrtüchtigkeit eignet sich hier ein Funktionstest
des Auges, bei welchem Sehschärfe, Licht und Farbensehen sowie die
Gesichtsfeldbreite getestet werden.
In besonderen Fällen wird man
Diabetikern,
besonders Patienten, die einen Herzinfarkt durchgemacht haben, die
Eignung für das Führen von Kraftfahrzeugen der Klasse II und
von Fahrzeugen zur Fahrgastbeförderung absprechen müssen. Es
ist jedoch auch in solchen Fällen bei guter
Kooperationsbereitschaft gelegentlich möglich gewesen, nach
frühestens 6 Monaten eine Erweiterung der Fahrbefähigung
für alle Kraftfahrzeugklassen zu erhalten.
Vom
Deutschen
Diabetiker Bund wurden 10
Richtlinien
herausgegeben, die der Insulin spritzende Kraftfahrer beachten
sollte.
"1. Im
Kraftfahrzeug müssen immer
ausreichende Mengen an
schnellverdaulichen, das heißt rasch wirksamen Kohlenhydraten
(zum Beispiel Würfel- oder Traubenzucker) griffbereit sein.
Auch der Beifahrer sollte über den Aufbewahrungsort dieser
Kohlenhydrate informiert sein.
2. Bei
Verdacht auf einen beginnenden oder
abklingenden
hypoglykämischen Schock darf die Autofahrt nicht angetreten
werden.
3. Beim
geringsten Verdacht auf einen Schock
während der Fahrt
muss sofort angehalten werden. Der Fahrer muss Kohlenhydrate zu
sich nehmen und abwarten, bis der Schockzustand sicher
überwunden ist.
4. Vor
einer
Fahrt darf der Diabetiker
niemals mehr als die
übliche Insulinmenge spritzen und muss die vorgeschriebene
Tageszeit für die Injektion gewissenhaft einhalten.
5. Vor
Antritt einer Fahrt dürfen niemals
weniger Kohlenhydrate
gegessen werden als sonst. Empfehlenswert ist eher ein geringer
Mehrverbrauch an Kohlenhydraten.
6. Bei
längeren Fahrten sollte der Diabetiker
nach jeder Stunde
eine "Kleinigkeit" essen und alle zwei Stunden eine bestimmte
Menge an Kohlenhydraten zu sich nehmen.
7.
Nachtfahrten und andere lange Fahrten, die
den üblichen
Tagesrhythmus stören, sollten vermieden werden.
8. Eine
Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit
aus eigenem
Entschluss verhilft dem Diabetiker zu erhöhter Sicherheit.
9. Der
Diabetiker sollte darauf verzichten,
Fahrzeuge mit ihrer
Höchstgeschwindigkeit auszufahren.
10.
Jeglicher
Alkoholgenuss vor und während
der Fahrt ist
besonders dem Diabetiker generell verboten."
p.s.
Seit meiner Kindheit träumte ich vom Fliegen.
Ich wollte als Typ 1 einen Flugschein für Segelflugzeuge legal
erwerben.
Hier meine bisherigen Erfahrungen:
Habe ehrlich auf die gesundheitlichen Fragen des Fliegerarztes
geantwortet.
Es wurde alles mögliche untersucht ( z.B. Rötgenuntersuchung
der Lunge, Konditionstest auf dem Ergometer,Augenhintergrund usf.)
Habe dato keinerlei Folgeerkrankungen, bin sonst kerngesund und fit.
Habe gegen den ablehnenden Bescheid vor Gericht geklagt.
Bin " im Namen des Volkes" dazu verurteilt worden am Boden zu bleiben.
Habe die Kosten des Verfahrens, die Kosten der Untersuchungen und
der Gutachten zahlen müssen.
Hier die massgebliche Bestimmung in den Gestzten: ( Quellenangabe)
JAR-FCL 3.295 (d): Bewerber mit insulinpflichtigem Diabetes mellitus
müssen als untauglich beurteilt werden.
Ich möchte mich and dieser Stelle bei meinen Freunden bekanken,
die mich im Flugzeug mitgenommen haben,
z.B. für das großartige Erlebnis eines Alpen-Rundfluges
oder eines Kunstfluges im roten Doppeldecker über dem Farrenberg.
Literatur:
Zitat aus (7)
_________________________________________________________________
8.4 Die Versicherung und die Steuer bei
Diabetes
Die finanzielle Absicherung bei Arbeits- bzw.
Erwerbsunfähigkeit und auch im Alter stellt für den
Diabetiker eine besondere
Herausforderung dar.
Schwierigkeiten bei der Aufnahme in eine Versicherung insbesondere eine
Krankenversicherung, können sich ergeben, wenn der Diabetes, wie
dies besonders
beim Typ 1 Diabetes häufig vorkommt, vor dem Abschluss eines
Krankenversicherungsvertrages
bereits bestanden hat.
Als ich 1955 im Alter von zwei Jahren als Folge der
Pockenschutzpflichtimpfung
an Typ 1 Diabetes (damals juveniler Diabetes genannt) erkrankte, wurde
ich von
der Krankenversicherung kurzerhand von der Versicherung ausgeschlossen.
Begründung: Ich war noch keine 5
Jahre versichert. Das
dürfte heute in den allermeisten Fällen nicht mehr
möglich sein.
Heute bin ich bei der Deutschen Kranken Versicherung privat
krankenversichert
(Stand Jan 2014)
Vom
Standpunkt der Krankenversicherungsgesellschaften aus betrachtet ist es
verständlicherweise erstrebenswert, sich vor zu großen
Aufwendungen für
einzelne Mitglieder zu schützen. Deshalb berücksichtigen die
verschiedenen
Krankenversicherungen natürlich in verschiedener Weise bei der
Aufnahme in die
Versicherung die Diabeteshäufigkeit in der Familie des
Diabetikers, den
Schweregrad des Diabetes und auch die Häufigkeit der durch den
Diabetes
aufgetretenen Arbeitsausfälle. Vom Scheregrad er Erkrankung
hängt die spätere
Inanspruchnahme von Leistungen der Krankenversicherung ab. Vor allem
bei der
Beurteilung des Schweregrades ergeben sich Schwierigkeiten. Besonders
dann,
wenn sie nur nach den Unterscheidungsmerkmalen der jeweils angewandten
Diabetestherapie erfolgt in dem entschieden wird: Diätbehandlung,
d.h. leichter
Diabetes, Tablettenbehandlung d.h. mittelschwerer Diabetes,
Insulinbehandlung
d.h. schwerer Diabetes, wird die Beurteilung meines Erachtens den
Erfordernissen nicht gerecht. Sowohl ein Diabetiker, der nur mit
Diät gut
einstellbar ist als auch ein Diabetiker, der nur mit Insulin gut
einstellbar
ist kann bei Vernachlässigung jeweils einer dieser beiden
Therapiearten schlecht
eingestellt sein. Es muss auch in diesem Zusammenhang gesagt werden,
dass die
Therapieart keinen Einblick in die Güte der
Stoffwechselführung und somit auch
keinen Einblick in die Lebenschancen des einzelnen Diabetikers, die ja
z.B. bei
Abschluss einer Lebensversicherung beurteilt werden sollen, erlaubt.
Manche Versicherungsgesellschaften nehmen diese Beurteilung nach der
Auswertung
einer einzigen Stoffwechseluntersuchung vor. Dies stellt jedoch, wie
ich an
anderer Stelle bereits ausführte, mehr oder weniger einen
Zufallstreffer dar.
Meines
Erachtens sollte diese Beurteilung, die vor der Aufnahme in eine
Krankenversicherung erfolgt ganz allgemein, d.h. in Abhängigkeit
der Mortalität
der Diabetiker, sowie in Abhängigkeit von Manifestations- und
Lebensalter,
erfolgen. Wobei auch neueste Forschungsergebnisse über die
Erhöhung der
Lebenserwartung, wie im Vorausgegangenen erwähnt,
Berücksichtigung finden
müssen
Der
Versicherungsschutz von Krankenversicherungen erstreckt sich im
Allgemeinen auf
die zumindest teilweise Übernahme von
Medikamenten-,
Arzt- und Krankenhauskosten. Tritt eine Erwerbsunfähigkeit ein, so
muss eine
Rente gezahlt werden.
Da
diese Risiken bei bestehen eines Diabetes zweifelsohne erhöht
sind, fordern die
meisten privaten Krankenversicherer bei der Aufnahme in die
Versicherung einen
sog. Risikozuschlag, der sich in einer höheren
Versicherungsprämie
niederschlägt.
Auch längere Wartezeiten und eine Einschränkung von
Versicherungsleistungen,
z.B. eine Begrenzung des bezahlten Krankenhausaufenthaltes müssen
vom
Diabetiker beim Abschluss eines Versicherungsvertrages bei einem
privaten
Krankenversicherer in Kauf genommen werden. In der gesetzlichen
Krankenkasse
wird der Diabetes mellitus wie jede andere Krankheit beurteilt. Daher
unterscheiden sich Diabetiker nicht im Versicherungsverhältnis von
anderen
Versicherten und sie können auch dieselben Leistungen in Anspruch
nehmen. Diese
Regelung gilt sowohl für versicherungspflichtige Diabetiker als
auch für
Versicherungsberechtigte, die sich freiwillig versichern und nach
Abschluss des
Versicherungsvertrages an Diabetes erkranken.
In dem Fall
allerdings, in dem ein Diabetes erst nach dem Abschluss eines
Versicherungsvertrages auftritt, sind auch die privaten
Krankenversicherungen
zu uneingeschränkten Leistungen verpflichtet. Dies ist vor allem
deshalb von
Bedeutung, da auch zuckerkranke Kinder, wenn sie von Geburt an bzw. vor
der
Diabetesmanifestation versichert waren uneingeschränkten
Versicherungsschutz
genießen.
Eine weitere
Möglichkeit stellt die Aufnahme in eine Gruppenversicherung dar.
Für die Aufnahme
in solch eine Gruppenversicherung ist nur die Arbeitsfähigkeit des
einzelnen
ausschlaggebend, Auf die Untersuchung des einzelnen und somit auf die
Beurteilung eines Diabetes wird in den meisten Fällen verzichtet.
Das höhere Risiko
wird bei dieser Versicherung durch die höhere Anzahl der
Versicherten
ausgeglichen.
Für den Abschluss
einer Lebensversicherung gilt im Grunde dasselbe, wie für den
Abschluss einer
Krankenversicherung. D.h. tritt der Diabetes nach
Vertragsabschluß auf, so bleibt
der Versicherungsbeitrag derselbe. Wird bei bestehendem Diabetes eine
Lebensversicherung abgeschlossen, so müssen Risikozuschläge
gezahlt werden. Bei
schwerwiegenden Diabeteskomplikationen wird der Versicherungsschutz
durch eine
Lebensversicherung abgelehnt.
Die Regelungen
bezüglich der Steuer lassen sich kurz zusammenfassen.
Zum Ausgleich der
finanziellen Mehrbelastungen bei Diabetes, seinen Komplikationen d.h.
der
zusätzlichen finanziellen Belastung, die durch den bei
medikamentöser und
ärztlicher Behandlung auftretenden Verdienstausfall und durch die
Diätführung
entstehen, wurde vom Finanzamt von 25 Jahren ein steuerfreier Betrag
von 75.-
DM monatlich anerkannt.
Heute
(Stand Jan 2014) wird nur dann ein steuerfreier Betrag anerkannt, wenn
sich ein
Diabetiker die Schwerbehinderteneigenschaft zuerkennen läst.
Literatur: (7)
_________________________________________________________________________________
8.5
Der Diabetikerausweis
Wie schon erwähnt, sollte der Diabetiker
zu
seiner eigenen Sicherheit stets einen Diabetikerausweis bei den
Personalpapieren bei sich tragen.
Bei Auslandsreisen empfiehlt es sich, einen
Diabetikerausweis in der entsprechenden Fremdsprache mitzunehmen.
Ich bedauere sehr, dass die
Diabetikerausweise nicht einheitlich gestaltet werden können,
obwohl es
meines Erachtens wünschenswert wäre, dass überhaupt
jeder einen Gesundheitsausweis mit Blutgruppenvermerk usw. bei den
Personalpapieren aufbewahren hat, der bei Unfällen die Chancen
des einzelnen erhöht .
Der Diabetikerausweis auf dem Bild oben ist datiert auf den 08.11.1968.
Die alten Diabetiker-Ausweise waren viel detaillierter gehalten als die
neuen. Sie haben auch eine Bestätigung enthalten, weshalb der
Inhaber des Ausweises eine Spritze und Insulin dabei hat, und
wozu er die braucht und waren vom Krankenhaus oder Arzt unterschireben
und abgestempelt.
Die modernen Ausweise von heute sind nur noch für den akuten
Hypoglykaemie Fall gedacht.
Kostenlose Diabetikerausweise in Papierform in Deutscher Sprache
können Sie von zahlreichen Pharmafirmen erhalten, oder von
Diabetiker Vereinen .
Auch Ausweise in der Form eines Kunststoffkärtchens, sind im
Handel ,die den Vorteil haben, dass die Schrift länger lesbar
bleibt,.
Es gibt auch Umhänger, die um den Hals getragen werden wie ein
Schmuckstück. Sie sind hilfreich, weil sie bei
Bewusstlosigkeit leichter gefunden werden wie ein Ausweis im Geldbeutel.
______________________________________________________________
8.6. Der Kinderwunsch
Vor allem für die Typ 1 die Diabetikerin
/
den Typ 1 Diabetiker, stellt sich die Frage, ob der Wunsch Kinder zu
bekommen /
zu zeugen, von Seiten einer "bedingten Gesundheit" her vertretbar
und erfüllber ist.
Die Problematik der Möglichkeit der
Vererbung
der Zuckerkrankheit wurde bereits im Kapitel 2.1 Genetische Anlage
angerissen.
in der genetischen Beratung wurde in der Vergangenheit, zumindest zum
Teil, auf
Zahlen aufgebaut, die sich bei einer einfach – autosomal - rezessiven
Vererbung ergeben würden, obwohl dieser Erbgang unwahrscheinlich
geworden ist.
Ich halte hier die Untersuchungen von Simpson
(7) für erwähnenswert, der versuchte, das Risiko zuckerkrank
zu werden zu berechnen
und zwar unter Zuhilfenahme der Statistik, ohne Zugrundelegung
irgendeines
Erbganges, bzw. einer Manifestationshäufigkeit oder Penetranz der
diabetischen Erbanlage.
Simpson zeigt anhand einer statistischen
Untersuchung an 6600 kanadischen Diabetikern, dass das Risiko,
zuckerkrank zu werden, nicht annähernd so groß ist, wie dies
bei monogen - autosomal- rezessiver Vererbung sein müsste.
In folgender Tabelle ist das Risiko in %
für
ein Familienmitglied einer bestimmten Altersstufe aufgetragen, wenn ein
Verwandter Diabetiker ist, selbst Diabetiker zu werden.
Alter (Jahre) Risiko %
Altersgruppe
0 – 19 Jahre 1 %
Altersgruppe 20 - 39 1 %
Altersgruppe 40 - 59 3 %
Altersgruppe
über 60 - 10 %
Bekommt ein Verwandter den Diabetes im Alter
bis 19 Jahren, so sind die Risikoquoten für die Verwandten aller
Altersgruppen doppelt so groß, mit Ausnahme der Gruppe über
60 Jahre. Außerdem verdoppeln sich die Risikoquoten für die
Verwandten aller Altersgruppen, wenn mehr als ein Verwandter diabetisch
ist.
Es hat sich gezeigt, dass die
Wahrscheinlichkeit einer Weitervererbung von Typ 2 Diabetes
größer ist, als
eine Weitervererbung von Typ 1 Diabetes. Oft tritt ein Typ 2 erst
auf,
wenn die entsprechende Person über das gebährfähige
Alter hinaus ist.
Soviel sei zunächst zum Risiko der
Verwandten
eines Diabetikers selbst zuckerkrank zu werden gesagt.
Die Mortalität diabetischer Mütter
während
der Schwangerschaft ist von 50%
in der Vorinsulinära auf 1% gesunken.
Grundsätzlich
kann man sagen, dass die
Fruchtbarkeit der Diabetiker bei guter Stoffwechselführung der der
Gesamtbevölkerung sehr nahe kommt.
Nach
einem Bericht einer Forschergruppe von
Ishola Agbaje
von der Queen’ s University in Belfast ( human Reproduction online July
2007; 22
1871 – 1877 ),
war
allerdings das genetische Material in den Spermien
bei Diabetikern stärker fragmentiert, als das in den Spermien von
gesunden Vergleichspersonen. Das
genetische Material in den Spermien von
Diabetikern war zu 52
% fragmentiert, das der gesunden
Vergleichspersonen nur zu 32 %.
Nicht
nur die
DNS im Zellkern, sondern auch
die DNS in den Mitochondrien wies bei Diabetikern mehr
Veränderungen auf als
bei gesunden Vergleichpersonen.
Die
befruchtete Eizelle allerdings ist in der
Lage, bis zu einem gewissen Grad, die fragmentierte genetische
Information wieder zu
defragmentieren.
Solche
Studien sind jedoch meines Erachtens immer relativ zu betrachten. Zur
Begründung meiner Ansicht möchte ich ein Beispiel aus
neuerer Zeit anführen.
Im
Januar 2012 haben argentisische Wissenschatler eine Studie
veröffentlicht . Nach dieser Studie haben nach 4
stündigem surfen im Internet unter WLAN Bedinungen 25 %
der Spermien der betroffenen Männer ihre Beweglichkeit
verloren. Auch wurde bei diesem Verhalten die Fragmentationsrate der
DNS erhöht
Originaltitel
der Studie :
>>Use
of laptop computers connected to internet through Wi-Fi decreases
human sperm motility and increases sperm DNA fragmentation.<<
<>
Literatur:
(7) (9)
_______________________________________________________________________________
9.
Chance einer Heilung / Alternative
Behandlungs-Methoden .
Eine noch so gute Diabeteseinstellung durch
Insulinsubstitution ist
jedoch keine Heilung des Diabetes an sich . Was jedoch letztlich stets
als
erstrebenswertes Ziel dastehen sollte, ist die so genannte restitutio
ad integrum, d.h. im Falle des Diabetes, derjenige Stoffwechselzustand,
wie er beim Gesunden vorliegt.
__________________________________________________________________________
9.1
Die
Zellulartherapie
Die Zellulartherapie beruht
m.E. auf der Ankurbelung des Regenerationsprozesses
des menschlichen Organismus.
Ich stelle mir das so vor :
Nehmen wir an, dass jede
spezielle Zellart im Augenblick ihres
Absterbens an die Umgebung
Botenstoffe abgibt, die den Zellen der gleichen Art mitteilen, dass sie
ersetzt werden muss, so
wäre dieses Signal für diese Zellen der gleichen Art das
Signal für einen Zellteilungsprozess.
Das Absterben einer Herzzelle würde demnach ein anderes Signal
ausstrahlen wie das Absterben einer Betazelle.
Durch dieses Signal
würden nun die teilungsfähigen
Zellen der gleichen Art zur Teilung veranlasst. Die Steuerung dieses Regenerationsprozesses könnte
durch einen Konzentrationskoeffizienten
dieses Botenstoffes gesteuert werden,
so dass sich immer nur so viele Zellen der gleichen Art teilen wie
abgestorben sind.
Würden nun lebende Zellen eines
Tieres in den menschlichen Körper
gebracht, so würden sie von
der Immunabwehr des Körpers als körperfremd erkannt und getötet. Wenn die tierischen Botenstoffe
dieser absterbenden Zellen
von gleicher Beschaffenheit sind wie die des menschlichen Körpers, so könnten
sie den Regenerationsprozess spezifischer
Gewebearten anregen.
Da der Regenerationsprozess auch durch lyophil getrocknete Zellen
eingeleitet werden kann müssten die " Regenerations-Botenstoffe "
durch den Vorgang der Gefriertrocknung erhalten bleiben und erst bei
der Zersetzung durch Zellen des Immunsystems freigesetzt werden.
Da für den Regenerationsprozess teilungsfähige Betazellen
vorhanden sein müssen gehe ich davon aus, dass diese
Behandlungsart nur bei Typ 2 Diabetes Wirkung zeigen kann.
Wenn alle teilungsfähigen Betazellen duch eine Autoimmunreaktion
zerstört sind, wie es beim Typ 1 Diabetes der Fall ist, läuft
das Regenerations Signal wohl ins Leere. Auch würden die neu
gebildeten Betazellen sofort wieder in Folge der neu gestarteten
Autoimmunreaktion zerstört.
Bei der Zellulartherapie handelt es sich um
eine von Prof. Dr. med. Paul Niehans entwickelte Behandlungsmethode.
Dabei werden lebende
Zellen aus Organen von Tierföten und
Jungtieren dem Menschen injiziert. Da die Zellen in dieser Lebensphase
sehr stoffwechselaktiv sind, wurde die Behandlung mit solchen Zellen
als sehr wirksam angenommen. Diese Methode führte zur sog,
Frischzelltherapie. Dabei wird unmittelbar nach dem Schlachtung des
Tieres eine Zellaufschwennung aus dem zerkleinerten Organ hergestellt.
Diese wird dem Kranken intramuskulär injiziert.
Selbstverständlich wird durch eine sehr genaue Untersuchung des
Spendertieres dafür gesorgt, dass die Übertragung von
Krankheitserregern auf den Menschen ausgeschlossen ist. Die erste
Injektion von Frischzellen erfolgte am 1-IV 1931 in der Klinik in
Clarens in der Schweiz. Es ist möglich die Zellulartherapie auch
mit lyophil getrockneten Zellen durchzuführen. Damit könnte
die Zellulartherapie auch von Ärzten durchgeführt werden, die
das Zellmaterial nicht selbst herstellen können.
Prof. Dr. med Paul Niehans versuchte zu
klären, ob es möglich wäre, durch Injektion von
Pankreaszellen den Diabetes mellitus pancreaticus zu heilen.
Zunächst wurden Versuche an Tieren
angestellt. Jedes Versuchstier erhielt 15 mg lyophil getrocknetes
Pankrasgewebe einmalig intramuskulär injiziert, Der
Nüchten-Blutzucker, der Blutzucker nach Belastung, wie auch die
Harnzuckermenge wurden bis zum 30 Tag nach der Injektion des
lyophilisierten Pankreasgewebes bei den Versuchstieren kontrolliert. Es
wurde beobachtet, dass die Injektion zu einer signifikanten Senkung der
pathologisch erhöhten Blutzuckerwerte führte. Die
Blutzuckerwerte der Versuchstiere lagen im Durchschnitt 43% unter denen
der Kontrolltiere, denen keine Pankreaszellen injiziert wurden. Auch
die Harnzuckerausscheidung ging als Folge der niedrigeren
Blutzuckerwerte bei den Versuchstieren zurück.
Um therapeutisch wertvolle
Betazellen-Präparate
zu gewinnen teilte Prof. Dr. med. Paul Niehans getrennten Gruppen
jeweils ihr Aufgabengebiet zu. Die erste Arbeitsgruppe hatte die
Aufgabe, die Inselzellen des Pankreas von den Verdauungssaft
produzierenden Zellen durch tryptische Verdauung des Bindegewebes zu
trennen. Das Bindegewebe wird dabei vor den Zellen verdaut. Danach muss
die Verdauung sofort unterbrochen werden, sobald die 3 Zellarten des
Pankreas im sog. Balducci- Apparat isoliert in der Flüssigkeit
frei schwimmen. Die Trennung der 3 Zellarten, Alphazellen, Betazellen,
Verdauungssaft produzierende Zellen, könnte anschließend auf
Grund ihres unterschiedlichen spezifischen Gewichtes vorgenommen
werden. Entnimmt man während dieses Verdauungsvorganges sukzessive
Proben, so kann man diesen Vorgang unter dem Mikroskop beobachten. Wird
der Verdauungsvorgang im richtigen Augenblick durch zufügen von
physiologischer Kochsalz-Lösung gestoppt, so enthält das
Präparat nur noch freischwimmende Zellen. Das Präparat
enthält also in diesem Fall Alpha- und Betazellen und falls man
einen fötalen Pankreas verwendet, noch nicht aktive
Verdauungszellen des fötalen Pankreas, denn die Verdauungszellen
des Pankreas nehmen ihre Verdauungssaftsekretion erst nach der Geburt,
stimuliert durch die erste Nahrungsaufnahme auf, während die
Alpha- und Betazellen bereits in fötalem Zustand voll
funktionsfähig sind.
Die zweite Arbeitsgruppe hatte die Aufgabe,
die Glucagon produzierenden Alphazellen von den Insulin produzierenden
Betazellen zu trennen, nachdem die Verdauungszellen entfernt worden
waren. Diese Trennung wurde auf mechanische Weise, durch sieben,
zentrifugieren und durch schichtweise Entnahme mit der Pasteur-Pipette
versucht, Auch eine Trennung auf chemische Weise, durch Schädigung
der nicht gewünschten Zellart und auf elektrische Weise wurden
versucht.
Die dritte Arbeitsgruppe hatte die Aufgabe,
die Vermehrung der fötalen Beta-Zellen und eine Aktivierung ihrer
Insulinsekretion zu versuchen. Dabei wurde folgendermaßen
vorgegangen. Es ist bekannt, dass wenn eine zuckerkranke Frau ein Kind
erwartet, sich ihre Blutzuckerwerte normalisieren und somit auch ihre
Zuckerausscheidung im Urin verschwindet. Dies kommt dadurch zustande,
dass der Fötus nicht nur sich selbst, sondern auch den
mütterlichen Organismus durch seine Insulin-Produktion
beeinflusst. Dadurch werden die Betazellen des fötalen Pankreas zu
erhöhter Insulinsekretion angeregt. Die Mutter ist dadurch
für die Dauer ihrer Schwangerschaft nicht mehr zuckerkrank, wird
jedoch nach der Geburt ihres Kindes wieder diabetisch.
Durch diese Mehrarbeit entwickeln sich die
Betazellen des fötalen Pankreas sehr stark. Sie hypertrophieren
und vermehren sich, so dass sich das im "normalen" Pankreas bestehende
Verhältnis von 50 Alpha- : 50 Betazellen auf 10 Alpha - : 90
Betazellen verschiebt.
Die Verhältnisse in Tierföten sind
folglich
für die Herstellung von therapeutisch wertvollen
Beta-Zellen-Präparaten sehr von Interesse. Der fötale
Pankreas eignet sich außerdem auch deshalb zur Herstellung von
Beta-Zellen-Präparaten, weil die Verdauungszellen in diesem
Zustand noch nicht aktiv sind, so dass bei einer Injektion von
Pankreaszellen auch ohne vorangehende Entfernung der Verdauungszellen
kein Verdauungsabszess an der Injektionsstelle riskiert wird.
Die erste Injektion von frischen
Beta-Inselzellen wurde am 2.10.1960 in der Klinik in Clarens in der
Schweiz durchgeführt, Sie wurde, wie die folgenden Injektionen von
Betazellen reaktionslos aufgenommen und hatte eine den Blutzucker
senkende Wirkung
In seinem 3. Situationsbericht - B - Zellen
der Inseln des Pankreas im Kampfe gegen Diabetes mellitus pankreaticus
- veröffentlicht Prof. Paul Niehans einige kasuistische Beispiele.
Da sich dieser Bericht meines Erachtens nahezu unglaublich anhört,
halte ich es für nötig, 2 dieser Beispiele daraus zu
zitieren.
>>Herr
P.C. geb. 1899: Zuckerkrank seit
April 1960. starkes
Durstgefühl.
15
Stunden
nach Absetzen jeder
Medikamentation unter
Beibehaltung der Diät wurde sein Blutzuckerspiegel nüchtern
bestimmt.
Resultat:
122mg/%
Der
Belastungstest mit 50 g Glucose ergab
nach 30
min
154 mg/%
nach 90 min 141 mg/%
Am 3. 10. 1960 Frischzellen-Injektion (incl.
B-Inselzellen). Die Kontrollen an den folgende Tagen schwanken zwischen
122 und 83 mg/%
Der Patient wird am 31.10. mit einem
Blutzuckerspiegel von 105 mg/% entlassen, mit der Bitte, uns monatlich
das Resultat des Zuckergehaltes seines Blutes mitzuteilen.<<
Da Herr P.C. seinen Diabetes im Alter von 61
Jahren bekommen hat, dürfte es sich bei dem Patienten um einen
Altersdiabetiker gehandelt haben. Der positive Effekt der Behandlung
wäre danach auf eine Regeneration des Inselzellsystemes also einer
Teilung von körpereigenen Beta-Zellen provoziert durch die
Botenstoffe der absterbenden tierischen Betazellen
zurückzuführen.
Heute wird von zahlreichen Autoren
angenommen, dass der Typ 1 Diabetes die Folge eines fehlgeleiteten
Immunsystems ist, welches die körpereigenen Betazellen des Typ 1
Diabetikers zerstört. In diesem Fall könnte durch diese
Therapieform wahrscheinlich keine Besserung des Stoffwechselzustandes
erreicht werden, da entweder die durch Teilung neu gebildeten
Betazellen wieder vom fehlgeleiteten Immunsystem angegriffen
würden bzw. da nach Zerstörung der letzten Betazelle durch
das fehlgeleitete Immunsystem keine Zellen mehr vorhanden sind, welche
zur Teilung veranlasst werden können.
Fallbeispiel
2:
>>Herr
N.W. geb. 1887: Zuckerkrankheit
als Alterserscheinung
seit 1943 mit schwerem Augenleiden seit 1959
15
Stunden
nach Absetzen jeder
Medikamentation unter
Beibehaltung der Diät wurde der Blutzuckerspiegel nüchtern
bestimmt.
Resultat:161mg/%
Die
Belastungsprobe mit 50 g Glucose ergab
nach 30
min
212mg/%
nach 90 min 228mg/%
Am 6.
10.
1960 Frischzellen-Injektion (incl.
frische B-
Inselzellen).
Die Kontrollen an den folgenden Tagen
schwanken zwischen 197 und 115mg/%. Der Patient wird am 3.11.1960 mit
einem Blutzuckerspiegel von 118 mg/% entlassen, mit der Bitte uns
monatlich das Resultat des Zuckergehaltes seines Blutes
mitzuteilen.<<
Prof. Paul Niehans schreibt dazu:>> Wir
können das Zahlenverhältnis tierischer A- und B-Zellen
beliebig kombinieren von 50 : 50 bis auf 95 % B - : 5 % A-Inselzellen.
es gilt nun, die optimale Proportion und die notwendige Injektionsmenge
bei verschiedener Höhe des Blutzuckerspiegels beim Menschen zu
bestimmen. Wie lange die Wirkung anhält, werden wir nach Jahren,
wenn wir genügend Rückblick haben, beurteilen
können.<<
Seit 1960 sind mittlerweile Jahrzehnte
vergangen, es ist mir jedoch bisher nicht gelungen, festzustellen, wie
sich die Entwicklung auf diesem Gebiet vollzogen hat und aus welchen
Gründen diese so viel versprechende Therapie heute nicht in
großem Umfang durchgeführt wird. Vielleicht spielen
allergische Reaktionen des menschlichen Körpers gegen artfremde
Zellen dabei eine Rolle. Weitere Gründe für die Tatsache,
dass sich alternative Therapieformen nur schwer durchsetzen können
wurden bereits in der Einleitung zu diesem Kapitel kurz angeschnitten.
Im Jahr 1997 wurde in Deutschland die
Frischzellentherapie auf Veranlassung des damaligen
Gesundheitsministers Horst Seehofer sogar ganz verboten.
Das Verbot
wurde jedoch im Jahr 2000 vom Bundesverfassungsgericht wieder
aufgehoben.
Heute wird die Frischzellentherapie z.B. im Deutschen Zentrum für
Frischzellentherapie in Oberbayern durchgeführt.
Es wird dort immer noch nach dem von Prof.
Niehans entdeckten Prinzip Gleiches für Gleiches behandelt. Also
Betazellen für Betazellen oder Herzzellen für das Herz.
Sogar die Schafrasse, aus der die Zellen
gewonnen werden ist noch die selbe.
Ich möchte an dieser Stelle besonders
den Wissenschaftlern und Ärzten danken, die bereit sind gegen den
Strom der Zeit zu schwimmen und alternativen Behandlungsmethoden eine
Chance zu geben. Es gehört sehr viel Mut und Rückgrat dazu,
gegen besehende Dogmen in der Wissenschaft alternative Wege zu gehen.
Es braucht sehr viel Entschlossenhait, zu riskieren aus der
Gemainschaft ausgeschlossen zu werden aufgrund einer alternativen
Überzeugug oder Therapie.
Literatur:
Die Zellulartherapie
Referatenblatt
B-Zellen der Inseln des Pankreas im Kampfe
gegen Diabetes mellitus pancreaticus
3. Situationsbericht von Prof. Dr. med. Paul
Niehans
Burier/Vevey (Schweiz) 16. XI. 1960
B-Inselzellen
zur Heilung des Pankreas
Diabetes
mellitus von Prof. Paul Niehans.
Burier / La Tour De Peilz Schweiz
Gesundheitsbrockhaus
___________________________________________________________
9.2
Heilung durch
Transplantation von Langerhans'schen Inseln
Bevor man versuchte eine Heilung des Diabetes
dadurch zu erreichen, dass man Langerhans'sche Inseln transplantierte
versuchte man zunächst die gesamte Bauchspeicheldrüse zu
transplantieren. Diese Operation ist jedoch, schon durch die Lage der
Bauchspeicheldrüse, kompliziert.
Deshalb wurde seit 1966 versucht, nicht die
gesamte Bauchspeicheldrüse zu transplantieren, sondern nur die
Langerhans'schen Inseln aus dem Pankreas des Spenders zu isolieren und
dem Empfänger an "beliebiger" Stelle des Körpers z.B. im
Muskelgewebe oder der Leber einzupflanzen, da es zunächst einmal
gleichgültig ist, an welcher Stelle des Körpers das Hormon
Insulin abgegeben wird, die dabei angewandte Mikrotechnik war jedoch
damals ebenfalls sehr kompliziert und führte nur zu einer geringen
Zahl von Inselklumpen.
Dr. Thomas und Mitarbeiter vom Royal Hospital
Sheffiled haben bereits 1973 eine Methode entwickelt mit der sich eine
große Anzahl von Langerhans'schen Inseln gewinnen lässt. Sie
haben dazu Bauchspeicheldrüsen von frisch getöteten Ratten
oder Kaninchen verwendet. Sie haben die Drüse zerkleinert und dann
einer speziell zu diesem Zweck entwickelten sog. Kollagenase-
Behandlung unterzogen. Der gesamte Vorgang hat damals 15 Minuten
gedauert. Er ergab ca. 350 Inseln pro Pankreas. Die Inseln waren unter
dem Mikroskop bei Dunkelfeldbeleuchtung als gelblich weise Bereiche
sichtbar und konnten mit der Pipette herausgeholt werden. Die Struktur
der Zellen erschien, nach dem mikroskopischen Bild beurteilt, normal.
Die Inseln wurden danach in Tiere desselben Inzuchtstammes
eingepflanzt, um ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen.
Eine Kontrolle hatte ergeben, dass die Zellen
noch einen Monat nach der Transplantation lebens- und
funktionsfähig waren.
Während bei der Frischzelltherapie ein
sog.
organspezifischer Regenerationseffekt hervorgerufen werden soll, wobei
der Untergang artfremder Zellen im Körper des Menschen bewusst in
Kauf genommen wird, ja gerade Voraussetzung für das Gelingen
dieser
Therapieform ist, wird
bei der
Transplantation von Langerhans'schen
Inseln versucht gewissermaßen einen lebensfähigen Symbionten in den
Körper einzupflanzen, welcher anstelle der untergegangenen Inselzellen die
Rolle des Insulinproduzenten
übernehmen soll.
Dazu
muss dieser Insulinproduzent
natürlich
de facto am Leben bleiben. Wird er von der Immunabwehr als
körperfremd
erkannt und zerstört oder in Bindegewebe eingebaut und dadurch
sozusagen ausgehungert oder erstickt, so würde in der Folge davon
die
Insulinproduktion des künstlichen Symbiontenerlöschen und die
Therapie wäre erfolglos.
Bis zum heutigen Tag werden Transplantationen
von Bauchspeicheldrüsen oder Langerhans'schen Inseln nur in ganz
seltenen Fällen durchgeführt.
Dies liegt einerseits an den Schwierigkeiten,
die durch die Abstoßungsreaktion
des Körpers auf körperfremde Organe auftritt, andererseits aber auch an den am
Anfang des Kapitels angeschnittenen
Hemmnissen mit denen alle Versuche einer Reversibilisierung der diabetischen
Stoffwechselstörung konfrontiert
werden.
Secundärliteratur:
Naturw. RSCH; 27 Jahrg.
Heft 4
1974, S. 156
Primärliteratur:
D. R. Thomas, M. Fox A. A. Grieve,
Nature 242, 259 (1973)
___________________________________________________________
9.3.
Heilung durch Zellfusion
Einem amerikanischen Forschungsteam ist 1973
zum ersten Mal die Heilung einer Stoffwechselkrankheit unter Anwendung
der Methode der Zellfusion gelungen. Die Methode der Zellfusion wird
schon seit einiger Zeit, vor allem bei der Pflanzen-Züchtung
angewandt.
Dabei werden die Membranen der Zellen zweier verschiedener Spender
aufgelöst, so dass die Zellinhalte miteinander verschmelzen
können und einen Hybriden bilden. Dieser Hybrid bildet dann eine
neue Zellwand aus, deren Struktur von den Genen beider Zellinhalte
bestimmt wird. Die Hybridzelle vereinigt jetzt die Eigenschaften beider
Zellen. Man kann diese Hybridzellen in Form einer Gewebekultur
heranzüchten, und dadurch Gewebe mit Hybridcharakter erhalten.
Dem oben erwähnten amerikanischen
Forscherteam dienten Mäuse eines Stammes, der ein als C 5
bekanntes Protein des komplementären Immunsystems nicht bilden
kann, als Versuchstiere. Bei erbgesunden Tieren wird dieses Protein von
den Makrophagen, den großen Fresszellen des Blutes, gebildet. Die
Forscher bildeten nun Zellfusionen von Makrophagen ihres erbkranken
Mäusestammes mit Nierenzellen erbgesunder Mäuse.
Tatsächlich bildete ein Teil der in der Gewebekultur
gezüchteten Hybridzellen das Protein C5, und wenn man die Zellen
aus diesen Kulturen erbkranken Mäusen injizierte, konnte in deren
Blut C5 nachgewiesen werden.
Danach wäre es also zumindest
theoretisch
denkbar, Betazellen eines geeigneten Spenders mit Körperzellen
einen Diabetikers zur Verschmelzung zu bringen, so dass zumindest ein
Teil der entstehenden Hybridzellen die Fähigkeit hätte,
Insulin zu produzieren. Allerdings sind auch solche Hybridzellen noch
zur Hälfte körperfremde Zellen, so dass sie Immunreaktionen
im Körper provozieren können. Da sich die
Abstoßungsreaktionen jedoch zunächst auf die Zellmembran
beschränken, ist die Gefahr einer Abstoßungsreaktion durch
die Hybridisierung auf die Hälfte eingeschränkt, dass die
Eiweiße der Hybridzellmenbran zur
Hälfte auch vom körpereigenen DNS-Anteil kodiert werden.
Gelänge es, die auf diese Weise
erzeugten
primären Hybridzellen noch ein weiteres oder gar mehrmals mit
körpereigenen Zellen zu hybridisieren, so würde dadurch mit
jeder weiteren Hybridisierung der Fremdanteil an der Membran
exponentiell sinken, vorausgesetzt natürlich die Fähigkeit
der daraus folgenden Hybriden, Insulin zu produzieren, bliebe erhalten.
Secundärliteratur
: Naturw. RUNDSCH;
27.Jahrg. Heft 8 (1974)
Primärliteratur:
N.L.Levy, R. Snyderman, R.L. Ladda, R.
Liebermann,
RNAS 70 3125 (1973)
__________________________________________________________
9.4. Die
künstliche Bauchspeicheldrüse
An der Universität in Ulm wurde in
Zusammenarbeit mit einer
amerikanischen Gerätefirma von einer Arbeitsgruppe um Herrn Prof. Pfeiffer bis 1975 eine künstliche
Bauchspeicheldrüse
entwickelt. Sie war damals ungefähr so groß wie ein
Kühlschrank
Der
Patient
wurde an die künstliche Bauchspeicheldrüse über eine Kanüle, die in die Armvene
eingeführt wurde,
angeschlossen. Diese diente der Blutentnahme zur ständigen Kontrolle des Blutzuckers. Am anderen Arm
befand sich der Anschluss
für das Insulin und andere Substanzen, die dem Körper während der Behandlung zugeführt
werden müssen. Die gesamte
Anlage war damals schon computergesteuert. Um die Funktionsfähigkeit der Anlage zu
kontrollieren, wurde zunächst
ein Testprogramm vom Arzt vorprogrammiert. Danach musste der Patient eine Einheitsmahlzeit zu sich
nehmen, die genau 100 g Glucose
entsprach.
Ca. 20 min
später hat die erste Glucose den Blutkreislauf erreicht. Verfügt der Patient über
kein eigenes Insulin mehr, so
steigt der Blutzuckerspiegel jetzt stark an. Wie stark der Blutzucker nach 100 g oral aufgenommener
Glucose ansteigt, zeigt in etwa
folgende Zeichnung nach (g) Abb. 24.
Ausgezogene
Kurve: Verlauf der Blutzuckerkurve beim Stoffwechselgesunden
Gestrichelte
Kurve: Verlauf der Blutzuckerkurve beim Diabetiker
Gepunktete
Linien: Grenzen der normalen Blutzuckerwerte
Man muss jedoch beachten, dass diese Kurven
nach oraler Gabe von 100g reiner Glucose aufgenommen wurden
(Glucosetoleranztest). Daraus ergibt sich die Tatsache, dass der
Blutzuckeranstieg sofort bei 0 Std. beginnt.
Die erste
Funktionseinheit der künstlichen Bauchspeicheldrüse bildete
ein Messgerät zur ständigen Blutzuckerkontrolle. Dazu wurde tropfenweise von einer Spezialpumpe
Blut angesaugt. Danach wurde die Blutzuckermessung nach der photometrischen
Methode
durchgeführt.
Das verwendete Spektralphotometer war schon damals Standard. Solche Geräte wurden
schon Jahre für die
automatische Bestimmung von Blutzuckerwerten in Kliniken verwendet. nach der Blutzuckerbestimmung
hielt ein Registriergerät
den Wert fest. Während ein Schreibgerät diese Daten notierte, rechnete der Computer in
Sekundenschnelle den
Insulinbedarf aus. Während dessen erfolgte schon die erste Insulingabe. ein genau arbeitendes
Dosierungssystem führte
automatisch die erforderliche Insulinmenge zu, so dass der Blutzuckerspiegel wie beim Gesunden unter
150mg/% blieb. Sank er zu tief,
so wurde er durch eine geringe intravenöse Glucosezufuhr wieder auf den Normalwert
gebracht. Diese Nachahmung des natürlichen Regelkreises
ließ erstmalig den
Insulinmangel künstlich optimal ausgleichen.
Das
wesentliche
an dem neuen Instrument war, dass es außerordentlich starke Impulse
für die weitere Verbesserung der Behandlung der Zuckerkrankheit gegeben hat.
Mit einem einzigen Instrument war
es möglich, den wesentlichen Nachteil der bisherigen Substitutionstherapie,
nämlich die Secretionsstarre
zu korrigieren. dadurch konnte nicht nur der Blutzuckerhaushalt total normalisiert werden, sondern auch alle
anderen Symptome des Diabetes
beseitigt werden.
Als
weitgestecktes Ziel schwebte den Forschern die einpflanzbare künstliche
Bauchspeicheldrüse vor. Dieses Ziel wurde aber in den vergangenen Jahren nicht
erreicht.
Literatur: (g) Dr. Herbert Klug, Hormone und Enzyme,
Die neue Brehm Bücherei s. 67
Quelle: Fernsehsendung, Bilder aus der Wissenschaft
Magazin von Günther Siefahrt, Do. 30. 1. 1995
_____________________________________________________________________
9.5.
Heilung durch
Gen - Reparatur
Man kann zunächst, rein
theoretisch, die Möglichkeit der Heilung einer
Stoffwechselkrankheit durch Reparatur des fehlerhaften Gens postulieren. Dann sind zwei
Wege der Heilung denkbar.
Die somatische Gentherapie und die Keimbahntherapie.
Bei der ersteren Methode würde die DNS
der
Somazellen repariert. Dadurch würden diese ihre Funktion im
Körper wieder aufnehmen und dadurch eine Heilung des an einem
ererbten
Gen - Defekt leidenden bewirken. Natürlich würde ein auf
diese Weise Geheilter seine defekte Anlage weitervererben. Daraus
folgt, dass bei einer zweiten Methode eine direkte Manipulation des
Erbgutes zur "endgültigen Reparatur" der fehlerhaften DNS
vorgenommen werden müsste. Dies hört sich zunächst
utopisch an und eröffnet Spekulationen auf einen völlig neuen
Menschen. In der Bundesrepublik Deutschland ist die Keimbahntherapie
derzeit verboten, als Grund für dieses allgemeine Verbot wird die
Gefahr des Missbrauchs dieser Technologie genannt. Dies wird m.E.
allerdings lediglich dazu führen, dass diese Therapie
zunächst in anderen Ländern durchgeführt wird.
Bereits im Jahre 1972 wurde von einem Team
des amerikanischen Zukunftsforschers Olaf Helmer eine Studie vorgelegt,
die nachwies, dass der "neue Mensch" als Produkt medizinischer
Forschung, der Mensch von Menschenhand, in den Laboratorien bereits in
Planung sei. Darin wurde ausgesagt, dass spätestens im Jahre 1986
das Geschlecht der Nachkommen fast sicher vorher bestimmbar sein wird
und dass weibliche Eizellen im Reagenzglas befruchtet werden
würden.
Die Futurologen haben sich allerdings
getäuscht. Nicht wie prognostiziert 1986 sondern bereits Anfang
Juli 1974 bestätigte der englische Fetusforscher Douglas Bevis,
was Fachleute schon vorher vermutet hatten, nämlich, dass bereits
drei Kinder in Westeuropa im Reagenzglas gezeugt wurden.
Damals wurden zum ersten Mal Frauen, die voll
über das Experiment informiert waren, Eizellen entnommen und in
einem Glaskolben mit männlichem Sperma vermischt. Nachdem sich die
befruchtete Eizelle mehrmals geteilt hatte, wurde sie in die
Gebärmutter zurückverpflanzt. Neun Monate später
erblickte das "Wunschkind" das Licht der Welt.
Heute gibt es ganze Kliniken, die, zur
Erfüllung eines Kinderwunsches, künstliche Befruchtung
anbieten.
Kalifornischen Genetikern gelang es bereits
vor 25 Jahren über Artgrenzen hinweg Bakterien - Gene in tierische
Zellen einzubauen. Die Tierzellen wiesen danach jene zusätzlichen
Fähigkeiten auf, die in den Genen des Bakteriums gespeichert
waren.
Wissenschaftlern von der Autonomen
Universität in Barcelona Spanien ist
die Heilung von diabetischen Hunden mit Hilfe einer Gentherapie
gelungen.
Die Forschungsarbeit wurde von Frau
Fatima Bosch geleitet.
Als Transportvehikel für
die Gene verwendneten die Forscher Teile von Adenoviren, die
keine Krankheiten auslösen können.
Für die Behandlung wurden die Gene
für die Bildung des Enzyms Glucokinase und Gene für die
Bildung des Hormons Insulin verwendet. Das Enzym Glucokinase
reguliert im Körper die Aufnahme von Glucose aus dem Blut.
Die Gene wurden in die Beine der
Hunde injiziert und entfalteten ihre Wirkung in der
Skelettmuskulatur.
Es gab schon zahlreiche Versuche in der
Vergangenheit beliebige Körper-Zellen zur Insulinbildung zu
veranlassen. Allerdings ungesteuert.
Das sentsationelle an dieser Forschungsarbeit
ist :
Die Insulinausschüttung erfolgte in
Anpassung an die Nahrungsaufnahme und die Bewegung der Tiere. Es kam zu
keinen Hypoglykämien oder sonstigen Folgereaktionen.
Eine einmalige Behandlung genügte.
Die
Normalisierung der Blutzuckerwerte bei den behandelten Hunden hielt
über 4 Jahre an.
Bis
heute
gibt es keine
Gentherapie des Diabetes mellitus. Weder des Typ 1 noch des Typ 2.
Quellen:
Stuttgarter Tageszeitung Nr. 246 23.
Okt.1974
Seite 15 Rubrik "aus Wissenschaft und Technik"
Zeitschrift Hundemagazin Wuff Online 18.02.2013
Gene Therapy for Type 1 Diabetes Moves a Step Closer to Reality
Diabetes May 1, 2013 62:1396-1397 /Treatment of
Diabetes and Long-term Survival
Following Insulin and GlucokinaseGene Therapy
(Behandlung von Diabetes und Lang-Zeit Überleben alsFolge einer
Insulin und Glucokinase
Gen Therapy)
_______________________________________________________________________
Literaturangabe
(1)
Weltgesundheitstag 1971
Die Zuckerkrankheit. Ihre Erkennung und Behandlung
50 Jahre nach der Entdeckung des Insulins
Schriftenreihe des Deutschen Diabetiker Bundes
(2)
Hormone,
Einführung in die Chemie und
Biologie
Dr. Ing. Olderich Hanc Forschungsinstitut für
Pharmazie und Biochemie, Prag (1959) s. -545-568
(3)
Hasco
Wandrey
Diabetes mellitus in Praxis und Forschung
Ein Leitfaden für Ärzte und Studierende (1971)
Wilhelm Goldman Verlag GmbH, München
(4) E.
Buddecke
Grundriss der Biochemie (1973)
(5)
Lausch
Diabetes Siege Hoffnungen und immer neue Rätsel
(6)
Handbuch
des
Diabetes mellitus Bd. I und
II
Hrsg. von E. F. Pfeiffer Lehmanns München (1971)
(7) V.
H.
Mehnert.
K. Schöffling
Diabetologie in Klinik und Praxis (1974)
(8) K.
Diemer:
Unser Kind - lebenstüchtig
trotz Diabetes
Ratgeber für Eltern diabetischer Kinder
Kirchheim & Co Verlag, Mainz 1. April 1968
84 Seiten (6,80 DM)
(9)
Prof. Dr.
K.
Schöffling, Dr. R. Petzold,
A. Fröhlich-
Krauel: Der große Ratgeber für Diabetiker Gräfe und
Unzer,
Urban und Schwarzenberg Verlag. München 1971, 244 Seiten
2 Farbbilder (25.-DM)
(10) H.
Otto
R
Spaethe (Herausgeber)
Diäthetik bei Diabetes mellitus
Verlag Hanshuber, Bern (1973) 173 Seiten (39,-DM)
Symposium in Bremen am 5. u. 6Nov. 1971
(11)
Leistungsfähiger und länger leben -
trotz Diabetes
Programmierte Beratung für Diabetiker
Mannheim Boehringer-Hoechst
Wissenschaftliche Beratung: Prof Dr. med. H. Mehnert
München
(12)
Gesundheitslexikon; Hausbuch für Gesunde
und
Kranke, Dr. med. Joseph Briegel 14. Auflage
bearbeitet von Dr. med. P. M. Bantz
Fackelverlag, Olten, Stuttgart, Salzburg (1968)
Anmerkung:
Diese
Literaturangabe enthält nur
die mehrmals
vokommenden Werke. Nur einmalig vorkommende Literatur und
Primärliteratur wurde im Anschluß an das jeweilige Kapitel
aufgeführt.
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